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Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Titel: Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Carl Grimm , Jacob Ludwig Carl Grimm
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Frau sprach: »Es steckt Zauberei dahinter; gib einmal morgens in aller Frühe acht, ob sich etwas in der Stube regt, und wenn du etwas siehst, es mag sein, was es will, so wirf schnell ein weißes Tuch darüber, dann wird der Zauber gehemmt.«
     
    Der Schäfer tat, wie sie gesagt hatte, und am andern Morgen, eben als der Tag anbrach, sah er, wie sich der Kasten auftat und die Blume herauskam. Schnell sprang er hinzu und warf ein weißes Tuch darüber. Alsbald war die Verwandlung vorbei, und ein schönes Mädchen stand vor ihm, das bekannte ihm, daß es die Blume gewesen wäre und seinen Haushalt bisher besorgt hätte. Es erzählte ihm sein Schicksal, und weil es ihm gefiel, fragte er, ob es ihn heiraten wollte, aber es antwortete: »Nein«, denn es wollte seinen Liebsten Roland, obgleich er es verlassen hatte, doch treu bleiben: aber es versprach, daß es nicht weggehen, sondern ihm fernerhin haushalten wollte.
     
    Nun kam die Zeit heran, daß Roland Hochzeit halten sollte: Da ward nach altem Brauch im Lande bekanntgemacht, daß alle Mädchen sich einfinden und zu Ehren des Brautpaares singen sollten. Das treue Mädchen, als es davon hörte, ward so traurig, daß es meinte, das Herz im Leibe würde ihm zerspringen, und wollte nicht hingehen, aber die andern kamen und holten es herbei.
     
    Wenn aber die Reihe kam, daß es singen sollte, so trat es zurück, bis es allein noch übrig war, da konnte es nicht anders. Aber wie es seinen Gesang anfing und er zu Rolands Ohren kam, so sprang er auf und rief: »Die Stimme kenne ich, das ist die rechte Braut, eine andere begehr ich nicht.« Alles, was er vergessen hatte, das war plötzlich in sein Herz wieder heimgekommen. Da hielt das treue Mädchen Hochzeit mit seinem Liebsten Roland, und war sein Leid zu Ende und fing seine Freude an.
     

Vom goldnen Vogel
     
    E in gewisser König hatte einen Lustgarten, in dem Garten stund ein Baum und der Baum trug goldne Äpfel. Wie sie nun zeitig geworden waren, fehlte gleich nach der ersten Nacht ein Apfel, so dass der König zornig war, und seinen Gärtner befahl, alle Nächte unter dem Baum Wacht zu halten.
     
    Der Gärtner hieß seinen ältesten Sohn wachen, aber um zwölf Uhr Mitternachts schlief er ein, und am andern Morgen fehlte schon wieder ein Apfel. Da ließ der Gärtner seinen zweiten Sohn in der folgenden Nacht wachen, aber um zwölf Uhr Mitternacht da schlief er auch ein, und des Morgens fehlte noch ein Apfel. Da wollte nun der dritte Sohn wachen, und der Gärtner war es erst nicht zufrieden, endlich gab ers doch zu, und der dritte Sohn legte sich unter den Baum, und wachte und wachte, und als es zwölf schlug, da rauschte es so durch die Luft, und ein Vogel kam geflogen, der war ganz von purem Gold, und wie er gerade mit seinem Schnabel nach einem Apfel picken wollte, da war der Sohn des Gärtners her, und schoß eilends einen Pfeil auf ihn ab.
     
    Der Pfeil aber tat dem Vogel nichts, als daß er ihm eine goldne Feder ausschoß, worauf er schnell fortflog. Die goldne Feder wurde nun des andern Morgens hin zum König gebracht, der alsbald seinen Rat versammelte. Jedermann erklärte aber einmütig, dass diese Feder allein mehr wert wäre, als das gesamte Königreich. So sprach der König: »nun hilft mir die eine Feder zu nichts, sondern ich will und muss den ganzen Vogel haben.«
     
    Da machte sich der älteste Sohn auf, und gedachte den goldenen Vogel schon zu finden. Und wie er eine Strecke gegangen war, kam er an einen Wald; vor dem Wald saß ein Fuchs, gleich nahm er seine Flinte und zielte auf ihn. Da hub der Fuchs an: »schieß mich nicht, so will ich dir guten Rat geben, ich weiß schon, wo du hin willst, du denkst den goldenen Vogel zu suchen, wenn du nun heut Abend in ein Dorf kommst, wirst du zwei Wirtshäuser stehen sehen, gegeneinander über, im einem gehts hell und lustig her, geh aber nicht in das hinein, sondern ins andere, wenn es dich schon schlecht ansieht!«
     
    Der Sohn aber dachte: was kann mir ein Tier ordentliches raten, nahm die Flinte und drückte ab, aber er fehlte den Fuchs, der nahm den Schwanz auf den Rücken und lief schnell zum Wald hinein. Der älteste Sohn setzte seine Reise fort, und Abends kam er in das Dorf, wo die beiden Wirtshäuser standen, in dem einen wurde gesungen und gesprungen, das andere hatte ein armseliges, betrübtes Ansehen. »Ei, ich wär wohl ein rechter Narr, dass ich in das lumpige Wirtshaus ginge und das schöne liegen ließe!«, ging damit in das lustige zur

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