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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das zweite Spiel
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Plexiglashaube. Sie befanden sich in gleichmäßigem, antriebslosem Flug.
    »Mann, Jeff! Das ist Wahnsinn!«
    Jeff lächelte und nickte, als Christopher sich auf dem Sitz herumdrehte und zu ihm zurückschaute, die Augen groß und leuchtend. Er flog eine lange Schleife, benutzte die übriggebliebene Energie ihrer Schleppgeschwindigkeit dazu, soviel Höhe wie nur möglich zu gewinnen. Der unirdisch weiße Kegel des Mount Shasta glitt zu ihrer Linken vorbei, dann tauchte er vor ihnen wieder auf, ein sonnenhelles Fanal, das sie immer weiter in die Höhe trieb.
    Jeff blickte Richtung Südwesten zurück, wo sich die nach dem Berg benannte Stadt in den ausgedehnten Wald aus Ponderosa-Pinien schmiegte. Eine zweite einmotorige Cessna näherte sich, die ein weiteres weiß-blaues Segelflugzeug schleppte. Jeff kreiste langsam, und seine Geschwindigkeit sank auf die normale Dauergeschwindigkeit von vierzig bis fünfzig Meilen pro Stunde ab, während er darauf wartete, daß sich ihm der andere Segler anschloß.
    Als er etwa eine Meile entfernt war, befreite sich der zweite Segler von seiner Nabelschnur und schoß mit genau dem gleichen Manöver in die Höhe und hinweg von dem motorangetriebenen Schlepper, wie es Jeff zuvor ausgeführt hatte. Christopher preßte sein Gesicht an die Seite der durchsichtigen Haube, beobachtete den Neuankömmling, während dieser auf sie zu sauste und in zügigem Formationsflug mit ihnen gleichzog.
    Pamela lächelte und signalisierte vom hinteren Pilotensitz des anderen Segelflugzeugs mit dem Daumen ein »Alles in Ordnung!«, und auf dem Vordersitz strahlte Kimberly ekstatisch und winkte Jeff und ihrem Bruder zu.
    Jeff berührte leicht das linke Seitenruderpedal, während er die Tragflächen mit dem Steuerknüppel nach links neigte, aus der Kurve ausbrach, die sie gerade flogen und auf den großen symmetrischen, massigen Berg zuhielt. Pamela folgte augenblicklich, wobei sie sich rechts hinter ihm hielt.
    Die verschneiten Baumwipfel auf dem Berghang schienen nach ihnen zu greifen, als sie näherkamen und das Gefälle der Hänge unter ihnen zunahm. Ein einzelner Hirsch sah zufällig auf und erschauerte überrascht, dann stand er wie angewurzelt da und starrte zu den großen lautlosen Vögeln über sich empor. Christopher deutete aufgeregt auf einen Schwarzbären weiter voraus, der ungeachtet der seltsamen, tief an seinem Himmel dahinsausenden Metallwesen dahintrottete.
    Sie stießen auf einen Kammwind, einen aufwärtsgerichteten Wirbel reflektierter Luft vor und über dem Grat eines vorspringenden Abhangs auf der stärker zerklüfteten Rückseite des Berges. Jeff und Pamela glitten mehrere Minuten an dem Grat entlang, vor und zurück, wobei sie aus so großer Nähe auf den stillen, unberührten Schnee hinabblickten, daß es ihnen so vorkam, als brauchten sie nur die Arme auszustrecken, um eine pudrige Handvoll davon zu schöpfen. Dann machte Jeff einen dünnen Wolkenfetzen östlich des Berges aus. Er verließ die Formation, steuerte auf das neugebildete Dampfwölkchen zu.
    Als er es erreichte, hob sich seine rechte Flügelspitze ein wenig und steuerte in diese Richtung. Sofort begann das Flugzeug zu steigen, und er verlangsamte es in einer gesteuerten Kurve. Das Segelflugzeug stieg rapide, fuhr fort zu steigen.
    Pamela hatte gesehen, was er entdeckt hatte. Sie wandte sich abrupt von der sanften Aufwärtsströmung über dem Bergkamm ab, hielt in seine Richtung. Ihr Segler schien mit jeder Sekunde kleiner zu werden, während Jeff und Christopher auf den sich hebenden Luftmassen höher und höher stiegen, in einer steilen Kurve innerhalb der engen Grenzen des thermischen Zentrums begriffen.
    Pamela flog unterhalb seiner Position Schleifen und suchte. Schließlich erwischte sie den wolkigen warmen Aufwind, und der Abstand zwischen ihnen verringerte sich, während ihr Segler rasch und lautlos zu seinem emporstieg… bis sie, Flügelspitze an Flügelspitze, gemeinsam im frischen, klaren Himmel über dem alterslosen und rätselhaften Gipfel des Mount Shasta schwebten.

    Kimberly hatte aufgehört zu weinen, war draußen, um einen Strauß wilder Septemberblumen zu pflücken, den sie auf die Reise nach Osten mitnehmen wollte. Christopher nahm es auf sich wie ein Mann. Er war schließlich fünfzehn und hatte seit langem damit begonnen, Jeffs Haltung nachzueifern, das Mißgeschick hinzunehmen und sich ungehemmt zu freuen, wo Freude – die sie so häufig während der vergangenen Jahre empfunden hatten –

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