Grimes, Martha - Mordserfolg
der Mond.
Einstellung: Kater oder Zinnienbeet oder Bücher oder Anzugträger. Eins oder das andere. Je nachdem, was besser passte. Und die Männer, die in den Anzügen steckten? Unbedeutend. Sie waren kein Problem.
Saul blickte in den Abendhimmel hinauf, der mit den zartesten Farbflecken gesprenkelt war – gelb, blau, braun. Ein richtiger New Yorker Himmel, fand er. Nur in New York konnte man einen Himmel sehen, der wie ein dunkler werdender Bluterguss aussah. Er schaute auf die Uhr. Zeit für Swill’s.
»Schmeiß irgendwas hin.«
»Ja, ja, was denn? Ich hab nichts zum Schmeißen. Du?«
Karl gähnte. Der Kater ebenfalls. Das störte ihn ganz unsäglich. »Der macht sich über uns lustig.«
Candy stieß einen kehligen Laut aus. »Bescheuert.«
»Ich hasse Katzen. Ich glaub, ich hab diese Phobie.«
»Ach, du liebe Scheiße, schon wieder eine Phobie.« Candy mochte die Art nicht, in der ihn der Kater fixierte, wollte aber nichts sagen. »Eine schweinemäßige Phobie.«
Karl ignorierte den sarkastischen Unterton.
»Gib ihm einen Fußtritt, wenn dir danach ist«, riet ihm Candy, bereit, gleich selber auf das verdammte Katzenvieh loszugehen. Das hockte einfach da, als ob der Park ihm gehörte.
»Von wegen. Damit gleich ein Tierschützer aus dem Geäst hüpft und auf uns losgeht.«
»Meine Güte, du hast ja eine rege Fantasie, Karl. Komm, wir gehen einen trinken.« Candy gähnte.
Karl fand, das Gähnen sah genauso aus wie das von dem Kater und wurde dadurch noch nervöser. »Ja, klingt gut, gehen wir einen trinken.«
Sie standen auf und nahmen ihre Bücher. Es behagte ihnen nicht, dass der Kater vielleicht dachte, er hätte sie von seinem Platz verdrängt.
»Das Katzenvieh da«, sagte Karl, »das kommt auch noch mal dran.«
Patric hatte sie verlassen. Er war gegangen, dachte Nathalie. Er war an den Ort mit dem wunderschönen Namen gegangen: Villerosalie, das Sommerhaus.
Er hatte ihr den Laufpass gegeben. Er hatte ihr nichts gelassen, woran sie sich festhalten konnte, nur unbeschriebene Blätter.
Nathalie hatte sich mühsam von ihrer Bank erhoben und war zu dem kleinen Zoo hinübergeschlendert, der bei Kindern sehr beliebt, aber eigentlich ziemlich heruntergekommen war.
Sie betrachtete den Tiger. Für einen Tiger war er schrecklich klein. Doch was wusste sie schon über Tiger? Der Tiger erwiderte ihren Blick. Er hatte nichts Bedrohliches. Überhaupt nichts Bedrohliches.
Vielleicht hatte man ihm wie ihr nichts gelassen, nur ein unbeschriebenes Blatt.
Ned überlegte: Wie kann ich sie denn hier allein zurücklassen? Das soll also die letzte Seite sein? Zu unbestimmt. Aber was war eigentlich daran so unbestimmt? Patric war gegangen.
Was Nathalie betraf, so war es tatsächlich die letzte Seite.
Ned machte seinen Füllfederhalter zu, lehnte sich zurück und starrte ins Leere.
Nathalie saß allein im Jardin des Plantes.
17
Diese beiden Spitzbuben, überlegte Clive (und fragte sich, ob diese Bezeichnung überhaupt noch gebräuchlich war). Was hatte Bobby Mackenzie da bloß losgetreten? Beziehungsweise – was hatte Clive dadurch losgetreten, dass er zu Danny Zito gegangen war? Wenn die Polizei je Wind davon bekäme, würde Bobby todsicher abwiegeln, das Unschuldslamm spielen: » Was soll ich getan haben, Herr Wachtmeister ?« Und mit dem Finger auf Clive zeigen. Mehr war Clive nämlich nicht – einer von Bobbys bezahlten Schlägern. Nein, er war der Ober schläger, der Kapo aller Schläger.
Er hatte gerade den Hörer aufgelegt nach einem Gespräch mit Paul Giverney, der sich telefonisch erkundigt hatte, ob sie Fortschritte machten. Ja, durchaus , hatte Clive ihm gesagt. Sie hätten ein paar sehr gute Leute auf den Job angesetzt.
»Wen denn?«
»Niemanden, den Sie kennen, da bin ich mir sicher. Vertrauen Sie uns.«
Das war Paul Giverney gegenüber natürlich genau das Falsche gewesen. Der hatte gesagt, Clive solle kurz dran bleiben, bis er sich halb totgelacht hatte. »Das ist sehr gut, Clive. Also noch einmal: Wer ist ›auf den Job angesetzt‹?«
Clive hatte ihm von Karl und Candy erzählt und erklärt, dass es sich bei den beiden um Berater handelte, die gelegentlich spezielle Arbeiten für Bobby Mackenzie ausführten. Sofort bereute er, Paul ihre Namen genannt zu haben, denn ihm fiel ein, dass Paul ja einen Roman über diesen Mafiakiller geschrieben hatte, ein kaum verhülltes Porträt des Kerls. Clive wusste nicht mehr, über wen, aber das hieß, dass Paul tatsächlich über Quellen
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