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Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)

Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)

Titel: Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Passarella
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vorhabt.“
    Ein Mann, der Ende sechzig sein musste und einen purpurfarbenen Smoking trug, drehte sich um und sah Hank lächelnd an.
    „Sie können mir glauben, dass wir sehr gründlich darüber nachgedacht haben. Seit fünfundzwanzig Jahren denken wir an kaum etwas anderes. Ich habe mich für diesen Anlass extra in Rot gekleidet!“
    „Sie sind ja verrückt!“, schrie Hank. „Sie sind ja alle völlig durchgedreht!“
    Einige Männer in Smokings und einige Damen in Abendkleidern ließen sich dazu herab, ihn anzusehen, und wirkten gleichermaßen amüsiert über seinen Ausbruch, aber niemand bot ihm seine Hilfe an oder zog auch nur in Erwägung, mit ihm zu reden. Hank konnte sie nicht dazu anstacheln oder überreden, ihm zu helfen. Seine Gegenwehr stellte nur eine weitere Belustigung dar. Vergeblich zerrte er an den Fesseln an seinen Handgelenken und bewegte sie erst in die eine und dann in die andere Richtung, als könne er die Eisenringe oder das Holz irgendwie zum Nachgeben bewegen.
    Eine Glocke wurde dreimal hintereinander geläutet.
    Die Menge um ihn herum schwieg.
    War’s das? Werden sie jetzt über mich herfallen?
    Ein stämmiger alter Mann fuhr einen Servierwagen herein, und jemand flüsterte: „Das letzte Aufgebot des Kochs vor der Hauptspeise?“
    „Meine Damen und Herren“, sagte der Koch. „Auch wenn es bald an der Zeit ist, das
Straffe-Kette-Abendessen
zu genießen, unser angekettetes Mahl, möchte ich Ihnen als Vorspeise und um Ihren Appetit anzuregen noch Folgendes anbieten …“ Er nahm den Deckel von einer Servierplatte, die Hank glücklicherweise nicht sehen konnte. „… Knochenmark, garniert mit französischen Schnecken und Kräuterbrotkrumen, die dem Ganzen einen wundervollen Biss verleihen. Zu dieser, ähem, Brosseau-Knochenmarkdelikatesse …“ Mehrere Anwesende kicherten vielsagend, und Hank erinnerte sich daran, dass das der Name des jungen Franzosen war, den er nicht hatte retten können. „… reichen wir getoastete, selbst gebackene Baguettes und gegrillte Limettenscheiben.“
    Der Ankündigung des Kochs folgte höflicher Applaus.
    Daraufhin erschien ein anderer Mann neben dem Koch und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter.
    „Danke, Maître! Das war wahrlich ein wunderbarer Monat voller Gaumenfreuden!“ Weiterer Applaus, dieses Mal allerdings sehr viel enthusiastischer. „Es ist meine Pflicht als Gastgeber, unser einmonatiges Fest an diesem Abend mit dem
Straffe-Kette-Abendessen
zu beenden. Für den heutigen Abend habe ich eine ganz besondere Mahlzeit ausgewählt, einen Jäger, der zu unserer Beute geworden ist.“ Applaus und zustimmende Pfiffe. „Dieser Mann ist ein Angehöriger der hiesigen Polizei und hat versucht, Sie, die Mitglieder unserer äußerst geheimen Gesellschaft, aufzuspüren und zu verhaften und unserer Festtradition ein Ende zu bereiten. Tja, ich würde sagen, seine Niederlage ist unser Gewinn.“ Er wartete, bis sich der widerliche Applaus gelegt hatte. „Und durch unseren Sieg wird das rohe Fleisch noch viel besser schmecken. Daher werden wir dieses Fest in wenigen Minuten mit diesem Höhepunkt beenden. Aber ich möchte die Gäste, die zum ersten Mal dabei sind und bisher nur Sitte und Anstand zu sehen bekommen haben, warnen: Dieses letzte Mahl wird blutig!“
    Rings um Hank lachten und jubelten die Leute.
    Der Koch kehrte mit seinem Servierwagen zurück, aber nun lag darauf eine glänzende Ansammlung an Tranchiermessern. Hank hörte eine groß gewachsene, leicht bucklige Frau in einem mit Pailletten besetzten bodenlangen Abendkleid sagen, dass sie das rohe Fleisch lieber mit bloßen Händen und Klauen abriss. „Auf diese Weise ist es sehr viel sinnlicher!“
    Mit zusammengebissenen Zähnen bäumte sich Hank auf und zerrte an seinen Fesseln, bis seine Muskeln ob der erfolglosen Anstrengung zu zittern begannen. Schließlich sackte er ermattet und keuchend auf den Tisch und fragte sich, ob er in einer der sieben Höllen gelandet war.
    In diesem Augenblick bemerkte Hank, wie sich Ellen Crawford und ihr Sohn Kurt dem Gastgeber näherten. Ellen beugte sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr, und der Gastgeber nickte.
    „Sie!“, schrie Hank. „Sie sind auch an diesem Wahnsinn beteiligt?“
    Ellen sah in seine Richtung, wich seinem Blick jedoch aus, während Kurt zu Boden blickte und keinen der Anwesenden ansah.
    Crawford hat seine Familie vor diesen kranken Schweinen beschützt
, dachte Hank verwirrt.
Und sie nimmt an der Feier dieser Irren teil

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