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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Clive war im Gegensatz zu Tom Kidd nämlich absolut entbehrlich. Ob er vielleicht mit Tom Kidd reden sollte? Tom Kidd kannte Ned in- und auswendig, doch es war unwahrscheinlich, dass er dieses Wissen mit Clive teilen würde. Nein, aus Kidd etwas herauszubekommen, wäre unmöglich.
    Und Giverneys Agent? Agenten wussten gewöhnlich, was ihre Klienten zum Frühstück aßen, wie ihr Schlafanzug aussah und mit wem sie das Bett teilten. Wen sie hassten und warum. Clive griff nach seiner Schreibtischkartei, blätterte die Namen von Agenten durch (unter »A«, mit Querverweisen zu ihren jeweiligen Klienten) und kam auf Mortimer Durban. Gott, wie er Mort Durban hasste, diesen unerträglichen Egoisten, den Donald Trump aller Literaturagenten, der sich nur für eins interessierte: den Deal, den Deal, den Deal. Nicht für den Autor, sondern für Den Deal. Er war einer der mächtigsten Agenten der Branche. Mort Durban verhandelte einen Buchvertrag, wie wenn er die Invasion in der Normandie koordinieren sollte. Dieses Arschloch hielt sich für einen Vier-Sterne-General. Darüber hinaus hatte er einige tollkühne, hoch pokernde Gestalten in Clives Programm unter Vertrag. Das Einzige, was Clive ihm sagen wollte, wenn Durban anfing, einen Vertrag in ein kompliziertes Geflecht aus geheimnisvollen Ingredienzien zu verwandeln, Paragraphen über Paragraphen, um die sich keiner bisher geschert hatte und von denen außer Mort Durban niemand je gehört hatte – das Einzige, was Clive ihm sagen wollte, war: Da hast du deinen Batzen Geld, du Arschloch! Und jetzt her mit dem gottverdammten Buch!
    Mort Durban wollte einem weismachen, dass er daran glaubte, die Tätigkeit als Literaturagent sei eine Berufung und er der Berufene, der das Evangelium verkündete und sich zum Wohle seines Klienten krumm legte, der ihm im Grunde piepegal war. Dieser aufgeblasene Glaube an seine Fähigkeiten führte dazu, dass er für seine Autoren völlig überzogene Vorschüsse verlangte, was natürlich bedeutete: als Provision für sich selbst. Als verdienstvoll anrechnen musste man ihm (falls Verdienst etwas damit zu tun hatte), dass ihn nicht so sehr das Geld, das er selbst einstreichen würde, motivierte, als vielmehr der Lorbeer, den er sich aufs Haupt setzte, der gewisse Kick beim Geschäftsabschluss.
    Abwägend betrachtete Clive die unterste Schreibtischschublade, entschied sich aber anders. Er begann, an dem trockenen Nagelhäutchen seitlich an seinem Daumen herumzukauen, während er nachdachte. Die Geschichte mit Giverney musste mit irgendeiner früheren Sache zu tun haben, einem nie beigelegten Streit, einer unverziehenen Beleidigung oder Kränkung. Verärgert hieb er auf die Taste an seiner Sprechanlage.
    »Ja?«, meldete sich Amy zögernd.
    »Bringen Sie mir was über Paul Giverney. Fakten.«
    »Er ist keiner von unseren Autoren? Ich verstehe nicht ganz.«
    Clive kniff genervt die Augen zu. Das weiß ich, dass du nichts kapierst, du blöde Ziege! Dann sagte er: »Aber von irgendjemand ist er doch der Autor, oder?«
    Schweigen. Mit der Schlussfolgerung, die hier zu ziehen war, war Amy überfordert. »Amy, worauf ich hinaus will: Queeg & Hyde, also Giverneys Verlag, hat doch bestimmt solche Informationen vorrätig.«
    »Ach. Äh, ich bin mir aber nicht sicher, wie ich die kriege?«
    »Bitten Sie doch Ihre Freundin Stacey (der Blinde führt den Lahmen! Verglichen mit Stacey war Amy ein großes Licht), uns ein Exemplar des Infoblatts über Paul Giverney herüberzuschicken. Was das ist, wissen Sie ja – haben wir auch. Das ist gar nichts Geheimes, bloß für die Werbung und für Promotionzwecke gedacht, wenn man vielleicht ein paar prägnante Fakten drucken will, Zitate und solche Sachen.«
    »Ach ja?«
    »Amy, ich verlange ja nicht, dass Sie die Leiche von Elvis exhumieren oder in Graceland nach Tonbändern mit unveröffentlichten Songs buddeln. Ich will bloß ein paar Sachen wissen, zum Beispiel, wo er zur Schule ging, wie seine Mutter mit Mädchennamen hieß und so weiter.«
    »Ich könnte ihn anrufen? Er war erst vor ein paar Tagen hier.«
    Wo hatte Bobby dieses Mädchen bloß aufgegabelt? Bestimmt war sie der Ausschuss aus Bobbys Vorzimmer. »Nein, Amy. Passen Sie auf – gehen Sie diese Woche mit Stacey Mittag essen?«
    Amys Stimme hellte sich auf. »O ja, morgen? Wir wollen eventuell mal in das neue Lokal auf der 55. Straße? Ich –«
    Clive schnitt ihr das Wort ab, bevor sie sich über ihre oder Staceys Essgewohnheiten auslassen konnte. »Wissen

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