Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)
ein großes Opfer“, stellte Monroe fest. „Wenn man sich eine Waffe in den Mund steckt und sich das Hirn wegpustet.“
„Er hatte nur noch einen oder zwei Monate zu leben. Sobald er akzeptiert hatte, dass er das versprochene Heilmittel nie erhalten würde, hat er seine letzte Zeit geopfert, um die Sicherheit seiner Familie zu gewährleisten.“
„Ich will damit ja nur sagen, dass das kein einfacher Weg war, egal, wie lange er noch zu leben hatte“, erwiderte Monroe. „Wenn er derart verzweifelt war, um zu so drastischen Maßnahmen zu greifen, damit seiner Familie nichts passiert …“
„Dann muss er auch was gewusst haben“, beendete Nick den Satz und nickte. „Die Techniker untersuchen gerade seinen Computer …“
„Dessen Festplatte er gelöscht hat, bevor er sich umbrachte.“
Nick setzte sich an den Tisch. „Er muss zumindest einige dieser Leute gekannt haben. Und er wusste, was passieren würde. Er hat die Küchenausstattung für sie bestellt.“
„Nick, wenn sie so viele Menschen umbringen und essen“, meinte Monroe leicht betreten, weil ihm nur zu gut bewusst war, dass auch ein
Blutbader
in die Sache verwickelt sein konnte, „dann brauchen sie auch einen Treffpunkt, der so groß ist wie ein Restaurant. Überleg doch mal: Sie schlachten Menschen, lagern das Fleisch und kochen es. Damit muss man doch recht viele Mahlzeiten herstellen können.“
„Crawfords Restaurant wurde nie eröffnet“, sagte Nick. „Er hat die Ausstattung nur bestellt, weil er genau wusste, dass man sie stehlen würde. Der Fahrer war Kollateralschaden.“
„Oder eine Vorspeise“, vermutete Monroe.
„Der Killer entführt Menschen unterschiedlicher Herkunft, Männer und Frauen, Kinder, Teenager und Erwachsene“, fuhr Nick fort. „Aber normalerweise haben Serienkiller einen leicht erkennbaren Opfertyp. Diesem hier scheint es jedoch auf die Vielfalt anzukommen.“
„Er sucht sich die Opfer nicht aus, Nick“, erkannte Monroe. „Er führt Bestellungen aus. Die Kannibalen oder der Koch bestimmen, wer entführt werden soll.“
„Viele Mahlzeiten“, murmelte Nick nachdenklich. „Wenn das wirklich ein Ereignis ist, das nur selten stattfindet, dann wollen sie vermutlich so viele unterschiedliche Menschenmahlzeiten wie nur möglich kosten.“
„Zeig mir noch mal die Flyer“, verlangte Monroe. Er breitete sie wie Spielkarten auf dem Tisch aus. „Sie sind nicht genau gleich.“
„Stimmt. Auf jedem steht eine andere Adresse.“
„Nein“, beharrte Monroe. „Das ist nicht der einzige Unterschied.“
Nick kam um den Tisch herum und sah sich die vier Flyer an.
„Du hast recht. Der Kreis und die Dreiecke sind bei jeder Version etwas anders gezeichnet.“ Er legte die vier Blätter übereinander und hielt sie gegen das Licht, sodass er hindurchsehen konnte. Jeder Kreis und die Dreiecke daneben sahen aus wie Geisterbilder. Er nahm zwei Seiten weg, und der Unterschied war deutlicher zu erkennen. Dann überprüfte er die anderen beiden Seiten, um seine These zu bestätigen. „Sieh dir das an“, meinte Nick. „Auf jeder Seite ist ein Dreieck anders.“
Monroe nahm ihm die Flyer ab und legte sie nebeneinander auf den Tisch.
„Decker, mein alter Freund, den du kennengelernt hast, als Juliette dich hier abgesetzt hat, meinte, dass der Kreis vielleicht die Sonne sein könnte“, berichtete er. „Dann wären das die Strahlen, die davon abgehen. Nur dass die Dreiecke alle nach innen und auf den Kreis zeigen. Wenn man eine Sonne malt, gehen die Strahlen dann nicht davon ab?“
„Würde ich auch sagen“, bestätigte Nick. „Und auf jeder Seite ist das Dreieck, das am weitesten im Südwesten liegt, wenn man den Kreis als Kompass ansieht, auf die Seite gedreht.“
„Nick, das ist eine Einladung.“
„Eine Einladung wozu?“
„Augenblick“, murmelte Monroe und nahm sich eines der uralten Bücher vom Tisch. Er blätterte darin herum und hielt inne, als er eine Illustration von einem Halbkreis entdeckte. Daneben waren drei Dreiecke abgebildet, wobei das mittlere vom Halbkreis weg zeigte. „Dieser Kreis ist nicht die Sonne“, erkannte Monroe und tippte auf die Illustration. „Das ist ein Tisch, an dem Stühle stehen. Der umgedrehte Stuhl wird auch der …“ Er fuhr einige Zeilen entlang, die auf Deutsch verfasst worden waren. „… der
Leere Stuhl
genannt.“
„Ein leerer Stuhl?“
„Das ist die Einladung“, erklärte Monroe. „Da steht ein leerer Stuhl, der auf dich wartet – natürlich nicht
Weitere Kostenlose Bücher