Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)
spät. Das Schloss knarrte, und die Tür wurde nach außen geöffnet.
Nick starrte in die Läufe einer Schrotflinte und eines AR15-Sturmgewehrs.
„Wenn er auch nur mit einem Muskel zuckt, dann pustet ihm den Schädel weg“, sagte Denswoz.
Die beiden
Wesen
, die die Waffen auf Nick richteten, hatten jetzt ihre menschliche Gestalt angenommen. Die muskulösen, dunkelhäutigen Männer in Jeans, Sweatshirts und schusssicheren Westen standen links und rechts neben Denswoz. Sie hielten ihre Waffen ganz ruhig. Nicks Grimmsinne sagten ihm, dass einer der beiden eine
Todesdogge
und der andere eine
Königsschlange
war – vermutlich die, die den
Drang-Zorn
getötet hatte.
Denswoz sah ebenfalls menschlich aus. Er lächelte höflich und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Direkt hinter ihm stand der vollständig verwandelte
Mordstier
. In seiner
Wesen
-Gestalt trug Grogan keine Schuhe, aber das musste er auch nicht, da er ja Hufe hatte.
Als er sprach, war Grogans raue Stimme kaum zu verstehen.
„Ihr Cops sperrt Leute gern in Zellen ein“, sagte Grogan. „Wie hat Ihnen Ihr Aufenthalt in einer gefallen?“
„Ich hatte schon bessere Zimmer“, erwiderte Nick.
Denswoz schmunzelte. „So ist es richtig. Nur nicht die Laune verderben lassen.“
„Wo ist das Mädchen?“, wollte Nick wissen.
Denswoz schüttelte den Kopf. „Das geht Sie nichts an. Nicht, dass es von Bedeutung wäre, ob Sie es wissen. Da ich Ihnen mein Gesicht gezeigt habe, wird Ihnen längst klar sein, dass Sie … nun ja …“
Nick nickte. „Das habe ich mir fast gedacht. Sie gehen davon aus, dass Sie mich hierbehalten werden.“
„Ich kann Sie hierbehalten, bis Sie tot, in Stücke gerissen, verspeist und verdaut sind.“
Nachdenklich runzelte Nick die Stirn. „Ich dachte, die meisten
Todesdoggen
essen kein Menschenfleisch. Das würden die Ranghöheren bestimmt nicht gutheißen.“
„Mit der Zeit werden sie sich uns schon alle anschließen“, versicherte ihm Denswoz nonchalant. „Oder sie werden sterben.“
„Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie noch einiges mit mir vorhaben, bevor ich getötet und gefressen werde?“
Denswoz’ Lächeln verschwand. Sein Gesicht wurde eiskalt, und sein Blick wirkte unerbittlich.
„Meine Leute … meine Familie … hat seit Langem einiges mit Ihnen vor, Nick Burkhardt. Ihre Pläne für Sie reichen zurück bis in die Zeit von Napoleon Bonaparte.“
Das überraschte Nick dann doch.
„Bis in Napoleons Zeit? Da haben Sie aber weit in die Zukunft vorausgeplant.“
„Sie hatten Pläne für jedes Mitglied Ihrer Blutlinie, Burkhardt. Einer Ihrer Vorfahren … ein anderer niederträchtiger Grimm … hat ein Verbrechen gegen Alberle Denswoz, einen meiner Ahnen, verübt. Alberles Sohn hat geschworen, dass Ihre Familie dafür büßen muss. Und jeder seiner Nachfahren hat denselben Eid geschworen. Seitdem jagen und töten wir Ihre Familie. Nachdem wir Sie und Ihre Mutter vernichtet haben … glaube ich, dass Ihre Linie an Grimms damit beendet sein wird. Mein Name lautet Albert Denswoz, und ich bin Alberles direkter Nachkomme.“
„Verstehe.“ Auf einmal hatte Nick einen trockenen Mund. Seine Mutter. Denswoz würde als Nächstes auf Kelly Jagd machen.
„Nur um ganz sicher zu gehen“, fuhr Denswoz fort, „werden wir auch Ihre Freundin umbringen. Sie heißt Juliette, nicht wahr? Falls sie vielleicht schwanger sein sollte.“
Nick spannte alle Muskeln an und war kurz davor, Denswoz anzuspringen.
Juliette
.
Er sah, wie einer der Schützen die Augen zusammenkniff. Der Mann mit dem AR15 beugte sich kaum merklich vor.
„Sie sind kurz davor, das Feuer zu eröffnen, Burkhardt“, warnte ihn Denswoz. „Seien Sie nicht töricht. Ich habe noch Pläne für Sie geschmiedet. Bitte verderben Sie sie mir nicht.“
„Okay“, sagte Nick und zwang sich zu einem Lächeln. „Doch es gibt noch andere Optionen. Sie könnten sich beispielsweise ergeben.“
Grogan lachte, was jedoch eher nach einem hustenden Rind klang.
„Ich habe getan, weswegen ich hergekommen bin“, meinte Denswoz. „Es ist Teil der Familientradition, den Abschaum vor seinem Tod darüber zu informieren, dass er als Resultat unseres Schwurs vernichtet wird.“
„Und welches unglaubliche Verbrechen hat mein Vorfahr begangen?“, wollte Nick wissen.
„Das waren gleich mehrere Verbrechen. Der Mord an Alberle Denswoz. Die Erniedrigung seines Sohnes. Der Diebstahl der Objekte, die uns heilig waren.“
„Objekte …?“
Denswoz grinste
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