Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)
manchmal?“
„Ich denke nicht darüber nach“, gestand Monroe. „Ich konzentriere mich lieber auf das, was ich jetzt habe.“
„Hattest du schon mal einen Rückfall?“, hakte Decker nach. „Oder bist du perfekt, Monroe? Hast du keine Kerbe in deinem
Blutbader
-Keuschheitsgürtel?“
„Abgesehen von der Tatsache, dass du die Metaphern durcheinanderbringst“, erwiderte Monroe, „bin auch ich nicht perfekt. Aber wenn man einen Rückfall hat, dann muss man das auch bereuen und auf dem richtigen Weg weitermachen. Und in der Hinsicht unterscheiden wir uns.“
„Mag sein“, meinte Decker. „Es heißt ja auch nicht umsonst: ‚Glaube an deine Überzeugungen.‘ “
„Stimmt“, bestätigte Monroe und war tatsächlich ein wenig traurig. Es war nicht einfach, eine Freundschaft aufzugeben, die einem früher einmal sehr wichtig gewesen war. „Aber so muss es sein.“
Decker massierte sich die rechte Hand mit der linken, starrte zu Boden und schwieg einige Minuten lang. Als er schließlich wieder etwas sagte, klang seine Stimme gedämpft und sein Hochmut schien verschwunden zu sein.
„Ich mag es einfach, weißt du. Die ganze Aufregung und Action. Ich möchte das niemals aufgeben.“
„Das verstehe ich“, sagte Monroe und nickte. Er hatte sich geändert, aber viele
Wesen
konnten oder wollten das nicht tun. Sie glaubten, das sei gegen ihre Natur. Dagegen konnte man nur schwer etwas sagen. Aber die richtigen Entscheidungen waren oftmals die schwersten. Sonst würde auch keiner mehr etwas Falsches machen.
„Aber manchmal habe ich Angst, dass ich zu weit gehen könnte“, fuhr Decker leise fort. „Dass ich an einen Punkt komme, an dem es kein Zurück mehr gibt. Verdammt, vielleicht ist es längst so weit. Ich bin nie ein Musterknabe gewesen.“
„Redest du jetzt von Wiedergutmachung?“, fragte Monroe. „Denn wenn es nur darum geht, dann setzt du dich viel zu sehr unter Druck. Das ist wie bei diesem Rätsel: ‚Wie isst man einen Elefanten?“ Er warf Decker einen Blick zu, der ihn ansah, als wäre ihm gerade ein zweiter Kopf gewachsen. „Was ist? Hast du das noch nie gehört?“
„Nein. Aber bei dem Gedanken bekomme ich Hunger.“
„Die Lösung ist: ‚Immer einen Bissen nach dem anderen‘ “, erklärte Monroe. „Wenn das Problem zu groß ist, um es auf einmal anzugehen, dann macht man eben immer einen Schritt nach dem anderen.“
„Kleine Schritte?“
„Genau.“
„Wenn du beispielsweise einen Rückfall hast, dann kannst du am nächsten Tag einfach wieder das geläuterte Leben fortsetzen?“
„Ähm, ja, so in etwa“, erwiderte Monroe, der nicht genau wusste, worauf Decker hinauswollte. „Aber so sehe ich das nicht. Das ist nicht meine Art, zu leben. Es ist für mich nicht okay, heute zu betrügen, damit ich morgen wieder brav sein kann.“
„Aber theoretisch könntest du betrügen“, meinte Decker. „Und es wäre in Ordnung.“
„Tja, theoretisch schon, denke ich, aber nicht mit Vorsatz. Aber das ist Haarspalterei. Was willst du mir eigentlich sagen?“
„Ich versuche eigentlich nur, das alles zu verstehen“, bekannte Decker. „Du stehst jeden Morgen auf und willst jeden weiteren Tag geläutert begehen. Aber ich frage mich jeden Tag aufs Neue, wie ich damit aufhören kann … nicht geläutert zu sein.“
„Immer einen Schritt nach dem anderen.“
Decker lachte leise. „Es ist verdammt schwer, herauszufinden, was der erste Schritt sein soll.“
„Was ist mit Meditieren?“, fragte Monroe. „Hast du das schon mal probiert? Kein Strecken, keine seltsamen Posen, keine langsamen Bewegungen. Einfach nur dasitzen, sich entspannen und konzentrieren. Du musst einen Weg finden, die Ruhe in deinem Inneren zu finden.“
„Kein Blödsinn?“, hakte Decker nach. „Einfach nur still sitzen? Das ist alles?“
„Was den körperlichen Teil angeht, schon“, bestätigte Monroe und tippte sich an die Schläfe. „Der Rest passiert hier oben.“
„Keine Kurse mit lauter Posern mehr?“
„Wir können in meinem Haus meditieren“, sagte Monroe, der es nicht fassen konnte, dass er Decker nicht endlich ein für alle Mal aus seinem Leben verbannt hatte. „Keine Fremden, nur wir beide.“
„Okay.“ Decker schlug sich auf die Knie. „Klingt nach einem guten Plan.“
„Toll“, meinte Monroe, während er innerlich verzweifelte, weil er sich sein Scheitern nicht eingestehen konnte. Aber er hatte vor, das Ganze zumindest zu beschleunigen. „Ich muss noch ein paar Dinge erledigen,
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