Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)
angst, so recht, as wenn een swaar Gewitter kümmt.« Marleenken averst satt un weend un weend, daar kamm de Vagel auflegen, un as he sick up dat Dack sett – ach segd de Vader, mi is so recht freudig un de Sünn schiint buten so schön, my is recht as süll ick eenen ollen Bekannten wedderseen, – nee, sed de Fru, my is so Angst, de Teene klappern mi un dat is mi as Füür in de Adern, un se reet sick eer Liifken up un so meer; averst Marleenken satt in een Eck un weende un had eeren Platen vor de Oogen, un weende den Platen gans messnatt; daar sett sick de Vagel up den Machandelboom un sung:
Min Moder de mi slacht’t
daar heel de Moder de Ooren to, un kneep de Oogen to, un wold nich seen un hören, aver dat bruuste eer in de Ooren, as de allerstarkst Storm, un de Oogen brennten eer un zackten as Bliz:
min Vader de mi att,
Ach Moder, segd de Mann, daar is een schön Vagel, de singt so herlich, de Sünn schiint so warm, un dat rückt as luter Zinnemamen
min Swester de Marleeniken
daar led Marleenken den Kopp up de Knee un weende in eens weg, de Mann averst sed: ick ga herut, ick mut den Vagel dicht by sehn; – »ach, ga nich, sed de Fru, my is as bevt dat ganze Huus, un stünn in Flammen«, aver de Mann ging herut un sach den Vagel an:
söcht alle mine Beeniken
un bindt se in een siden Dook,
legts unner den Machandelboom,
kywitt, kywitt! Ach wat een schön Vagel bin ick!
mit des leet de Vagel de golden Kede fallen, un se feel den Mann jüst um den Hals, so recht hier herüm, dat se recht so schön past; daar ging he herin un sed: »sü wat is dat vör een schön Vagel, hett mi so ne schöne goldne Kede schenkt, un süht so schöne ut«, de Fru aver was so Angst un feel langs in de Stuve hen, un de Mütz feel eer van den Kopp – daar sung de Vagel wedder:
Min Moder de mi slacht’t
ach dat ick dusend Fuder unner de Eerde weer, dat ick dat nich hören sull!
min Vader de mi att,
daar feel de Fru vör dood nedder,
min Swester de Marleeniken,
ach, sed Marleenken, ick wil ook herut gan un seen op de Vagel mi wat schenkt, daar ging se herut,
söcht alle mine Beeniken
und bindt se in een siden Dook,
daar smeet he eer de Scho herun
legts unner den Machandelboom,
kywitt, kywitt! Ach wat een schön Vagel bin ick!
Daar was eer so licht un frölich, daar truck se de nien rooden Scho an, un danst un spring herinn; ach, sed se, ick was so trurig as ick herut ging, un nu is mi so licht, dat is mal een herlichen Vagel, het mi een Paar roode Scho schenkt! »nee«, sed de Fru, un sprung up, un de Har stunnen eer to Barge as Füürsflammen, »mi is as sull de Werld unner gahn, ick wil ook herut, op mi lichter warden sull«, un as se ut de Döör kamm – bratsch! – smeet eer de Vagel den Mählensteen up den Kopp, dat se ganz tomatsch; de Vader un Marleenken hörden dat un gingen herut, dar ging een Damp un Flam un Füür up van de Steed, un as dat vorby was, da stund de lüttje Broder, un he namm sinen Vader un Marleenken bi de Hand, un weeren alldree so recht vergnögt un gingen in dat Huus by Disch un eeten.
Von dem Wacholderbaum
D as ist nun lange her, wohl an die zweitausend Jahre, da war einmal ein reicher Mann, der hatte eine schöne fromme Frau, und sie hatten sich beide sehr lieb, hatten aber keine Kinder. Sie wünschten sich aber sehr welche, und die Frau betete darum soviel Tag und Nacht; aber sie kriegten und kriegten keine. Vor ihrem Hause war ein Hof, darauf stand ein Wacholderbaum. Unter dem stand die Frau einstmals im Winter und schälte sich einen Apfel, und als sie sich den Apfel so schälte, da schnitt sie sich in den Finger, und das Blut fiel in den Schnee.
»Ach«, sagte die Frau und seufzte so recht tief auf, und sah das Blut vor sich an, und war so recht wehmütig: »Hätte ich doch ein Kind, so rot wie Blut und so weiss wie Schnee.« Und als sie das sagte, da wurde ihr so recht fröhlich zumute: Ihr war so recht, als sollte es etwas werden. Dann ging sie nach Hause, und es ging ein Monat hin, da verging der Schnee; und nach zwei Monaten, da wurde alles grün; nach drei Monaten, da kamen die Blumen aus der Erde; und nach vier Monaten, da schossen alle Bäume ins Holz, und die grünen Zweige waren alle miteinander verwachsen.
Da sangen die Vöglein, dass der ganze Wald erschallte, und die Blüten fielen von den Bäumen, da war der fünfte Monat vergangen, und sie stand immer unter dem Wacholderbaum, der roch so schön. Da sprang ihr das
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