Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)
mit schussbereiter Waffe, die er auf die Biegung des Tunnels richtete.
Monroe kam um die Ecke und erstarrte, als er Hank sah.
„Oh. Hi, Hank. Ähm … Was macht ihr denn hier unten?“ Dann schniefte er, drehte sich um und sah Nick an. „So, so. Nick. Da bist du ja. Äh …“
„Was machst du denn hier unten?“, fragte Nick und ließ die Waffe sinken. Er deutete auf Monroes durchnässte Hose und Schuhe. „Und du bist offenbar in deinen besten Schuhen unterwegs.“
Monroe sah auf seine Füße herab. „Oh ja. Darum habt ihr mich vermutlich gehört. Die verdammten Schuhe sind so laut, seitdem sie nass geworden sind.“
„Warum folgst du uns, Monroe?“, fragte Hank leise und kam näher, die Waffe hielt er locker in der Hand.
„Weil … ich mich verantwortlich fühle. Ich meine, nicht direkt, aber … Ihr wisst schon. Smitty war mein Freund, und ich habe einfach das Gefühl, ich sollte euch helfen. Nicht als Cop, das ist schon klar, aber vielleicht als ziviler Berater oder so …“
„Oder als Nervensäge?“, schlug Hank vor.
„Hey, ich kann euch helfen, ganz bestimmt. Ich muss nur wissen, worum es bei der Sache geht, wisst ihr, so viel ihr mir sagen könnt, was hoffentlich eine Menge ist, denn …“
„Monroe? Sprich leise“, riet ihm Nick. „Da du schon mal hier bist, kannst du dich auch gleich nützlich machen. Komm mit. Bleib hinter Hank und gib keinen Mucks von dir.“
Mit diesen Worten drehte sich Nick um und ging weiter den Tunnel entlang, Hank und Monroe folgten ihm …
Platsch, platsch, platsch
.
Nick warf Monroe einen irritierten Blick zu.
„Tut mir leid!“, flüsterte der. „Sie sind nass … Augenblick … Verdammt …“ Er rollte seine Hosenbeine hoch und zog sich schnell die Schuhe und die Socken aus. „Das ist mir sowieso viel lieber.“
Nach einem kurzen Nicken drehte sich Nick um und ging weiter.
Weitere dreißig Schritte … und sie hörten Stimmen.
Nick konnte
Wesen
riechen, er konnte sie in der Nähe spüren wie eine Art unterschwellige elektrische Spannung im Kiefer und in der Stirn. Er fühlte, wie seine Grimmseite wachsam wurde: Farben und Formen wirkten auf einmal lebendiger, und Gerüche waren intensiver.
Er warf Hank einen Blick zu, woraufhin dieser nickte und seine 9-mm-Automatik zog.
Sie schlichen weiter und kamen zu einer weiteren Biegung. Vorsichtig sah Nick um die Ecke.
Drei
Wesen
standen in einer kleinen Kammer, die kaum breiter war als der Tunnel, um eine halbe Palette herum, auf der sich Ziegel aus einem gelblich-weißen Pulver stapelten. An der Wand stand ein kleiner Gabelstapler, neben dem ein verwandelter
Blutbader
lehnte, der ein schwarzes T-Shirt und schwarze Jeans trug und leise knurrte, während er die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Eine Maschinenpistole hing ihm an einem Riemen über der Schulter.
Die anderen beiden Gestalten hatten gerade die letzten Ziegel auf die Palette gestapelt. Sie wirkten menschlich, aber dank seines Grimmblicks konnte Nick erkennen, dass es keine Menschen waren. Einer der beiden, ein kleiner, dicklicher Mann mit flachem Gesicht, war ein
Drang-Zorn
. Der andere war größer und finsterer und konnte durchaus ein
Sensenmann
sein.
Nick zog sich zurück und holte sein Handy aus der Tasche. Vielleicht würden die Gauner des Eisigen Hauchs wieder ihr menschliches Aussehen annehmen und leise mitkommen, wenn sie von uniformierten Polizisten umstellt waren. Vielleicht. Aber er hatte so weit unter der Erde keinen Empfang. Seufzend schüttelte Nick den Kopf, sah die anderen an und steckte das Handy wieder weg.
Sie mussten sich etwas anderes überlegen, einen Köder oder eine Ablenkung, während er und Hank sich einen Vorteil verschafften … Da Monroe schon mal hier war, konnte er sich auch gleich nützlich machen.
Nick drehte sich zu Monroe um und signalisierte ihm mit einem Finger auf den Lippen, dass er leise sein musste. Dann versuchte er, Monroe per Pantomime begreiflich zu machen, was er von ihm wollte. Er tat so, als würde er sich verwandeln und sichtbar zum
Wesen
werden, wobei er mit zwei Fingern Fangzähne imitierte. Währenddessen war ihm deutlich bewusst, dass Hank sich die Hand vor den Mund hielt, da er trotz der Gefahr, in der sie schwebten, kurz davor war, loszulachen. Monroe starrte ihn einfach nur verwirrt an und wollte dann etwas sagen. Schnell legte Nick ihm eine Hand auf den Mund und schüttelte den Kopf. Dann imitierte er erneut eine Verwandlung und deutete in Richtung der
Wesen
um die Ecke …
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