Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)
griff nach der Tür. „Begreifst du es denn nicht? Ich habe die ganze Woche über versucht, dich zu ändern, aber dadurch ist mir erst aufgefallen, was mir entgeht, was ich mir versage. Mein Großvater kannte die Wahrheit. Dieses … Gesellschaftsereignis ist eine Gelegenheit, die sich nur einmal im Leben ergibt.“
Decker zuckte mit den Achseln. „Kann schon sein.“
„Wer weiß, ob ich je wieder die Chance dazu kriege?“, fuhr Monroe fort. „Ich werde es vermutlich nicht einmal mitkriegen, wenn es wieder so weit ist. Wahrscheinlich findet es dann auf der anderen Seite der Weltkugel statt. Überleg dir das doch mal, Decker. Wenn man so ein Leben führt wie ich und sich ständig fragt, wann man wohl einen Rückfall haben wird – und es wird passieren, das wissen wir beide –, was würde sich dann besser dazu eignen, was wäre eine bessere Ausrede als
das hier
?“
Ob es nun an der Verzweiflung wegen Hanks Schicksal oder ein lange Zeit unterdrückter Wunsch war, die wilden Zeiten aufleben zu lassen, wusste Monroe nicht, aber er war beinahe selbst davon überzeugt, dass er am letzten Abend dieser Kannibalenfeier unbedingt dabei sein wollte.
„Bitte“, flehte er. „Ich
muss
das tun.“
Decker starrte ihn einige Sekunden lang entschlossen an, doch dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Heb zuerst dein Hemd und dreh dich einmal um die eigene Achse.“
Monroe tat, was er verlangt hatte. Nick hatte damit gerechnet, dass sich der Fahrer davon überzeugen würde, dass Monroe nicht verkabelt war. „Okay?“
„Steig ein, Bruder“, sagte Decker. „Das wird großartig.“
Monroe nickte und fummelte am Türgriff herum, bis er die Tür endlich geöffnet hatte. Auf der Rückbank saßen bereits drei Personen: die Crawfords und ein bärtiger Mann in einem teuren Mantel, dunkler Hose und schwarzen Stiefeln, der kerzengerade dasaß. Dahinter befand sich nur noch ein kleiner Ablageraum, in dem einige große Magnetschilder mit falschen Firmennamen lagen.
„Hinten rein?“, erkundigte er sich.
„Ach, Unsinn“, erwiderte Decker. „Mein guter Kumpel sitzt vorne bei mir. Aber beeil dich. Wir sind spät dran.“
Monroe knallte die Tür wieder zu und rannte um den Van herum, wobei er kurz überlegte, ob Decker ihn wohl über den Haufen fahren wollte. Dann stieg er auf der Beifahrerseite ein, schloss die Tür und starrte geradeaus durch die Windschutzscheibe, um ja nicht in Versuchung zu geraten, zu Nicks Land Cruiser hinüberzusehen.
„Kann losgehen.“
„Nicht so schnell“, sagte Decker. „Du hast noch was vergessen.“
Monroe sah an sich herab und warf dann einen Blick über seine Schulter.
„Natürlich, Sicherheit geht vor.“ Er zog den Sicherheitsgurt nach vorn und brauchte mit seinen zitternden Händen mehrere Versuche, bis er endlich angeschnallt war.
„Sicherheit geht vor“, wiederholte Decker. „Aber dann kommen auch schon die Handys. Unsere Party, unsere Regeln. An diesem Abend verschwinden alle vom Radar.“ Er hielt Monroe eine Hand hin. „Jetzt erzählt mir nicht, ihr hättet kein Handy dabei. Ich werde eine gründliche Leibesvisitation machen, um sicherzustellen, dass wir auch ehrlich zueinander sind. Also gebt mir eure Handys, Leute. Und beeilt euch ein bisschen.“
Auch damit hatte Nick gerechnet. Natürlich wollten sie verhindern, dass die Handys geortet werden konnten, und es durfte auch keiner Fotos schießen oder Videoaufnahmen machen. Monroe griff in die Tasche seiner Strickjacke und holte sein Handy heraus, das er Decker in die Hand drückte. Decker zog die SIM-Karte mit einer geübten Bewegung heraus und befestigte sie mit einer gerade gebogenen Büroklammer an seiner Schlüsselkette.
„Der Nächste!“, bellte er.
Nacheinander übergaben ihm alle Passagiere ihre Handys, und Decker zog die SIM-Karten heraus und stopfte sie sich in die Hosentasche. Dann warf er die Handys ins Handschuhfach.
„Keine Sorge, ihr kriegt sie auf dem Rückweg wieder.“
„Auf in den Kampf“, meinte Monroe und merkte erst zu spät, wie unangebracht diese Aussage gewesen war. „Womit ich sagen will, dass ich mich sehr auf diesen Abend freue, bei dem mir das Wasser im Mund zusammenläuft und mein Magen zu knurren anfängt. Der
Blutbader
in mir dreht schon fast durch.“
Decker sah ihn an und grinste noch immer breit, aber seine Augen blieben kalt und wachsam.
Er nimmt diesen Chauffeursjob sehr ernst
, begriff Monroe.
Witze über das Fest fallen also flach. Ich glaube eher,
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