Grimwood, Ken - Replay
Esquire.«
»Immer noch keine Nachricht von einer der Universitäten? Keine Forschungseinrichtung außer diesem Verein in Kalifornien, was immer das sein mag?«
»Nein, Sir. Das ist die ganze Liste.«
»In Ordnung.« Er seufzte. »Danke, Elaine; halten Sie mich auf dem laufenden.«
»Das werde ich, Sir.« Sie klappte ihren Notizblock zu, wandte sich zum Gehen, dann hielt sie inne. »Mr. Winston… ich frage mich nur…«
»Ja?«
»Finden Sie, daß ich heiraten sollte? Ich meine, ich hab’ drüber nachgedacht, und mein Freund hat mich zweimal gefragt, aber ich’ würde gern wissen… also, ich würde gern wissen, ob es funktionieren würde oder nicht.«
Jeff lächelte nachsichtig, sah den verzweifelten Wunsch nach einem Blick in die Zukunft in den Augen der jungen Frau. »Ich wünschte, ich wüßte es«, sagte er zu ihr. »Aber das ist etwas, was Sie selber herausfinden müssen.«
Aeronaves de Mexico zog seine Klage am 5. Juni zurück, am Tag nachdem einer ihrer Jetliner an einem Berghang nahe Monterrey abgestürzt war, wie Jeff und Pamela es vorausgesagt hatten. Der mexikanische Politiker Carlos Madrazo und Tennisstar Rafael Osuna waren nicht an Bord des Flugzeugs, in dem sie bereits fünfmal zuvor gestorben waren; lediglich elf Personen hatten es diesmal für angebracht gehalten, den Unglücksflug mitzumachen, nicht neunundsiebzig.
Danach entschieden sich von den verbleibenden Fluggesellschaften, für die ein Unglück vorausgesagt worden war, nur Air Algérie und Royal Nepal Airlines, die Warnung zu ignorieren und die in Frage kommenden Flüge nicht abzusagen. Diese beiden Gesellschaften erlitten die einzigen Unfälle mit Todesfolge im weltweiten kommerziellen Flugverkehr für den Rest des Jahres 1969.
Die US Navy weigerte sich, sich dem zu beugen, was der Sekretär des Verteidigungsministeriums Laird ›Aberglaube‹ nannte, und der Zerstörer Evans setzte seine Fahrt in die Südchinesische See fort; die australische Regierung jedoch wies ihren Flugzeugträger Melbourne in aller Stille an, die Maschinen abzuschalten und die erste Juniwoche über vor Anker zu gehen, und es kam nicht zu dem Zusammenstoß, der die Evans immer in zwei Hälften gerissen hatte.
Bei der Überflutung des Erie-Sees sank der Tribut an Menschenleben von einundvierzig auf fünf, da die Anwohner die öffentlichen Warnungen beachteten und höhergelegenes Gelände aufsuchten, bevor das Unwetter begann. Ähnlich verhielt es sich in Mississippi; die Touristenbuchungen an den Erholungsorten Gulfport und Biloxi an der Golfküste sanken bis Mitte August fast auf Null, und die örtliche Bevölkerung floh in einem Ausmaß ins Inland, das nie zuvor bei Zivilschutzübungen erreicht worden war. Der Hurrikan Camille traf auf eine fast menschenleere Küste, und 138 der früheren 149 Opfer überlebten.
Leben veränderten sich. Leben gingen weiter; die bislang nicht fortgedauert hatten. Und die Welt merkte auf.
»Ich möchte, daß eine einstweilige Verfügung beantragt wird, Mitchell! Noch diese Woche; spätestens Mitte nächster Woche.«
Der Anwalt konzentrierte sich auf seine Brille, polierte die dicken Gläser mit einer Präzision, der Sorgfalt angemessen, die man auf ein teures Teleskop verwenden mochte. »Ich weiß nicht, Jeff«, sagte er. »Ich bin mir nicht sicher, daß das möglich sein wird.«
»Bis wann können wir sie dann bekommen?« fragte Pamela. »Wir bekommen vielleicht gar keine«, gab Wade zu.
»Sie meinen, überhaupt nicht? Diese Leute dürfen ungehindert ihre lächerlichen Phantasien über uns verbreiten, und es gibt nichts, was wir dagegen unternehmen können?«
Der Rechtsanwalt entdeckte einen weiteren unsichtbaren Fleck auf seinen Brillengläsern, wischte ihn behutsam mit einem kleinen viereckigen Polierleder weg. »Es könnte durchaus sein, daß sie sich innerhalb des ersten Nachtragsartikels der Verfassung bewegen.«
»Es sind Blutsauger!« explodierte Jeff und schwenkte das Pamphlet, das der Anlaß dieses Treffens war. Auf der Titelseite der Broschüre stach sein Foto ins Auge, zusammen mit einer ein wenig kleineren Aufnahme von Pamela. »Sie profitieren von unseren Namen und unseren Erklärungen, ohne von uns autorisiert zu sein, und dabei machen sie alles, was wir zu tun versucht haben, zur Zielscheibe des Gespötts.«
»Sie sind eine gemeinnützige Organisation«, erinnerte ihn Wade. »Und sie haben Steuerbefreiung als religiöse Einrichtung beantragt. Dagegen läßt sich schwer angehen; es dauert Jahre, und
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