Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)
Krücken?“
Nick hatte die Krücken in eine Ecke gestellt und Hanks Waffe, Dienstmarke und anderen Sachen in einem großen Umschlag in der Schublade verstaut. Jetzt nahm er den Umschlag heraus und sah kurz hinein.
„Hank steckt in Schwierigkeiten.“
„Ist er gestürzt? Ist er im Krankenhaus?“, fragte sie und baute sich vor ihm auf. Seitdem sie von seinen Pflichten als Grimm und von der Existenz der
Wesen
erfahren hatte, wollte sie über alles informiert werden. Er hatte sie so lange im Dunkeln gelassen, und sie hatte beschlossen, dass das nie wieder passieren dürfe, damit nicht erneut eine Kluft zwischen ihnen entstand.
„Nein“, antwortete Nick. „Es ist schlimmer, viel schlimmer.“
„Ich kann dir nicht folgen.“
„Monroe wartet im Wagen“, meinte Nick ausweichend. „Wir wollen uns hier mit Captain Renard treffen.“
„Wo ist Hank?“
Nick seufzte. Er hatte Juliette alle Fragen beantwortet, aber es gab einiges über die Kultur der
Wesen
, wie beispielsweise der Verzehr von Menschenfleisch und die Nutzung von menschlichen Organen, das sie lieber nicht wissen sollte. Außerdem ließ sich die Wahrheit am besten in kleinen, handlichen Dosen verdauen. Bisher hatte sie alles, was mit seinem Leben als Grimm zu tun hatte, akzeptiert, aber würde sie auch mit kannibalischen Dinnerpartys der
Wesen
klarkommen? Daher hielt er es für klüger, ihr die Einzelheiten erst zu erzählen, wenn die Lage nicht mehr so ernst war.
„Hank wurde entführt.“
„Was? Von wem? Ich meine, wie … Und warum?“
Nick stellte Hanks Sachen ab und legte ihr beruhigend die Hände auf die Oberarme.
„Wir versuchen, den Knochenmörder zu fassen zu kriegen“, begann er vorsichtig.
„Ja, das weiß ich“, entgegnete sie. „Ich habe die Berichte über die beiden Fundorte mit den flachen Gräbern im Fernsehen gesehen. Das ist wirklich schrecklich.“
„Hank ist den Tätern auf der Spur oder zumindest Leuten, die in der Sache mit drinstecken.“
„Es ist nicht nur ein Killer?“, fragte Juliette erschrocken.
„Das wissen wir noch nicht“, gestand Nick. „Aber wir vermuten, dass mehrere Leute die Spuren verwischen.“
„Und das sind
Wesen
?“
„Ja, so viel steht fest.“
Von draußen war eine Autohupe zu hören. Renard war da.
„Ist Hank …? Haben sie …?“
„Wir glauben, dass Hank am Leben ist … vorerst zumindest. Aber wir müssen uns beeilen“, sagte Nick und nahm Hanks Sachen wieder an sich. „Ich muss los. Aber ich werde dir später alles erklären.“
„Ruf mich an!“, rief sie ihm nach und folgte ihm zur Tür. „Melde dich bei mir, sobald Hank in Sicherheit ist!“
Nick versprach es ihr und nickte Renard zu, der bereits neben Nicks Land Cruiser stand und wartete. Wu konnten sie bei einer
Wesen
-Verhaftung natürlich nicht gebrauchen. Damit Hank die Sache überlebte, mussten sie diskret vorgehen.
Nick legte die Krücken auf den Rücksitz, wo Monroe bereits saß, der sich noch immer nicht mit dem Gedanken angefreundet hatte, sich undercover bei einer Geheimgesellschaft von
Wesen-
Kannibalen einzuschleichen. Ganz im Gegenteil …
Renard nahm auf dem Beifahrersitz Platz, und Nick setzte sich hinter das Steuer und warf den Umschlag auf das Armaturenbrett. Dann sah er auf die Uhr.
„Wir müssten fünfzehn Minuten vor der Abholung dort sein.“
„Sind Sie sich in Bezug auf die Zeit und den Ort ganz sicher?“, wollte Renard wissen.
„Wir hoffen es zumindest“, erwiderte Nick. „Schließlich hängt Hanks Leben davon ab.“
Es herrschte nicht viel Verkehr, und so waren sie vierzehn Minuten vor der geplanten Abholzeit an der richtigen Stelle, vorausgesetzt, die Position des leeren Stuhls stand wirklich für 19 Uhr.
Nick parkte am Straßenrand und nicht auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums. Von hier aus hatten sie einen guten Blick in alle Richtungen. Sie rechneten damit, dass jemand die
Wesen
, die die Einladung annahmen, abholen würde, aber sie wussten nicht, mit welchem Transportmittel das geschah. Eine Stretchlimousine würde in diesem heruntergekommenen Geschäftsviertel nur Aufsehen erregen. Aber der
Wesen
-Fahrer könnte auch problemlos in einem Taxi oder einem Kleinbus vorfahren, vielleicht sogar in einem alten Schulbus, ohne groß aufzufallen.
Monroe hatte während der ganzen Fahrt geschwiegen, aber als sie angehalten hatten, wurde er lebendiger. Er seufzte und strich sich mit der Handfläche über seinen Bart.
„Nick, ich möchte euch wirklich gern helfen. Ich sehe Hank
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