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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das zweite Spiel
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fragte sie, ihre mädchenhafte Stimme gleichzeitig scheu und einladend.
    »Ähh… natürlich. Ja, tut mir leid, komm nur rein. Das ist… wunderbar. Die Blumen sind wunderschön. Danke. So unerwartet.«
    »Hast du was, um sie reinzustellen? Herrgott, hier drin ist es heißer als draußen!«
    »Die Klimaanlage ist kaputt, ich… Eine Minute bloß, ich will mal sehen, ob ich was für die Blumen finden kann.« Er sah sich zerstreut im Zimmer um, versuchte sich zu erinnern, ob er eine Vase besaß.
    »Vielleicht in der Küche?« sagte Linda hilfsbereit.
    »Yo, das ist eine gute Idee, laß mich gerade mal dort nachsehen. Willst du ein Bier, eine Coke?«
    »Etwas Eiswasser wäre nett.« Sie folgte ihm in die vollgestopfte kleine Küche, förderte eine Vase für die Gänseblümchen zutage, während er ihr ein großes Glas Wasser aus einem Krug einschenkte, den er im Kühlschrank entdeckte. »Danke«, sagte sie, sich mit der flachen Hand Luft zufächelnd, als Jeff die Blumen nahm. »Könnten wir ein paar Fenster aufmachen oder so?«
    »Die Klimaanlage in meinem Zimmer arbeitet gut; warum gehen wir nicht rüber?«
    »Okay. Stell die Blumen besser auch dort rüber. In dieser Hitze verwelken sie.«
    Im Schlafzimmer stellte er die Gänseblümchen auf einen Nachttisch, sah zu, wie Linda vor den Lüftungsschlitzen der Aircondition Pirouetten vollführte, auf ihrer bloßen Haut im rückenfreien Strandkleid glänzten Schweißperlen. »Oooh, das tut gut!« sagte sie und hob die schmalen Arme über den Kopf, während sich ihre kleinen festen Brüste unter dem dünnen weißen Kleid aufrichteten.
    Genau dasselbe hatte sie schon einmal getan, erinnerte sich Jeff: hatte die Vase für die Blumen gefunden, war in sein Zimmer gekommen, um es kühl zu haben, war auf die gleiche Art herumgewirbelt und hatte posiert… vor wie langer Zeit? Menschenalter, Welten zuvor.
    Die großen braunen Augen, die feuchte Wärme darin, als sie ihn anblickte; Herrgott, seit Jahren hatte ihn niemand so angesehen. Pamela hatte sich wie angekündigt in das oberste Stockwerk des Regierungshauses in Maryland zurückgezogen, hatte bei den seltenen Gelegenheiten, wo sie sich den übrigen Bewohnern zum Dinner angeschlossen hatte, den Blick kühl von ihm abgewendet. Die Augen, an die Jeff sich aus den vergangenen neun Jahren am besten erinnerte, waren die gefährlichen blauen Kugeln von Russell Hedges, die ihn mit wachsender Heimtücke anstarrten, während die Welt im höllischen Morast von Terroranschlägen, Attentaten und Grenzscharmützeln und amerikanischsowjetischen Konfrontationen versank, von denen Jeff nichts wußte, über die er nichts vorhersagen konnte.
    Was würde jetzt aus dieser dramatisch veränderten Welt werden, fragte sich Jeff bang, wenn sie diese divergierende Zeitlinie weiterverfolgte, die Bahn, auf die er und Pamela sie mit den besten Absichten unachtsamerweise gebracht hatten? Drei Jahre schon herrschte in den Vereinigten Staaten Kriegsrecht, als Folge der Zerstörung der Golden Gate Bridge durch die Gruppe November und das Massaker im Hauptsitz der Vereinten Nationen. Die Präsidentschaftswahlen von 1988 waren wegen des geltenden Versammlungsverbots auf unbestimmte Zeit verschoben worden, und die tatsächliche Macht über das Land übten »für die Dauer des Ausnahmezustands« die führenden Köpfe der drei größeren Geheimdienste aus.
    Es hatte danach ausgesehen, als wäre ein faschistisches Amerika im Werden, was natürlich von Anfang an das Ziel des internationalen terroristischen Untergrunds gewesen war. Seine Mitglieder hatten sich nichts sehnlicher gewünscht, als in den Vereinigten Staaten ein wahrhaft unterdrückerisches Regime an die Macht zu bringen, eines, für dessen Umsturz sogar gewöhnliche Bürger kämpfen mochten. Es sei denn, natürlich, die militante antikommunistische CIA/NSA/FBI-Troika, welche die Interimsregierung führte, entschied sich als erste, den weltweiten Atomkrieg vom Zaun zu brechen, dessen Ausbruch seit den späten siebziger Jahren gedroht hatte.
    Linda stand mit ihrem nackten seidigen Rücken vor dem kühlen Luftschwall, die Augen geschlossen und ihr Haar mit einer Hand hoch über den Kopf haltend, um ihren schlanken Nacken dem wohltuenden Luftstrom darzubieten. Unter den Lichtspeeren von der Jalousie schimmerten ihre Tänzerinnen-Beine durch das hauchdünne Kleid.
    Pamela hatte recht damit gehabt, sich gegen ihn zu wenden, dachte Jeff voller Schmerz; recht damit gehabt, sie beide für das zu verurteilen, was

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