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Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)

Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)

Titel: Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Passarella
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auf dich, aber auf jeden, der herausfindet, was diese Einladung zu bedeuten hat. So langsam fällt mir alles wieder ein. Ich glaube, mein Großvater hat mir von dieser alten Welt erzählt – der Mann war unverbesserlich … Und mit ‚alt‘ meine ich richtig alt. Traditionen einer geheimen Gruppe von
Wesen
, die ein genau geplantes Fest an immer anderen Orten abhielten, dessen Hauptgang das ‚lange Schwein‘ war.“
    „Menschen?“
    Monroe nickte und wirkte verlegen. „Es hat angeblich einen ganzen Monat gedauert. Wurde unter größter Geheimhaltung abgehalten. Nie zweimal in derselben Stadt. Und es geschah nur selten! Man konnte nur ein-, maximal zweimal im Leben daran teilnehmen, fast so wie an einer Sonnenfinsternis oder der Sichtung irgendeines Kometen. Jedenfalls hat mein Großvater immer davon geträumt, mal so eine Einladung zu finden und an diesen, äh, Feierlichkeiten teilzunehmen. Natürlich habe ich das immer als Mythos abgetan. Eine Art
Wesen
-Märchen. Zeitweise war ich sogar davon überzeugt, dass sich mein Großvater das alles nur ausgedacht hat.“
    „Steht in deinem Buch sonst noch etwas darüber?“
    Monroe überflog den Eintrag. „Nicht viel“, gestand er dann. „Die Mitgliedschaft wird weitervererbt, und die Mitglieder sprechen im Allgemeinen nicht mit Außenstehenden darüber. Ah … Hier steht, sie würden sich die Tafelsilbergesellschaft nennen. Das klingt sehr nach versnobter Oberschicht, wenngleich auf kannibalische Art und Weise.“
    „Silber“, wiederholte Nick. „Wie bei einem silbernen Jubiläum?“
    „Alle fünfundzwanzig Jahre“, überlegte Monroe und nickte. „Das könnte passen. Sagen wir, man nimmt das erste Mal mit fünfundzwanzig teil und das zweite Mal vielleicht mit fünfzig. Aber mit fünfundsiebzig? Selbst wenn man dann noch lebt, will man wohl kaum um die halbe Welt fliegen, um an einem Fest teilzunehmen, das einen ganzen Monat dauert.“
    „Und dieses Mal findet ihr Schlemmerfest in Portland statt.“
    „Was haben wir doch für ein Glück.“
    „Das ist für sie ein Großereignis“, sagte Nick. „Du hast recht. Wenn man bedenkt, wie viele Opfer wir gefunden haben, dann sind sie den ganzen Monat lang nur am Essen. Aber wer fünfundzwanzig Jahre auf so etwas wartet, der will bestimmt keinen Tag vergeuden.“
    „Das ist anzunehmen.“
    „Und wenn sie eine hochwertige Küchenausstattung haben“, fuhr Nick fort, „dann findet das Ganze auch nicht in einem mobilen Stützpunkt statt, sondern an einem festen Ort.“
    „Was vermutest du?“
    Nick wollte gerade antworten, als sein Handy klingelte und ihn unterbrach. Er sah auf das Display und nahm den Anruf an.
    „Was gibt es, Hank?“
    „Ein Streifenwagen hat Ray Swartley gerade gefunden.“
    „Redet er?“
    „Das kann er nicht mehr“, erwiderte Hank. „Jemand hat ihm in den Hals geschossen und sein Rückgrat zerfetzt.“
    „Ich muss los“, sagte Nick zu Monroe. „Finde heraus, wie man diese Einladung annimmt. Ich möchte, dass
du
auf diesem leeren Stuhl sitzt.“
    Monroe folgte Nick bis zur Tür und schüttelte den Kopf. „Das ist echt nicht witzig, Nick.“
    Nick war schon auf dem Weg zum Wagen. „Denk wie dein Großvater.“
    „Auch das ist nicht witzig.“
    Die klassische Musik hallte weiter durch das ganze Haus. Ein Klavierkonzert von Rachmaninow ging in Beethovens neunte Symphonie über, als der Koch einen weiteren Servierwagen voller Fleischstücke auf Silbertabletts hereinfuhr, vor denen eine Karte lag, die Auskunft über Herkunft und Alter gaben.
    „Wie versprochen, meine Damen und Herren“, sagte der Koch. „Ich präsentiere Ihnen die schönsten Steaks in allen möglichen Variationen, und natürlich perfekt gewürzt. Etwas später habe ich dann noch weitere Organgerichte für Sie.“
    Seinen Worten folgte höflicher Applaus und aus der Ecke der Nichtmitglieder einige laute Jubelrufe und unangebrachte Pfiffe. Doch das schien die Mitglieder nicht zu stören. In den letzten Tagen herrschte hier immer eine jahrmarktähnliche Atmosphäre, und man gab die Zurückhaltung auf, wenn der Gastgeber dem Koch auftrug, die Speisekammer leerzuräumen. Die Nichtmitglieder wussten allerdings nicht, dass sie während der
Leerer-Stuhl
-Tage von den Mitgliedern und dem Gastgeber beobachtet wurden, die sie auf ihre Eignung als mögliches Mitglied prüften. Die Ungehobelten fielen dabei sofort raus, aber jene, die mit einigem Anstand und Respekt an den Feierlichkeiten teilnahmen, wurden vor Ende des Events

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