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Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)

Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)

Titel: Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shirley
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Fahrers eines Bäckereiwagens, und als sie mit ihm sprachen, bildete ihr Atem aufgrund der Kälte weiße Wolken in der Luft.
    Es war zu spät, um noch umzukehren. Offensichtlich suchte die Gestapo jemanden, möglicherweise die sogenannten Anarchisten, die Hitler angeblich Sorgen machten. Sie würden in ihrem schwarzen Wagen die Verfolgung aufnehmen, falls Kessler jetzt wendete und versuchte, den Kontrollpunkt zu umfahren.
    Mit pochendem Herzen suchte Kessler nach einer Stelle, um den Wagen abzustellen. Vielleicht konnten Berg und er vorgeben, hier in der Straße etwas erledigen zu müssen, und warten, bis der Kontrollpunkt abgebaut wurde. Sie könnten so tun, als wollten sie sich in einer der Pensionen an der Straße einmieten …
    „Geben Sie mir die Münzen“, sagte Berg auf einmal. „Wahrscheinlich werden sie nur den Fahrer durchsuchen. Schnell!“
    „Was? Ganz sicher nicht! Im Zweifelsfall werden sie uns beide durchsuchen.“
    „Ich sollte sie sowieso an mich nehmen, hat Herr Scheller gesagt“, behauptete Berg.
    Kessler sah Berg an. Ihm war klar, dass der Mann log. Er hatte schon zuvor gespürt, dass er etwas vor ihm verbarg, und jetzt noch diese dreiste Lüge – Kessler hatte Lügner schon immer sofort erkannt.
    Nachdem der Lieferwagen durchgewunken worden war, hielt Kessler vor einer Pension, als wolle er dort parken. Aber sie waren dem Kontrollpunkt bereits zu nahe, und als der größte SS-Mann, der eine Offiziersmütze trug, sie sah, runzelte er die Stirn und gab einen Befehl. Ein anderer Offizier und der SS-Soldat mit dem Gewehr kamen zu Kesslers Wagen und bedeuteten ihm, er solle das Fenster herunterkurbeln.
    Kessler lächelte sie verwirrt an, während er der Aufforderung nachkam. Dabei ließ er den Motor laufen.
    „Ja, meine Herren, wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte er höflich.
    „Wollen Sie dem Kontrollpunkt etwa aus dem Weg gehen?“, erkundigte sich der Offizier, der einen starken österreichischen Akzent hatte. Er war groß und hatte ein hervorstehendes Kinn, hohe Wangenknochen und eisblaue Augen.
    „Den Kontrollpunkt?“, erwiderte Kessler irritiert. „Nein, nein, damit haben wir kein Problem. Ich hatte schlicht und einfach vor, eine Dame zu besuchen, die hier logiert. Mein junger Freund hier hat nicht viel Erfahrung mit Frauen. Daher dachte ich, sie könnte ihm nützlich sein.“
    Bei diesen Worten grinste der jüngere SS-Soldat lüstern, aber der Gestapo-Offizier schien nicht überzeugt zu sein. Er machte ein finsteres Gesicht, und dann sah Kessler, wen er vor sich hatte.
    Das Tiergesicht war nur für einen Augenblick zu sehen. Der Offizier war eine
Todesdogge
.
    Der SS-Soldat hatte nichts mitbekommen, da sich der Offizier nicht verwandelt hatte.
    Der Gestapo-Offizier beugte sich ein wenig vor und sah durch das Fenster zu Berg hinüber.
    „Ihren Namen und Ihren Ausweis, bitte.“
    „Mein Name ist Müller“, sagte Berg. „Ich bin …
Otto Müller
.“
    Kessler sah Berg verwundert an. Otto Müller? Er hatte diesen Decknamen zuvor nie erwähnt.
    Die
Todesdogge
sah Berg an, und ihre Augen weiteten sich.
    „Müller? Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Sie in Begleitung sein würden.“
    Kessler unterdrückte ein Keuchen. Die
Todesdogge
hatte auf jemanden mit dem Namen Müller gewartet. Und Berg hatte ihm diesen Namen genannt, also …
    Er wollte gerade einen Gang einlegen, als Berg die Mündung einer Luger gegen Kesslers Schläfe drückte.
    „Es tut mir sehr leid, Herr Professor“, sagte Berg. „Aber ich muss die Münzen haben. Ich habe eine Abmachung getroffen. Herr Hess hat mir sehr viel Geld angeboten. Sie wussten, wo die Münzen aufbewahrt wurden, ich jedoch nicht. Daher musste ich leider den codierten Brief fälschen …“
    Kessler stieß einen Seufzer aus. Der Brief war mit der Post gekommen und hatte ihn angewiesen, die Münzen an einen sicheren Ort zu bringen. Dummerweise neigte er dazu, anderen Grimms uneingeschränkt zu vertrauen. Aber sie neigten wie alle anderen auch zu menschlicher Schwäche.
    Der Gestapo-Offizier schlug mit der Hand auf das Wagendach.
    „Wenn Sie das Päckchen haben, dann geben Sie es mir jetzt!“, verlangte er wütend.
    „Ich werde es Herrn Hess persönlich übergeben, wie wir es vereinbart haben“, entgegnete Berg. „Das war sein Wunsch.“
    Der Offizier knurrte und richtete sich auf.
    „Dann nehmen Sie es ihm ab, und steigen Sie aus dem Wagen.“ Er drehte sich zu dem Soldaten um. „Nehmen Sie diesen ‚Herrn Professor‘ in

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