Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)
seufzte. „Es schien ihm ernst zu sein, als er sagte, er wolle mit mir zusammen nach Lily suchen. Sonst hat er immer zurückgerufen, wenn wir …“ Er sprach nicht weiter, weil er sehen konnte, welche Wirkung seine Worte auf Juliette hatten.
In ihren Augen standen Tränen.
„Hank … Glaubst du, er ist tot?“
„Nein. Nein, das glaube ich nicht. Der Eisige Hauch hätte dafür gesorgt, dass wir seine Leiche finden, sozusagen als Botschaft. Das würde zum Stil dieser Leute passen.“
Juliette kniff die Augen zu.
„Dann halten sie ihn fest?“
Rosalee setzte sich auf die Sofalehne und legte einen Arm um Juliettes Schulter.
„Er ist ein Grimm. Er kann einiges aushalten. Ihm wird nichts passieren.“
„Die Sache ist die, Juliette“, begann Monroe, „ich glaube wirklich, dass ihr beide einige Tage hier bei uns bleiben solltet. Hier fallen wir nicht auf, und sie können uns nicht so leicht finden, wenn wir keine Dummheiten machen. Wir haben noch ein zweites Schlafzimmer, und Hank könnte auf dem Sofa schlafen.“
Hank sah Monroe an.
„Denkst du, Juliette ist in Gefahr?“
„Ich … Ich weiß es nicht. Ich will niemandem Angst einjagen. Aber sie müssen stinksauer sein, dass Nick und du ihnen in die Quere gekommen seid. Diese Leute sind die dunkle Seite der
Wesen
, das lässt sich nicht anders ausdrücken. Sie werden versuchen, dir und Nick auf jede nur denkbare Weise wehzutun. Mein Rat wäre, dass du da rausgehst und deinen Job machst … Aber es wäre klüger, für eine Weile nicht zu Hause zu schlafen. Und Juliette sollte zur Sicherheit lieber hier bleiben.“
„Ich habe morgen frei“, sagte Juliette und wischte sich über die Augen. „Aber danach muss ich wieder zur Arbeit.“
Monroe zuckte mit den Achseln. „Vielleicht … Ich meine, falls sich bis dahin nicht alles geklärt hat … könntest du jemanden fragen, ob er für dich einspringt. Womit ich nicht sagen will, dass es so kommen muss, aber …“
Als er bemerkte, wie Rosalee ihn anstarrte, machte Monroe den Mund wieder zu.
Juliette bekam von Rosalee ein Taschentuch und tupfte sich damit die Nase ab, während sie sich die anderen Roboter ansah, die auf den Tischen und in den Regalen standen. Ein Weihnachtsmann nickte und strich sich den Bart, eine alte Babuschka mit roter Nase kicherte und hob sich einen Wäschesack auf die Schulter, und ein Indianer saß auf seinem Pferd, wobei sowohl der Indianer als auch das Pferd Juliette ansahen.
Juliette lachte und schüttelte den Kopf.
„Hier wirst du bestimmt gut schlafen, Hank.“
Hank schnaubte. „Das glaube ich auch.“
Sie seufzte. „Nick hat mir von der Entführung erzählt, von dem kleinen Mädchen und wie er … die Geduld verloren hat. Wie er diesen Mann verhört hat, suspendiert wurde und … Ich wusste, dass er mir trotzdem noch etwas verschweigt.“
Hank räusperte sich. „Vielleicht wollte er nicht über diese Grimmsache sprechen. Es gibt einige Aspekte des Lebens als Grimm, die er noch nicht völlig unter Kontrolle hat.“
„Das hätte er mir sagen sollen! Er hätte mir vertrauen müssen!“ Unbewusst zerfetzte Juliette das Taschentuch zwischen ihren zitternden Fingern. „Er hat so lange gebraucht, um mir zu sagen, dass er ein Grimm ist … und um mir von den
Wesen
zu erzählen. Es war nicht richtig, dass er mir das vorenthalten hat. Ich hatte Angst, da so viele Dinge geschehen sind, die ich einfach nicht begriffen habe. Ich dachte schon, ich verliere den Verstand.“
„Das kann ich nachvollziehen“, meinte Monroe nickend. „Wir hätten es dir sagen sollen … Ich hätte etwas sagen müssen, aber wir
Wesen
sind einfach so daran gewöhnt, mit niemandem darüber zu reden.“
„Es war nicht deine Schuld, Monroe“, stellte Juliette mit fester Stimme klar. „Sondern Nicks. Er hat mir nicht vertraut.“
Hank trank einen Schluck Kaffee. „Ich glaube eher, dass er Angst hatte, du würdest ihn verlassen. Er ist Teil der Grimmwelt, und das könnte für viele Frauen ein Trennungsgrund sein.“
Monroe lachte trocken auf. „Oh ja! ‚Ich bin ein Grimm und töte Kreaturen aus Grimms Märchen. Möchtest du mein Mädchen sein?‘ Das ist definitiv nicht das, was Frauen hören wollen.“
Juliette schüttelte den Kopf. „Ich hätte zu ihm gehalten. Das habe ich auch getan, als er es mir endlich anvertraut hat. Aber er hat so lange dafür gebraucht. Und jetzt verbirgt er schon wieder Dinge vor mir. Das könnte letzten Endes unsere Beziehung ruinieren …“
Nick hatte
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