Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)
Alte, »er hat gesagt, du möchtest einmal aus dem Wagen sehen.«
Sie fuhren aber gerade auf einer Brücke über ein tiefes Wasser. Wie nun die Braut aufstand und aus dem Wagen sich herausbückte, da stießen sie die beiden hinaus, daß sie mitten ins Wasser stürzte. Als sie versunken war, in demselben Augenblick stieg eine schneeweiße Ente aus dem Wasserspiegel hervor und schwamm den Fluß hinab. Der Bruder hatte gar nichts davon gemerkt und fuhr den Wagen weiter, bis sie an den Hof kamen.
Da brachte er dem König die Schwarze als seine Schwester und meinte, sie wär’s wirklich, weil es ihm trübe vor den Augen war und er doch die Goldkleider schimmern sah. Der König, wie er die grundlose Häßlichkeit an seiner vermeinten Braut erblickte, ward sehr bös und befahl, den Kutscher in eine Grube zu werfen, die voll Ottern und Schlangengezücht war. Die alte Hexe aber wußte den König doch so zu bestricken und durch ihre Künste ihm die Augen zu verblenden, daß er sie und ihre Tochter behielt, ja daß sie ihm ganz leidlich vorkam und er sich wirklich mit ihr verheiratete.
Einmal abends, während die schwarze Braut dem König auf dem Schoße saß, kam eine weiße Ente zum Gossenstein in die Küche geschwommen und sagte zum Küchenjungen:
»Jüngelchen, mach Feuer an,
Daß ich meine Federn wärmen kann.«
Das tat der Küchenjunge und machte ihr ein Feuer auf dem Herd; da kam die Ente und setzte sich daneben, schüttelte sich und strich sich die Federn mit dem Schnabel zurecht. Während sie sich wohltat, fragte sie:
»Was macht mein Bruder Reginer?«
Der Küchenjunge antwortete:
»Liegt in der Grube gefangen Bei Ottern und Schlangen.«
Fragte sie weiter:
»Was macht die schwarze Hexe im Haus?«
Der Küchenjunge antwortete:
»Die sitzt warm
In ’s Königs Arm.«
Sagte die Ente:
»Daß Gott erbarm!«
und schwamm den Gossenstein hinaus.
Den folgenden Abend kam sie wieder und tat dieselben Fragen und den dritten Abend noch einmal. Da konnte es der Küchenjunge nicht länger übers Herz bringen, ging zu dem König und entdeckte ihm alles. Der König aber wollte es selbst sehen, ging den andern Abend hin, und wie die Ente den Kopf durch den Gossenstein hereinstreckte, nahm er sein Schwert und hieb ihr den Hals durch; da ward sie auf einmal zum schönsten Mädchen und glich genau dem Bilde, das der Bruder von ihr gemacht hatte.
Der König war voll Freude; und weil sie ganz naß dastand, ließ er köstliche Kleider bringen und ließ sie damit bekleiden. Dann erzählte sie ihm, wie sie durch List und Falschheit wäre betrogen und zuletzt in den Fluß hinabgeworfen worden, und ihre erste Bitte war, daß ihr Bruder aus der Schlangenhöhle herausgeholt würde. Und als der König diese Bitte erfüllt hatte, ging er in die Kammer, wo die alte Hexe saß, und fragte: »Was verdient die, welche das tut?« und erzählte, was geschehen war. Da war sie so verblendet, daß sie nichts merkte und sprach: »Die verdient, daß man sie nackt auszieht und in ein Faß mit Nägeln legt und daß man vor das Faß ein Pferd spannt und das Pferd in alle Welt schickt.«
Das geschah alles an ihr und ihrer schwarzen Tochter. Der König aber heiratete die weiße und schöne Braut und belohnte den treuen Bruder, indem er ihn zum reichen und angesehenen Mann machte.
Der Eisenhans
E s war einmal ein König, der hatte einen großen Wald, der hinter seinem Schloss lag, und es war seine Lust darin zu jagen. Es begab sich einmal daß einer seiner Jäger in den Wald ging und am Abend nicht wieder kam. Den andern Tag schickte der König zwei Jäger aus, die sollten ihn suchen, aber die kamen auch nicht zurück.
Da befahl er daß alle seine Jäger sich aufmachen und durch den ganzen Wald streifen sollten, aber auch von diesen kam keiner wieder heim, und auch von der ganzen Meute der Hunde kam keiner zurückgelaufen. Da ging das Gebot aus daß niemand mehr in den Wald sich wagen sollte. Von nun an lag er da in tiefer Stille und Einsamkeit, und man sah nur zuweilen einen Adler oder Habicht darüber hin fliegen. Das dauerte lange Zeit, da meldete sich ein fremder Jäger bei dem König, bat um eine Versorgung und sagte: er wäre bereit in den gefährlichen Wald zu gehen. Der König wollte seine Einwilligung nicht geben und sprach: »ich fürchte es geht dir nicht besser als den andern, und kommst nicht wieder heraus.«
Der Jäger antwortete: »Herr, ich wills auf
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