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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das zweite Spiel
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hatten sie ihm mitgeteilt, führe Pamela Phillips mit dem Zug nach Manhattan, um einen Nachmittag lang Galerien und Museen zu besichtigen.
    Er bezahlte seine Eintrittskarte und bemerkte, als er durch das Drehkreuz ging, daß seine Handflächen schweißnaß waren. Für den Augenblick hatte er sie verloren.
    Jeff wußte nicht genau, warum er solche Anstrengungen unternahm, um sie zu sehen, und sei es nur von ferne; er war sich vollkommen bewußt darüber, daß diese Frau nicht die Pamela war, die er gekannt und geliebt hatte, und daß sie es niemals sein würde. Er konnte niemals mehr auf diesen plötzlichen Blick der Bewußtheit und des intimen Wiedererkennens hoffen, den er in jener Nacht in der College-Bar in ihrem Gesicht gesehen hatte, als sie begriff, wer sie war und wer und was sie Jahrzehnte über beide gewesen waren. Nein, diese Version von Pamela würde für immer unwissend bleiben; trotzdem sehnte er sich danach, noch einmal in ihre Augen zu blicken, vielleicht sogar kurz ihre Stimme zu hören. Die Versuchung hatte sich schließlich als unbezwingbar herausgestellt, und er empfand keine Scham darüber, daß er diesen Wunsch hegte, kein Schuldgefühl, ihr gefolgt zu sein.
    Jeff sah als erstes im Museumsshop hinter der Lobby nach ihr, ob sie vielleicht nur hereingeschaut hatte, um ein Buch oder ein Poster zu kaufen, doch Pamela war nicht unter denen, die im Laden herumstöberten. Er ging durch die Lobby zurück, hinein in die glasumwandete Garden Hall und hinüber zu den Galerien im Erdgeschoß, bevor er zurückkam, um den Fahrstuhl zu den oberen Stockwerken zu nehmen. Es liefen gerade, zusätzlich zu den bekannten Ausstellungen aus der permanenten Sammlung, zwei größere Ausstellungen: Die eine war eine Schau zum Gedenken des hundertsten Geburtstag von Mies van der Rohe; die andere war eine Retrospektive des Bildhauers Richard Serra. Jeff schenkte den Exponaten nur äußerst flüchtige Beachtung; er mußte Pamela wieder ausfindig machen.
    Im vierten Stock sah er etwas, das ihm, seiner wachsenden Ungeduld zum Trotz, ein Lächeln entlockte: Das Museum hatte, als Teil der van der Rohe-Ausstellung, zahlreiche Beispiele der Möbelentwürfe des Architekten installiert – einschließlich eines Barcelona-Sessels genau wie derjenige, den Frank Maddock für Jeffs Büro bei der Future Corporation ausgesucht hatte, vor so langer Zeit.
    Immer noch kein Anzeichen von Pamela. Er würde zwei Wochen warten müssen, bis sie wieder in die Stadt käme, ihr bis zu einem anderen Museum nachgehen oder sich vielleicht eine flüchtige, scheinbar zufällige Begegnung unmittelbar im Bahnhof ausdenken müssen… die gerade lange genug dauerte, um ihr einmal voll ins Gesicht zu sehen, sie vielleicht »Entschuldigung« sagen zu hören oder »Es ist zwanzig vor zwölf«.
    Wieder im dritten Stock der Garden Hall angelangt, hielt Jeff an, um sich auszuruhen, lehnte sich gegen das Geländer, starrte durch die große Glaswand hinaus… und sah im Skulpturgarten unter sich den glatten Blondschopf ihres Haars und das himmelblaue Leinen ihres Kleides.
    Sie war immer noch draußen, als er hinunter in den Garten gelangt war. Sie stand mit verschränkten Armen da und betrachtete eine der Skulpturen von Serra. Jeff hielt drei Meter entfernt von ihr an, während ihm tausend widerstreitende Gefühle und Erinnerungen durch den Kopf gingen. Dann drehte Pamela sich unerwartet zu ihm um und sagte: »Was halten Sie davon?«
    Er hatte sich nichts zurechtgelegt für den Fall, daß sie ein Gespräch mit ihm begänne, hatte nicht einmal über den Moment hinausgedacht, da er, und sei es noch so kurz, wieder diesen durchdringenden grünen Augen gegenüberstünde, die er so gut kannte… Nein, rief er sich gewaltsam in Erinnerung, er kannte diese Augen überhaupt nicht, sie verbargen ein Wesen, das ihm verschlossen war und es immer sein würde. Diese Frau in dem Garten würde nur ein einziges Leben haben – das bald enden würde, ohne wiederaufgenommen zu werden –, in dem er keine Rolle spielte.
    »Ich sagte, was halten Sie von Serra?«
    So zielstrebig wie immer; es war Teil ihrer Natur, begriff er, nicht etwas, das ihr durch die Erfahrung der Wiederholungen eingeimpft worden war.
    »Ein wenig zu abweisend für meinen Geschmack«, antwortete er schließlich, mit seinen Gedanken bei allem möglichen anderen, aber nicht bei dem Kunstwerk.
    Sie nickte nachdenklich. »In den meisten seiner Sachen scheint eine Art Drohung versteckt zu sein«, sagte sie. »Wie bei

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