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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das zweite Spiel
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verbrachte die Tage und Abende damit, in den Straßen von Manhattan umherzuwandern, all die Anblicke und Gerüche und Geräusche der menschlichen Gesellschaft in sich aufzunehmen, von denen er sich so lange isoliert hatte. Die alten Menschen faszinierten ihn am meisten, mit ihren Augen voll ferner Erinnerungen und verlorener Hoffnung, mit ihren in Vorwegnahme der abgelaufenen Zeit eingefallenen Körpern.
    Jetzt, wo Pamela nicht mehr war, kehrten die Trauer und die Ängste wieder, von denen sie gesprochen hatte, und plagten ihn ebensosehr, wie sie Pamela am Ende zu schaffen gemacht hatten. Er hatte getan, was er konnte, um sie zu beruhigen, den Schmerz und das Entsetzen ihrer letzten Tage zu mildern, doch sie hatte recht gehabt: So sehr sie sich auch bemüht, soviel sie auch erreicht hatten, das Endresultat war Null. Selbst das Glück, das sie miteinander hatten finden können, war enttäuschend kurz gewesen; ein paar hier und da zusammengestohlene Jahre, vorübergehende Augenblicke der Liebe und Erfüllung – wie verschwindende Schaumflecken in einem Meer einsamer, überflüssiger Absonderung.
    Es hatte so ausgesehen, als würden sie auf ewig eine unbegrenzte Zahl von Wahlmöglichkeiten und zweiten Versuchen haben. Sie hatten viel zuviel von der unschätzbaren Zeit vergeudet, die ihnen gewährt worden war, verschwendet mit Bitterkeit und Schuldgefühlen und nutzlosen Fragen nach nicht existierenden Antworten – wo doch sie selbst, ihre Liebe zueinander, die ganze Antwort gewesen waren, die sie je gebraucht hätten. Jetzt war ihm sogar auf ewig die Möglichkeit genommen, sie im Arm zu halten und sie fühlen zu lassen, wie sehr er sie verehrte und liebte. Pamela war tot, und in drei Jahren würde auch Jeff sterben, ohne je gewußt zu haben, warum er gelebt hatte.
    Er streifte durch die Straßen der Stadt, beobachtend, lauschend: brutal aussehende Punkergruppen, wütend auf die Welt… Männer und Frauen in Firmentracht, die zu verwirklichen trachteten, welche Ziele auch immer sie sich gesteckt hatten… kichernde Schwärme von Kindern, übersprudelnd ob der Neuheit ihres Lebens. Jeff beneidete sie, alle, sehnte sich nach ihrer Unwissenheit, ihren Erwartungen.
    Mehrere Wochen, nachdem er seine Stellung bei WFYI gekündigt hatte, erhielt er einen Anruf von einem der Nachrichtenschreiber, die dort beschäftigt waren, von einer Frau – einem Mädchen eher – namens Lydia Randall. Alle im Sender machten sich Sorgen um ihn, sagte sie, waren geschockt gewesen, als er gekündigt hatte, und waren noch stärker beunruhigt, als sie hörten, daß seine Ehe entzweigegangen war. Wie bereits zu Gene Collins, sagte ihr Jeff, daß es ihm gut ginge. Doch sie verfolgte das Thema weiter, bestand darauf, daß er sich mit ihr auf einen Drink traf, damit sie persönlich mit ihm sprechen konnte.
    Sie trafen sich am nächsten Nachmittag im »Sign of the Dove« an der Ecke Third Avenue und Fünfundsechzigste Straße, nahmen einen Tisch an einem der Fenster, die auf einen herrlich sonnigen New Yorker Juni hin offen standen. Lydia trug ein schulterfreies weißes Baumwollkleid und einen dazu passenden breitkrempigen Hut, von dem ein rosafarbenes Seidenband herunterhing. Sie war eine außergewöhnlich hübsche junge Frau, mit einer Masse welligen blonden Haars und großen, feuchten grünen Augen.
    Jeff gab die Geschichte wieder, die er sich zur Erklärung seiner plötzlichen Kündigung zurechtgelegt hatte, eine Standardgeschichte vom ausgebrannten Journalisten, kombiniert mit Halbwahrheiten über das »Glück«, das er kürzlich mit seinen Investitionen gehabt hatte. Lydia nickte verständnisvoll, schien seine Erklärungen unbesehen zu glauben. Was seine Ehe betraf, sagte er ihr, so sei es seit langem damit aus gewesen; keine besonders erwähnenswerten Probleme, bloß ein Fall von zwei Menschen, die sich allmählich auseinandergelebt hatten.
    Lydia hörte aufmerksam zu. Sie bestellte noch einen Drink, dann begann sie über ihr eigenes Leben zu sprechen. Sie war dreiundzwanzig, war unmittelbar nach dem Examen von der Universität von Illinois nach New York gekommen, lebte mit ihrem Freund zusammen, den sie auf dem College kennengelernt hatte. Er – sein Name war Matthew – war erpicht darauf zu heiraten, doch sie war sich da nicht mehr so sicher. Sie fühlte sich »eingeengt«, brauchte »Freiraum«, wollte neue Freunde kennenlernen und all die abenteuerlichen Erfahrungen machen, die sie in ihrer Jugend in einer Kleinstadt im Mittelwesten

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