Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)
und sagte, er wolle das Tier fangen, da gaben sie ihm eine Flasche Fusel, eine Flasche Wein und eine Flasche Bier. Und er setzte sich ans Wasser, wo sich das wilde Tier alle Tage wusch.
Und als er hinter dem Baum stand, da kam das Tier und trank aus den Flaschen, leckte sich das Maul und schaute herum, ob ihn jemand gesehen. Da ward er betrunken, blieb liegen und schlief. Da kam der Jäger und band ihn Hände und Füße zusammen und weckte das Tier auf und sprach: »Du wilder Mann, komm mit, das sollst du alle Tage trinken.«
Da nahm er es mit zum Schloss und sperrte es in einen Käfig. Die sollten sehen, was für ein Tier er gefangen habe. Da spielte ein Kind mit seinem Ball und lies es in den Käfig fallen und das Kind sagte: »wilder Mann, wirf mir doch den Ball wieder zu.«
Da sagte der wilde Mann: »Denn Ball muss du dir schon selbst holen«
»Ach«, sagte das Kind, »Ich habe keinen Schlüssel.«
»Dann schau in die Tasche deiner Mutter und stiehl ihr den Schlüssel.«
Da schloss das Kind den Käfig auf und der wilde Mann brach aus. Das Kind fing an zu schreien: »Wilder Mann, bleib hier, ich bekomme sonst Schläge.«
Da nahm der wilde Mann das Kind am Kragen und lief damit in den Wald. Der wilde Mann war weg, das Kind war verloren.
Der wilde Mann packte das Kind in Lumpen und schickt ihn zum Gärtner an des Kaires Hof, um zu fragen, ob man einen Gärtners-Jungen bräuchte.
Da antwortet der, das Kind sei so schmutzig, dass es nicht dort schlafen könne.
Und das Kind antwortete, er könne sich auch ins Stroh legen und geht am Morgen in den Garten. Da kam ihm der wilde Mann entgegen und sprach: »Wasch und kämm’ dich« und der wilde Mann machte den Garten so schön, wie es der Gärtner selbst nicht besser machen konnte.
Und die Prinzessin sah alle Morgen den schönen Jüngling. Und sie bat den Gärtner, der Jüngling solle ihr einen Bund Blumen bringen. Sie fragte das Kind, wo es herkäme. Doch er wisse es nicht. Worauf sie ihm einen Braten gefüllt mir Geldstücken gab.
Als er nach Hause kam, gab er das Geld seinem Herrn und sprach: »Was soll ich damit tun, das brauche ich nicht.«
Und als er ihr wieder einen Bund Blumen bringen musste, da gab sie ihm schließlich eine Ente gefüllt mit Geldstücken, die er wieder seinem Herrn gab. Und eines Tages gab sie ihm eine Gans gefüllt mit Geldstücken, die er wieder seinem Herrn gab.
Da meinte die Prinzessin, er hätte jetzt das Geld und sie hätte nichts und da heirateten sie heimlich. Und weil ihre Eltern daraufhin wütend waren, sollte sie sich nun selbst mit Spinnen ernähren. Und er ging in die Küche und half dem Koch den Braten drehen und manchmal stahl er ein Stück Fleisch und gab es seiner Frau.
Da kam es zu einem schlimmen Krieg in England, wo der Kaiser hin musste und zusammen mit ihm alle Männer des Landes. Da sagte der junge Mann, er wolle auch dort hin und verlangte nach einem Pferd aus dem Stall. Darauf gab man ihm ein Pferd mit drei Beinen, das sollte schon gut genug für ihn sein.
Er setzte sich auf das Pferd und das humpelte. Da kam der wilde Mann des Weges, und sprach vor ihm würde sich ein Heer so groß wie ein Berg auftun mit wohl tausend Soldaten und Offizieren, gekleidet mit den schönsten Uniformen und auf den schönsten Pferden.
Da ging er mit seinem ganzen Volk in den Krieg nach England und der Kaiser empfing ihn auf das fröhlichste und bat ihn ihm beizustehen. Er gewann die Schlacht und verscheuchte alle. Da bedankte sich der Kaiser und fragte ihn, welcher Herkunft er denn sei. Darauf sprach er: »Das dürfen Sie mich nicht fragen, denn das weiß ich nicht, Herr.«
Und es kam, dass er mit seinem Volk wieder gen England ritt, da kam ihm der wilde Mann nun wieder entgegen. Und wieder ritt er auf seinem dreibeinigen Pferd, da lästerten Sie: »Da kommt unser Humpler mit seinem dreibeinigen Pferd wieder.«
Und sie fragten: »Wo hast Du hinter der Hecke gelegen und geschlafen?«
»Ach«, erwiderte er, »ohne mich wäre es gegen England schlecht ausgegangen.«
Sie sagten, »Junge, schweig stille, sonst gibt dir der Herr einen auf die Jacke.« – Und so geschah es noch zweimal, noch zweieinmal gewann er die Schlachten. Da bekam er einen Pfeil in den Arm, da nahm der Kaiser sein Tuch und verband ihm die Wunde.
Da nötigten sie ihm, er möge doch bleiben. »Nein, ich bleibe nicht bei dir, und was ich bin, geht dich nichts
Weitere Kostenlose Bücher