Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)
dritten Tag erhielt er vom Eisenhans eine schwarze Rüstung und einen Rappen und fing auch wieder den Apfel. Als er aber damit fortjagte, verfolgten ihn die Leute des Königs und einer kam ihm so nahe daß er mit der Spitze des Schwerts ihm das Bein verwundete. Er entkam ihnen jedoch, aber sein Pferd sprang so gewaltig daß der Helm ihm vom Kopf fiel, und sie konnten sehen daß er goldene Haare hatte. Sie ritten zurück und meldeten dem König alles.
Am andern Tag fragte die Königstochter den Gärtner nach seinem Jungen. »Er arbeitet im Garten: der wunderliche Kautz ist auch bei dem Fest gewesen und erst gestern Abend wieder gekommen; er hat auch meinen Kindern drei goldene Äpfel gezeigt, die er gewonnen hat.«
Der König ließ ihn vor sich fordern, und er erschien und hatte wieder sein Hütchen auf dem Kopf. Aber die Königstochter ging auf ihn zu und nahm es ihm ab, und da fielen seine goldenen Haare über die Schultern, und er war so schön, dass alle erstaunten. »Bist du der Ritter gewesen, der jeden Tag zu dem Fest gekommen ist, immer in einer andern Farbe, und der die drei goldenen Äpfel gefangen hat?«, fragte der König. »Ja«, antwortete er, »und da sind die Äpfel«, holte sie aus seiner Tasche und reichte sie dem König. »Wenn ihr noch mehr Beweise verlangt, so könnt ihr die Wunde sehen, die mir eure Leute geschlagen haben, als sie mich verfolgten. Aber ich bin auch der Ritter, der euch zum Sieg über die Feinde geholfen hat.«
»Wenn du solche Taten verrichten kannst, so bist du kein Gärtnerjunge: sage mir, wer ist dein Vater?«
»Mein Vater ist ein mächtiger König, und Goldes habe ich die Fülle und so viel ich nur verlange.«
»Ich sehe wohl«, sprach der König, »ich bin dir Dank schuldig, kann ich dir etwas zu Gefallen tun?«
»Ja«, antwortete er, »das könnt ihr wohl, gebt mir eure Tochter zur Frau.«
Da lachte die Jungfrau und sprach: »der macht keine Umstände. Ich habe es schon an seinen goldenen Haaren gesehen daß er kein Gärtnerjunge ist.«, ging dann hin und küsste ihn. Zu der Vermählung kam sein Vater und seine Mutter und waren in großer Freude, denn sie hatten schon alle Hoffnung aufgegeben ihren lieben Sohn wieder zu sehen. Und als sie an der Hochzeitstafel saßen, da schwieg auf einmal die Musik, die Türen gingen auf und ein stolzer König trat herein mit großem Gefolge. Er ging auf den Jüngling zu, umarmte ihn und sprach: »ich bin der Eisenhans, und war in einen wilden Mann verwünscht, aber du hast mich erlöst. Alle Schätze, die ich besitze, die sollen dein Eigentum sein.«
De wilde Mann (Plattdeutsch)
E t was emoel en wilden Mann, de was verwünsket un genk bie de Bueren in den Goren (Garten) un in’t Korn un moek alles do Schande. Do klagden se an eeren Gutsheeren, se können eere Pacht nig mehr betalen un do leit de Gutsheer alle Jägers bie ene kummen, we dat Dier fangen könne, de soll ne graute Belohnung hebben. Do kümmt do en ollen Jäger an, de segd, he wüll dat Dier wull fangen; do mött se em ne Pulle met Fusel (Branntwein) un ne Pulle met Wien un ne Pulle met Beer gierwen (geben), de settet he an dat Water, wo sick dat Dier alle Dage wäskt. Un do geit he achter en Baum stohn, do kümmt dat Dier un drinket ut de Pullen, do leckt et alle de Mund un kickt herüm, ov dat auck well süht. Do werd et drunken, un do geit et liegen un schlöpd; do geit de Jäger to un bind et an Händen un Föten, do weckt he et wier up un segd: »du wilde Mann, goh met, sök sast du alle Dage drinken.«
Do nimmt he et mit noh dat adlicke Schloß, do settet se et do in den Thornt un de Heer geit to andre Nobers, de söllt seihn (sehen), wat he för’n Dier fangen hed. Do spierlt ene von de jungen Heerens met’n Ball un let de in den Thornt fallen un dat Kind segd: »wilde Mann, schmiet mie den Ball wier to«, do segd de wilde Mann: »den Ball most du sölvst wier hahlen.«
»Je, segd dat Kind, ick heve kinen Schlürtel.« – »Dann mack du, dat du bie dien Moder eere Tasken kümmst un stehl eer den Schlürtel.« – Do schlüt dat Kind den Thornt orpen un de wilde Mann löpd derut; do fänk dat Kind an to schreien: »o wilde Mann, bliev doch hier, ick kriege süs Schläge.«
Do niermt de wilde Mann dat Kind up de Nacken un lopd darmet de Wildniß herin: de wilde Mann was weg, dat Kind was verloren! De wilde Mann de tüt dat Kind en schlechten Kiel (Kittel) an un schickt et noh den Görner an den Kaisers Hof,
Weitere Kostenlose Bücher