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Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)

Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)

Titel: Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Passarella
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versteckte den Stab zusammen mit einem der Eisenbänder unter seinem Körper, während er sich ein Nickerchen gönnte. Aber er hätte sich die Mühe sparen können. Er schlief nur leicht und unruhig, und er wachte jedes Mal auf, da er sich einbildete, der Metzger würde sich über ihn beugen und sagen: „Die Zeit ist um, Jäger!“
    Hank schreckte wiederholt panisch auf und umklammerte seine versteckte Waffe, nur um wieder einen klaren Kopf zu bekommen und zu realisieren, dass er wieder einen Albtraum gehabt hatte. Zweimal kam der Metzger an diesem Tag in den Keller und holte zuerst einen Mann mittleren Alters, der in einen fast schon katatonischen Zustand gefallen war. Der Metzger schleifte seinen schlaffen Körper einfach aus dem Raum. Wenige Minuten später kehrte er zurück und nahm eine junge Frau mit, die gerade mal alt genug zu sein schien, um aufs College zu gehen, und die wieder und wieder schrie: „Nein! Nein! Nein!“
    Beide Male brüllte Hank den Metzger an und bestand darauf, anstelle des ausgewählten Opfers mitgenommen zu werden. Beim ersten Mal ignorierte ihn das
Wesen
einfach, doch beim zweiten Mal blieb es lange genug stehen, um ihn zu warnen: „Ich würde dir ja die Zunge rausschneiden, Jäger, aber sie wollen dich schreien hören.“
    Die Stunden vergingen, und Hank wurde immer frustrierter. Er hatte diesen Leuten versprochen, dass er ihnen helfen würde, aber er war machtlos, solange der Metzger nicht in seine Nähe kam. Da er nichts anderes zu tun hatte, bearbeitete er weiter die Metallplatte, an der seine Kette befestigt war.
    Gegen Abend tauchte der Metzger erneut auf. Der Riegel an der Tür wurde zurückgeschoben. Der Türgriff quietschte, und die Tür wurde geöffnet, sodass ein schmaler Spalt aus kaltem Licht in den trüben Keller fiel.
    Hank packte die Kette, die um seinen Hals lag, und zerrte mit aller Kraft daran. Hinter der Platte stieg Staub aus der Wand auf, und er spürte, dass die Schrauben langsam nachgaben, aber noch nicht weit genug, als dass er sie herausziehen konnte. Wenn er die Gelegenheit bekam, den Metzger anzugreifen, durfte er nicht vergessen, dass er aufgrund der Kette nur eine begrenzte Reichweite hatte. Falls der erste Angriff fehlschlug, musste der Metzger nur einen Schritt nach hinten machen, damit Hank nichts mehr ausrichten konnte.
    Das
Wesen
stand in dem Licht, das aus dem Schlachtraum in den Flur fiel.
    „Ich habe gute Nachrichten“, verkündete der Metzger und drehte sich so, dass er die letzten zehn Gefangenen und auch Hank gut sehen konnte. Dann erstarrte er und sah Hank direkt an.
    Jetzt kommt’s
, dachte Hank und schob seine Hand unter seinen Körper. Die einfache Waffe war verborgen, aber einsatzbereit.
    „Die gute Nachricht für dich, Jäger, ist, dass du meinem Tisch und meinen Werkzeugen entgehst“, fuhr der Metzer fort, dessen tiefe Stimme klang, als würden Steine in einem Fass herumpoltern. „Dies ist die letzte Nacht. Und die besondere Ehre des
Straffe-Kette-Abendessens
ist ganz die deine. Du wirst frisch gegessen.“
    „Das klingt für mich nicht gerade nach einer guten Nachricht“, erwiderte Hank.
    „Das ist alles eine Frage der Perspektive“, meinte der Metzger und zuckte amüsiert mit den Achseln. „Was den Rest von euch betrifft, so lautet die gute Nachricht, dass ihr leider nicht von den Gästen verspeist werdet.“
    Alice setzte sich auf und beugte sich so weit vor, bis sie vor Schmerz zusammenzuckte und sich den Brustkorb hielt. Als sie den Mund aufmachte, klang sie, als wäre sie außer Atem, aber in ihrer Stimme schwang ein Fünkchen Hoffnung mit.
    „Sie … Sie lassen uns gehen? Sie lassen uns am Leben?“
    Der Metzger schüttelte den Kopf. „Leider seid ihr verdorbene Ware.“
    „Warum? Was hat das zu bedeuten?“, wollte Alice wissen. „Sagen Sie es mir!“
    Hank vermutete, dass ihr die Antwort nicht gefallen würde. Sie waren alle Zeugen, und tote Zeugen konnten nicht mehr aussagen. Als der Metzger auf ihn zukam, spannte sich Hank an und umklammerte den Holzstab, den der andere nicht sehen konnte. Ein Dutzend raue Splitter bohrten sich in seine Handfläche und seine Finger, aber der Schmerz half ihm nur, sich besser zu konzentrieren.
    „Ich überlasse es unserem Jäger, dir das zu erklären, Alice“, sagte der Metzger und zog einen uralten Schlüsselring aus der Bauchtasche seiner mit Blut bespritzten Schürze. „Er wird es dir sogar demonstrieren. Euch allen.“ Er ließ sich neben Hank auf ein Knie nieder und

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