Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)
ein
Eisbiber
.“
„Oh, ich mag
Eisbiber
! Die sind süß!“
„Sie würden dir bestimmt nur zu gern zeigen, wie süß sie sein können.“
Sie lachte. „So habe ich das nicht gemeint. Eigentlich stehe ich eher auf
Blutbader
.“
Er beugte sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu ihr herüber.
„Bist du dir sicher, dass du nicht einfach verschwinden und mich für einen heißen
Fuchsteufel
sitzen lassen würdest? Ich meine, was würde denn deine Familie sagen, wenn sie wüsste, dass du mit einem
Blutbader
zusammen bist?“
„Das würde ihnen nicht gefallen“, gab sie zu. „Aber jüdische Mädchen gehen manchmal mit Gojim aus und
Fuchsteufel
mit
Blutbadern
, wen interessiert das schon? Sie müssen eben damit leben.“
Monroe sah erneut auf sein Handy, da er hoffte, eine SMS von Nick erhalten zu haben.
„Wo steckt er nur?“, knurrte er frustriert. „Nick sollte mich anrufen. Ich hatte schon überlegt, ob ich mich von dir zu seinem Wohnwagen rüberfahren lasse …“
„Du gehst heute nirgendwohin. Wenn es dir morgen besser geht, können wir darüber nachdenken.“
Er deutete mit dem Finger auf sie. „Du hast die erste Frage nicht beantwortet, Süße. Ich habe mich gefragt, ob du mir aufgrund irgendwelcher urtümlicher
Fuchsteufel
-Sinne eines Tages einen gut aussehenden
Fuchsteufel
vorziehen wirst.“
„Ist das dein Ernst?“
„Irgendwie schon.“
Sie zuckte mit den Achseln. „Natürlich! Wenn die Paarungszeit der
Fuchsteufel
anbricht, kann alles passieren!“
Monroe zuckte zusammen. „Die Paarungszeit der
Fuchsteufel
?“
Sie lachte. „Für
Fuchsteufel
ist immer Paarungszeit, Monroe. Ich nehme dich nur auf den Arm.“
„Beinahe wäre ich dir auf den Leim gegangen. Moment mal – ihr habt
immer
Paarungszeit, auch jetzt?“
„Schlag dir das aus dem Kopf. Du bist verletzt und musst dich noch eine Weile schonen. Möchtest du noch einen Kakao?“
Er seufzte. „Ja. Mit extra vielen Marshmallows.“
„Okay. Danach mache ich dir diese Gemüse-Tofu-Pfanne zum Abendessen, die du so magst.“ Sie stand auf und drehte sich dann mit zusammengezogenen Augenbrauen zu ihm um. „Monroe, Nick und Hank können dich doch erreichen, falls irgendwas sein sollte, oder? Und wir können sie anrufen, falls irgendwas passiert?“ Sie sah zum Waldrand, der direkt an den Garten angrenzte. „Ich meine, wir können schließlich nicht einfach den Notruf wählen.“ Sie sah noch einen Moment lang zu den Bäumen hinüber und murmelte dann: „Ich fühle mich hier draußen irgendwie angreifbar.“
„Mach dir keine Sorgen, ich habe die Nummern der beiden als Kurzwahl gespeichert. Wir haben hier draußen einen guten Empfang, und der Akku des Handys ist geladen.“
„Okay.“ Sie küsste ihn auf die Wange und ging in die Hütte.
Er schnaubte. „Wangenküsse. Mehr kriege ich nicht.“
Dann holte er erneut das Handy hervor. Warum sollte er Nick nicht einfach anrufen?
Er drückte die entsprechende Kurzwahltaste und wartete.
Es klingelte und klingelte.
Schließlich ging die Mailbox dran. Er wartete bis zum Piep und sagte dann: „Nick? Ruf mich zurück, ja? Ich will wissen, was los ist …“
Dann legte er auf.
Nick arbeitete nicht. Was trieb er, dass er nicht ans Telefon gehen konnte? Vielleicht war er gerade mit Juliette zusammen.
Oder auch nicht.
Tief in Monroe erwachte seine
Blutbader
-Intuition, und er spürte, wie seine Sorge um seinen Freund zunahm.
Nick? Ist alles okay?
Nick fuhr vom Highway ab und parkte vor der Bar. Er schaltete das Licht und den Motor aus und nahm seine Umgebung in Augenschein. Er war vor Monaten das letzte Mal hier vorbeigekommen und hatte geglaubt, die Bar sei längst geschlossen worden. Viel betriebsamer sah es jetzt auch nicht hier aus.
Das einstöckige, rechteckige Gebäude lag gerade mal fünfzig Meter vom breiten, dunklen Columbia River entfernt und hatte eine Vorderfront aus künstlichen Holzstämmen, sodass es ein wenig aussah wie ein Saloon aus dem Wilden Westen. Allerdings wirkte es heruntergekommen, von den Wänden blätterte die Farbe ab, und das Heineken-Neonschild im einzigen Fenster war vor lauter Staub ganz braun. An einem Pfahl hing ein deutlich größeres Schild und leuchtete in den Nachthimmel. „Joey’s River Snag“ stand daran, aber das Licht flackerte, und das „N“ in „Snag“ ging immer wieder aus.
Nick schnaubte.
Hinter dem mit einem Vorhang zugezogenen Fenster brannte ebenfalls Licht. Und als er die Wagentür öffnete, drang klar vernehmbar
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