Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)
nicht.“
„Vielleicht doch“, schaltete sich Hank ein. „Der Kannibalenkiller. Ein neu eröffnetes Restaurant. Da muss man nicht lange drüber nachdenken.“
„Haben Sie den Namen und die Adresse des neuen Restaurants?“, wandte sich Nick an Wu.
„Ja, das steht alles in der Akte“, erwiderte dieser. „Aber die Lieferung ist nie dort angekommen.“
„Das mag sein“, sagte Nick, „aber sie wussten, dass sie kommen sollte.“
K APITEL Z WANZIG
Roxys Testergebnisse waren leider so, wie Juliette es erwartet hatte, und bewiesen, dass die Nieren der sechsjährigen Labradorhündin versagten. Nach der aggressiven Infusionsbehandlung hatte sie sich für vierundzwanzig Stunden auf bemerkenswerte Weise erholt, aber das war auch schon alles. Einen Tag lang hatten die Bremmers die Illusion einer Wunderheilung genießen dürfen. Dadurch fiel es Juliette nicht leichter, Melinda Bremmer anzurufen. Sie hatte der Familie Hoffnung gemacht, und diese war kurzzeitig belohnt worden, nur um sich ebenso schnell wieder in Luft aufzulösen … Juliette fragte sich, ob es nicht besser gewesen wäre, die Infusionsbehandlung gar nicht erst vorzuschlagen. Damit hatte sie den unausweichlichen Schmerz nur hinausgezögert. Nachdem die Gefühle der Bremmers nun endgültig in Aufruhr waren, musste sie Melinda jetzt anrufen und sie bitten, ihren Hund erlösen zu dürfen.
Melinda bat um ein paar Stunden Zeit, um ihren Mann und ihren Sohn zu holen. Sie wusste, dass sie sich ein letztes Mal von ihrer Hündin verabschieden und am Ende bei ihr sein wollten.
Natürlich gab ihr Juliette diese Zeit. Wie konnte sie ihr das auch verweigern? Allerdings konnte sie nicht tatenlos herumsitzen und auf ihre Ankunft warten. Also sagte sie zu Zoe und Roger, dass sie nach dem Mittagessen wieder zurück wäre, und bat die beiden, ein Auge auf Roxy zu haben, solange sie weg war. „Kein Problem“, sagte Roger, ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden, aber Zoe, die Juliettes Stimmung besser kannte und über die Situation mit Roxy und den Bremmers im Bilde war, fragte Juliette, ob sie beim Mittagsessen Gesellschaft haben wollte.
„Danke für das Angebot, Zoe“, erwiderte Juliette. „Aber ich bin verabredet. Das holen wir nach, okay?“
„Okay“, erwiderte Zoe und nickte.
Juliette hatte Rosalee zwar noch gar nicht angerufen, um sie zu fragen, ob sie zusammen Mittagessen wollten, und sie wusste auch nicht, ob jemand für sie im Laden einspringen konnte, aber sie hoffte, dass sie trotzdem Zeit für sie hatte. Sie wollte sich gern mit einer anderen Heilerin unterhalten und glaubte, dass sie diesen schrecklichen Tag dann besser durchstehen konnte. Zwar war Rosalee keine Ärztin, aber sie hatte Erfahrung darin,
Wesen
bei verschiedenen nichtmenschlichen Krankheiten zu helfen. Überdies hatte sie Juliettes Gedächtnisverlust geheilt und die unnatürliche Besessenheit, die sie und Nicks Captain verbunden hatte. Rosalees Spezialität waren Gebiete, auf denen die traditionelle Medizin keine Antwort mehr wusste und wo sie kein Heilmittel hatte.
Als Juliette den Exotic Spice & Tea Shop betrat, sah sie den stämmigen älteren Herrn, der laut Rosalee Oscar Cavendish hieß, vor einem der Regale stehen, aber sonst waren keine Kunden anwesend. Juliette ging zum Tresen und begrüßte Rosalee, die von einer Zeitschrift aufsah, in der sie geblättert hatte.
„Oh, hi, Juliette“, sagte Rosalee. „Das ist aber eine Überraschung.“
„Entschuldige, dass ich nicht vorher angerufen habe.“ Sie hob eine große, weiße Papiertüte hoch. „Ich wusste nicht, ob du hier weg kannst, daher habe ich ein paar Veggie-Wraps und Salate mitgebracht und ein paar Flaschen Wasser. Ich dachte, wir könnten vielleicht hier im Stehen essen.“
„Ach, Unsinn“, erwiderte Rosalee. „Ich muss doch hier noch irgendwo einen zweiten Stuhl haben.“
Rosalee verschwand einen Augenblick im Hinterzimmer und kam mit einem dreibeinigen Stuhl zurück, der hoch genug war, sodass sie bequem hinter dem Tresen sitzen konnte.
„Was führt dich hierher?“
„Ich hatte einen furchtbaren Tag“, gestand Juliette. „Ich musste eine Familie anrufen und ihr eine schlechte Nachricht überbringen.“
„Oh nein, nicht der Labrador.“
Juliette nickte, griff in die Tüte und holte die Wraps und die Plastikbehälter mit den Salaten heraus.
„Einen Tag lang war alles wieder in Ordnung. Doch heute Morgen haben sie sie wieder in die Klinik gebracht, und es ging ihr schlechter als je zuvor. Es
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