Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)
er wurde immer unruhiger und kam nicht dagegen an. Decker fuhr Umwege, verließ den Highway, fuhr wieder ein Stück darauf, nur um dann eine Weile über Landstraßen zu fahren.
Doch Monroe fragte Decker nicht, warum er diese Route gewählt hatte, da er befürchtete, Deckers Misstrauen hinsichtlich seiner Motive, aus denen er die Einladung angenommen hatte, erneut heraufzubeschwören. Entweder vermutete Decker, dass ihnen jemand folgte, oder er fuhr einfach auf diese Weise, um einen Verfolger zu entlarven oder abzuschütteln.
Bei jedem unauffälligen Blick in den Seitenspiegel entdeckte Monroe weniger Wagen hinter ihnen. Da er nichts als Scheinwerfer erkennen konnte, hatte er keine Ahnung, ob sich Nicks SUV noch immer hinter ihnen befand.
Er musste sich mit der Möglichkeit abfinden, dass er alleine war und keine Hilfe bekommen würde.
Decker lachte leise.
„Was ist?“
„Erinnerst du dich daran, wie ich den Flyer auf deinem Tisch gesehen und dich gefragt habe, ob du wüsstest, was das ist?“
„Ich wusste es wirklich nicht“, versicherte ihm Monroe aufrichtig. „Damals noch nicht.“
„Ich habe dich zuerst für einen elenden Heuchler gehalten. Erst belehrst du mich, wie wohltuend es doch ist, Vegetarier zu sein und Yoga zu machen, und dann kommst du Spinner zum großen Fleischbankett.“
Monroe zuckte mit den Achseln. „Ich wollte es einfach herausfinden“, erwiderte er. „Als mir klar wurde, dass es bei dem Flyer um das große Fest geht, von dem mein Großvater immer gesprochen hat … Da musste ich einfach wissen, wie es ist.“
„Wenn du mich gefragt hättest“, sagte Decker, „dann hättest du gleich alle haben können. Ich habe die ganze letzte Woche damit verbracht, sie in der Stadt auszulegen.“
„Warst du aus diesem Grund auf dem Bauernmarkt am Shemanski Park, als wir uns getroffen haben?“
„Nein, da habe ich den Koch hingefahren. Er wollte sich da mal umsehen. Keine Ahnung, warum. Niemand aus der Gesellschaft verlangt nach frischem Gemüse. Vielleicht als Deko? Diese Leute bevorzugen das Fleisch und die Organe. Sie können eine Tomate oder einen Kürbis essen, wann immer sie wollen.“
„Dann bist du nichts weiter als ihr Chauffeur?“
„Ihr Chauffeur? Ha! Ihr Fahrer. Ihr Laufbursche. Ich mache die Drecksarbeit“, antwortete Decker, der jeden Job an den Fingern abzählte. „Ich bin ihr Mann fürs Grobe.“
„Die Drecksarbeit?“, fragte Monroe nervös. „Willst du damit etwa sagen …?“
„Ich mache mir für sie die Hände schmutzig“, erklärte Decker und lachte wieder. „Abgesehen von den Gratismahlzeiten, macht mir das den größten Spaß.“
Auf einmal hatte Monroe feuchte Hände. Er wischte sie beiläufig an der Hose ab und versuchte, weiterhin ruhig und gleichmäßig zu atmen. Decker hatte im Grunde genommen die Knochenmorde in Portland gestanden, und irgendwie musste Monroe den Anschein erwecken, als würde ihm das nichts ausmachen.
„Das in den Nachrichten, die zerhackten Knochen … Das warst du?“
„Die Sache ist etwas komplizierter“, gestand Decker. „Ich bin größtenteils für die … Beschaffung zuständig. Der Metzger kümmert sich ums Ausbluten und Zerlegen. Aber manchmal brauchen sie mich, um … Lecks zu stopfen. Ha! Vielleicht sollten sie mich den Klempner nennen.“ Er deutete lachend mit dem Daumen nach hinten. „Die passenden Schilder hab ich schon.“
„Lecks?“
„Ja. Und wenn jemand seine Nase in Dinge steckt, die ihn nichts angehen“, fuhr Decker fort. „Wir hatten diese Schlampe angeheuert, die dachte, sie würde Mietshäuser für Promis suchen, doch dann … Sagen wir einfach, dass ihr ihre Neugier nicht bekommen ist. Sobald man weiß, dass man jemandem nicht trauen kann, muss man sich darum kümmern. Und eine dauerhafte Lösung finden.“
Plötzlich bog Decker von der Landstraße auf einen Feldweg ein, der zwischen dichten Bäumen im Nichts zu verschwinden schien.
„Meine Damen und Herren, wir sind an unserem Ziel angekommen. Unserer ganz privaten Abendgesellschaft.“
Der Van rumpelte über den einspurigen Weg, und die Reifen knirschten auf den Kieselsteinen, die die sanft ansteigende private Auffahrt bedeckten. Nachdem die Stoßdämpfer gezeigt hatten, was in ihnen steckte, hielt Decker den Van an. Sie waren noch etwa dreißig Meter von einem Haus entfernt, das auf einem Hügel stand und hinter dessen Fenstern Licht brannte, während der Wald in seiner Umgebung im Dunkeln lag.
„Ihr drei da hinten könnt eure
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