Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)
Und er erkannte in Monroes Augen, dass dieser begriffen hatte, was er tun sollte.
Monroe nickte, schloss kurz die Augen und konzentrierte sich, um dann sichtbar zum
Blutbader
zu werden. Ihm wuchsen Fell und Fangzähne, und seine Augen wirkten auf einmal wild. Und das keinen Augenblick zu früh.
Eine raue Stimme drang um die Ecke.
„Ich rieche jemanden … Besucher. Riecht ihr das auch? Da ist jemand ganz in der Nähe …“
„Tja, das wär dann wohl ich, Freunde“, sagte Monroe in beiläufigem Tonfall und ging um die Ecke, sodass sie ihn sehen konnten. Seine Stimme klang durch die Verwandlung verändert und gutturaler. „Ha, ich hätte heute Morgen wohl lieber duschen sollen. Anscheinend rieche ich noch nach allem Möglichen, nach, ähm, Kämpfen gegen Menschen und so … Ihr wisst ja, wie das ist. Wahrscheinlich hätte ich mich auch telefonisch ankündigen müssen, aber hier unten hat man ja ohnehin keinen Empfang.“
„Wer zum Teufel bist du?“, fragte die raue Stimme.
„Der Boss schickt mich, um euch zu sagen, dass das Zeug hier früher als geplant abgeholt wird. Die anderen kommen bald runter und …“
„Man hat uns gesagt, wie sollen hier ein paar Stunden lang aufpassen, und wir sind gerade mal seit einer Stunde hier.“
„Schon klar, darum bin ich ja auch …“
„Ich wüsste nicht, dass ich dich schon mal bei einem Treffen gesehen hätte“, unterbrach ihn der Typ mit der rauen Stimme.
„Du erinnerst dich nicht daran?“
Nick sah gerade noch rechtzeitig um die Ecke, um mitzubekommen, wie Monroe die Maschinenpistole packte, die der
Blutbader
um die Schulter hängen hatte. Er zerriss den Riemen, aber bevor er die Waffe gegen die
Wesen
des Eisigen Hauchs richten konnte, hatte ihn der Wachmann bereits angesprungen und zurückgedrängt …
Nick und Hank stürmten mit gezogenen Waffen um die Ecke.
„Polizei!“, brüllte Nick. „Runter auf den Boden!“
Nur der
Drang-Zorn
gehorchte. Der andere Mann neben ihm verwandelte sich innerhalb weniger Sekunden zu einem Troll: Seine Ohren wurden spitzer und haariger, das Gesicht wirkte plötzlich versteinert und hager, seine Augen röteten sich, die Pupillen zu Schlitzen verengt, seine Zähne wurden zackig wie ein Sägeblatt, und aus seinen Fingern wuchsen Klauen, während sich seine Muskeln anspannten und seine Kleidung zerriss.
Dann stürzte sich der Troll auf Hank.
Nick lief zu Monroe, der sich auf dem Boden herumrollte und mit dem anderen
Blutbader
kämpfte, wobei beide fauchten und nach einander schnappten. Da Nick nicht auf den anderen schießen konnte, ohne zu riskieren, Monroe dabei zu verletzten, drehte er seine Glock um und hieb mit dem Griff auf den Kopf des
Blutbaders
vom Eisigen Hauch ein. Dieser jaulte und versuchte, sich ihm zu entziehen.
Nick schob die freie Hand zwischen die Kämpfenden und bemühte sich, das
Wesen
irgendwie zu packen, aber der größtenteils wild gewordene Monroe biss ihm in die Hand.
„Au! Verdammt, Monroe!“, brüllte Nick und zog die Hand zurück.
Die Maschinenpistole, die sich zwischen ihren Körpern befand, ging los, und Nick sah voller Panik mit an, wie Blut spritzte und Knochenstücke durch die Luft flogen … Doch erleichtert stellte er fest, dass nicht Monroe angeschossen worden war. Die Kugeln waren in den Kiefer des
Blutbaders
vom Eisigen Hauch eingedrungen und aus seiner Schädeldecke wieder ausgetreten.
Ein weiterer Schuss ging los, und er drehte sich hastig um. Er sah, wie Hank mit dem Troll rang, dessen Klauen seine Arme festhielten, sodass er nur in die Decke feuern konnte.
Nick wirbelte seine Waffe mit aller Kraft herum und schlug sie dem Troll an den Kopf.
Der Troll brüllte auf und schüttelte sich benommen. Jetzt konnte Hank ihm die Waffe entreißen, und er schoss ihm vier Mal direkt in die Brust.
Nick seufzte, als der Troll nach hinten taumelte und zu Boden stürzte. Wieder ein Verdächtiger weniger, den sie befragen konnten.
„Freunde, erschießt mich nicht, erschießt mich nicht! Ich will mit alldem nichts zu tun haben!“, jammerte der Mann, der mit dem Gesicht nach unten auf den Pulverziegeln lag. Als Nick ihn ansah, konnte er seine
Drang-Zorn
-Gesichtszüge erkennen, die aufgrund seiner Aufregung hindurchschimmerten.
„Ganz ruhig. Niemand wird Ihnen wehtun, wenn Sie keinen Widerstand leisten“, beruhigte ihn Nick. „Wie heißen Sie?“
„Doug. Ich meine … Douglas Zelinski.“
„Deine Hand blutet, Nick“, sagte Hank und steckte seine Waffe weg.
Nick sah sich seine
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