Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)
Skelette, die in ihrem Leichenschauhaus lagen.
„Allem Anschein nach einem Kannibalen mit großem Appetit.“
K APITEL N EUNZEHN
Decker lehnte mit verschränkten Armen an dem Super Beetle und schüttelte den Kopf, als Monroe näher kam.
„Was zum Henker war das denn?“, wollte er wissen.
„Das wollte ich dich auch gerade fragen“, erwiderte Monroe, der nicht bereit war, das Benehmen seines Freundes noch länger hinzunehmen. „Gibst du dir überhaupt Mühe?“
„Ich bin doch mitgekommen.“
„Das war aber auch schon alles.“
„Das, was wir da gemacht haben, wird mir nicht helfen, mich zu ändern“, stellte Decker fest. „Das bin ich nicht, okay? Das ist, als würde man Sport auf Valium machen, all diese Übungen in Zeitlupe. Ich brauche Action.“ Er ballte die Faust und schlug sich auf die offene Handfläche der anderen Hand. „Ich muss was treten, was schlagen.“
„Wenn du dabei an Kampfsport denkst, dann rate ich dir davon ab.“
„Warum denn das?“, fragte Decker. „Körperkontakt. Auseinandersetzung. Da bin ich dabei.“
„Man behandelt Alkoholismus auch nicht mit kästenweise Bier.“
Decker breitete die Arme aus und grinste. „Auch nicht mit Lightbier?“
Monroe schüttelte den Kopf. „Das war’s. Ich bin raus.“
Er stieg in seinen Wagen und ließ den Motor an. Decker riss schnell die Beifahrertür auf und setzte sich ins Auto.
„Komm schon, Bruder. Ich mach doch nur Spaß.“
„Ich habe zugestimmt, dir bei deiner Läuterung zu helfen“, meinte Monroe und starrte geradeaus durch die Windschutzscheibe. „Doch dir ist das alles ganz egal, und dann musst du eben deinen eigenen Weg finden. Ich habe dich nicht gebeten, das auszuprobieren. Du hast mich um Hilfe gebeten. Wenn ich dich gegen deinen Willen dahin schleifen muss, dann funktioniert das nicht. Du kannst dich erst ändern, wenn du es auch wirklich willst, und das hast du ganz offensichtlich nicht vor. Also werden wir dieses kleine Experiment hiermit beenden.“
„Monroe“, murmelte Decker. „Bruder?“
Endlich drehte sich Monroe zu ihm um.
„Worum geht es dir eigentlich bei der ganzen Sache? Wir waren früher mal Freunde, doch das heißt noch lange nicht, dass wir das heute noch sind. Wir sind getrennte Wege gegangen und haben uns in unterschiedliche Richtungen entwickelt.“
„Willst du mir allen Ernstes erzählen, dass dir das leichtgefallen ist?“, meinte Decker. „Dass du so einfach alles ändern konntest?“
„Natürlich war es schwer, und das ist es auch heute noch“, entgegnete Monroe. „Aber ich habe mich aus eigenem Willen dazu entschieden. Niemand hat mich gezwungen, mich zu ändern, und mich zwingt auch heute niemand dazu. Es ist noch immer meine freie Entscheidung, der Mann zu sein, der ich sein will. Mir gefällt mein Leben so, wie es ist. Wenn du nicht mit dir zufrieden bist, dann kann ich das nicht ändern. Das muss schon aus deinem Inneren kommen.“
„Da kann ich dir nicht widersprechen, Bruder“, sagte Decker. „Aber ich hab mich jeden Morgen aus dem Bett geschleift, um es wenigstens zu probieren, oder nicht?“
„Das stimmt.“
„Ich geb mir also Mühe.“
„Aber das reicht nicht, Decker“, beharrte Monroe. „Bei Weitem nicht.“ Er seufzte und presste die Hände auf das Lenkrad. Währenddessen lief der Motor weiter, als würde er einer Entscheidung harren, die in dem Moment gefällt wurde, in dem Monroe einen Gang einlegte. „Du musst es richtig wollen.“
„Lässt du mich hängen, Monroe?“
„Du hast doch noch nicht einmal angefangen“, erwiderte Monroe. „Wie kann ich dich da hängen lassen?“
„Wie kannst du das nur sagen?“
„Wann hast du zum letzten Mal Fleisch gegessen?“
„Seit dem Frühstück keinen Bissen mehr“, antwortete Decker und grinste breit.
Monroe fand das ganz und gar nicht witzig.
„Weißt du was? Das war von Anfang an eine blöde Idee.“
Er legte einen Gang ein und fuhr auf die Straße, dann konzentrierte er sich nur noch auf den Verkehr. Falls er auch nur ein wenig von sich in Decker gesehen und geglaubt hatte, er würde sich ändern wollen, dann hatte er sich das nur eingebildet. Das war die einzige Erklärung. Doch nachdem ihm dieser Schleier vor den Augen weggerissen worden war, würde Monroe diese alte Freundschaft auf sich beruhen lassen. Wie sagte Decker doch so schön?
Immer nach vorn blicken, Vollgas, und nichts bereuen
.
Nachdem sie sich einige Minuten lang angeschwiegen hatten, fragte Decker: „Vermisst du es
Weitere Kostenlose Bücher