Grimwood, Ken - Replay
nicht genau sagen, Professor Samuels. Ich habe mich für das nächste Jahr noch nicht auf einen Stundenplan festgelegt.«
»Schauen Sie in meinem Büro herein. Wir reden drüber. Und Sie, Jeff: gute Arbeit geleistet bei diesem Chaucer-Referat, aber ich mußte Ihnen ein B wegen unvollständiger Zitate geben. Passen Sie nächstes Mal auf, werden Sie das tun?«
»Ja, Sir. Ich werd dran denken.«
»Gut, gut. Bis zur nächsten Vorstellung.« Er hob grüßend die Hand und widmete sich wieder seinem Bier.
Als sie zu der Sitznische gelangten, glitt Judy neben Jeff hinein und begann zu kichern.
»Was ist denn so lustig?«
»Weißt du nicht Bescheid über ihn? Dr. Samuels?«
Jeff hatte sich nicht einmal an den Namen des Professors erinnern können.
»Nein, was ist mit ihm?«
»Er ist ein alter Schürzenjäger, das ist er. Er rennt allen Mädchen in seinen Kursen nach – jedenfalls den hübschen. Paula meinte, er hätte ihr einmal nach der Vorlesung seine Hand auf den Schenkel gelegt – so.«
Sie legte ihre mädchenhaften Finger auf Jeffs Bein, rieb und drückte es.
»Kannst du dir das vorstellen?« fragte sie in verschwörerischem Ton. »Er ist sogar älter als mein Vater. ›Schauen Sie in meinem Büro herein‹ – huh! Ich weiß, was er mit mir besprechen würde. Ist das nicht das Widerwärtigste, was du je gehört hast, ein Mann in seinem Alter, der sich so verhält?«
Ihre Hand ruhte immer noch auf Jeffs Schenkel, ein paar Zentimeter von seiner wachsenden Erektion entfernt. Er blickte in ihre unschuldigen runden Augen, auf ihren süßen roten Mund und stellte sich plötzlich vor, daß Judy ihm gleich hier in der Sitznische einen blies. Alter Schürzenjäger, dachte er und lachte.
»Was ist denn so lustig?« fragte sie.
»Nichts.«
»Du glaubst mir das mit Dr. Samuels nicht, nicht wahr?«
»Ich glaub’s dir. Nein, es ist bloß… du, ich, alles. Ich mußte lachen, das ist alles. Was möchtest du trinken?«
»Das übliche.«
»Einen dreifachen Zombie, richtig?«
Der beunruhigte Ausdruck verschwand aus ihrem Gesicht, und sie stimmte in sein Lachen mit ein. »Dummerchen; ich möchte ein Glas Rotwein, wie immer. Kannst du dich denn heute an gar nichts erinnern?«
Judys Lippen waren so weich, wie er es sich vorgestellt, sich erinnert hatte. Der frische Geruch ihres Haars, die jugendliche Geschmeidigkeit ihrer Haut erregten ihn in einem Maße, wie er es seit der ersten Zeit mit Linda, vor ihrer Heirat, nicht mehr erlebt hatte. Die Wagenfenster waren heruntergekurbelt, und Judy lehnte mit dem Hinterkopf gegen den gepolsterten Türrahmen, während Jeff sie küßte. Andy Williams sang im Radio ›The Days of Wine and Roses‹, und der süße Duft der Hartriegelblüten vermischte sich mit dem Duft von Judys weicher, reiner Haut. Sie hatten auf einem Waldweg in etwa einer Meile Entfernung vom Campus geparkt; Judy hatte ihn dirigiert, nachdem sie die Bar verlassen hatten. Die Unterhaltung war den Abend über besser gelaufen, als Jeff erwartet hatte. Hauptsächlich war er beim Gespräch Judys Beispiel gefolgt, hatte es ihr überlassen, Namen und Orte und Ereignisse zu benennen, Er hatte sich nach seiner Erinnerung verhalten oder entsprechend den Hinweisen, die er ihrem Gesichtsausdruck oder Tonfall entnahm. Ihm war nur ein anachronistischer Versprecher unterlaufen. Sie hatten sich über studentische Bekannte unterhalten, die vorhatten, den Campus nächstes Jahr zu verlassen, und Jeff hatte gemeint, er könnte vielleicht eine kleine Eigentumswohnung mieten. Judy hatte das Wort noch nie gehört, aber er redete sich rasch heraus, indem er ihr erklärte, es sei etwas Neues aus Kalifornien, von dem er gelesen hatte und wie man sie, wie er glaubte, auch bald in Atlanta bauen würde.
Im weiteren Verlauf des Abends hatte er sich entspannt und wohlgefühlt. Das Bier hatte dabei geholfen, aber vor allem war es die Nähe zu Judy gewesen, die ihn zum erstenmal hatte Ruhe finden lassen, seit die ganze Sache begonnen hatte. Manchmal hatte er sich dabei ertappt, daß er an seine Zukunft/Vergangenheit gar nicht mehr dachte. Er war lebendig; darauf kam es an. Ausgesprochen lebendig.
Er streifte Judy das lange, blonde Haar aus dem Gesicht, küßte ihre Wangen und die Nase und wieder die Lippen. Sie gab einen leisen Seufzer des Wohlbehagens von sich, und seine Finger glitten von ihrer Brust zum obersten Knopf ihrer Bluse. Sie schob seine Hand weg, zurück zu ihrer bekleideten Brust. Sie küßten sich noch eine Weile, und dann
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