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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das zweite Spiel
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neu einzurichten… waren sie dazu verdammt, bloße oberflächliche Veränderungen quantitativer, nicht qualitativer Art zu bleiben? Würden seine Versuche, wahres Glück zu finden, auf ebenso unerklärliche Weise vereitelt werden wie seine Intervention bei der Kennedy-Affäre? Dies alles entzog sich seiner Kenntnis. Vor sechs Wochen hatte er das Gefühl gottähnlicher Allwissenheit gehabt, und alles schien erreichbar. Jetzt war alles wieder in Frage gestellt. Er hatte ein Gefühl lähmender Hoffnungslosigkeit, das schlimmer war als alles, was er seit dem Internat erlebt hatte, seit jenem schrecklichen Tag an der kleinen Brücke, wo er…
    »Jeff! Oh mein Gott, komm mal her! Bennett wurde umgebracht, es war im Fernsehen, ich hab gesehen, wie es passiert ist!«
    Er nickte langsam, folgte Sharla ins Haus. Der Mord wurde wieder und wieder gezeigt, wie er es hatte kommen sehen. Da war Jack Ruby in seinem B-Movie-Ganovenhut, aus dem Nichts aus dem Kellergang im Gefängnis von Dallas County aufgetaucht. Da war die Pistole und Nelson Bennett, der wie gerufen starb, die verzerrte Agonie seines bärtigen Gesichts wie ein verzerrtes Spiegelbild von Lee Harvey Oswalds wohldokumentiertem Tod.
    Präsident Johnson, wußte Jeff, würde bald eine vollständige Untersuchung der Ereignisse dieses blutigen Wochenendes anordnen. Eine Sonderkommission unter der Leitung von Gerichtspräsident Earl Warren. Man würde emsig nach Antworten suchen und keine finden. Das Leben würde weitergehen.

6
    In der Folgezeit engagierte Jeff sich nicht viel, außer darin, Geld zu verdienen. Im Geldverdienen war er wirklich gut.
    Aktien von Filmgesellschaften waren eine ziemlich naheliegende Wahl. Die Mitte der Sechziger Jahre war eine Zeit der vollen Kinos und der ersten Millionendollar-Verkäufe von Filmen wie Die Brücke am Kwai und Kleopatra an die Fernsehgesellschaften. Jeff scheute vor kleinen Elektronikfirmen zurück, obwohl er wußte, daß viele von ihnen eine enorme Wertsteigerung erfahren würden; er erinnerte sich einfach nicht an die Namen der Gewinner. Statt dessen steckte er Geld in die Konzerne, von denen er wußte, daß sie im Laufe des Jahrzehnts mit solchen Investitionen reich geworden waren: Litton, Teledyne, Ling-Temco-Vought. Die ausgewählten Firmen erwiesen sich fast ausnahmslos vom Tag des Aktienkaufs an als profitabel, und er steckte den Großteil dieses Gewinns in weitere Anteile.
    So hatte er wenigstens etwas zu tun.

    Sharla hatte der Kampf Spaß gemacht, der Tatsache zum Trotz, daß sie perverserweise auf Liston gesetzt hatte, als Jeff ihr geraten hatte, sich an Cassius Clay zu halten. Jeffs Reaktionen auf den Abend waren entschieden gemischter Natur: ausgelöst nicht durch den eigentlichen Kampf, sondern durch das Drumherum, die Zuschauer. Mehrere anwesende Profispieler und Buchmacher hatten Jeff aufgrund der Publizität wiedererkannt, die er nach seinem Rekordgewinn bei der Baseballmeisterschaft in der Welt der Spieler gehabt hatte; selbst einige der Männer, die ihm große Anteile an diesem Millionendollargewinn hatten auszahlen müssen, schenkten ihm ein breites Grinsen und deuteten mit dem Daumen nach oben. Auch wenn man ihn aus ihrem Kreis ausgestoßen hatte, so war er doch für sie zur Legende geworden, und man erwies ihm die ganze Ehre, die einer Legende von solcher Größe gebührte.
    Das hatte ihn immer irgendwie gestört – der sichtliche Respekt der Spieler. Er war eine ständige Erinnerung daran, daß er diese Version seines Lebens damit begonnen hatte, die amerikanische Unterwelt mit einem gewaltigen, wenn auch unbegreiflichen Trick aufs Kreuz zu legen. Sie würden ihn für immer in diesem Zusammenhang in Erinnerung behalten, ungeachtet seiner anschließenden gesellschaftlichen Erfolge im allgemeinen. Es weckte in ihm das Bedürfnis, lang und heiß zu duschen, damit er den damit verbundenen Gestank nach Zigarrenrauch und schmutzigem Geld los wurde.
    Doch das Problem hatte auch seine konkreteren Aspekte, dachte er, während die Limousine die Collins Avenue entlangschoß, vorbei an den vulgären Fassaden des Hotelviertels von Miami Beach. Genauer gesagt, das Problem war Sharla.
    Sie hatte genau zu dem Publikum gepaßt, hatte zwischen den anderen kurvenreichen jungen Frauen in ihren engen, auffälligen Kleidern und mit dem übertriebenen Make-up vollkommen zu Hause gewirkt. Sei ehrlich, dachte er, indem er sie auf dem Beifahrersitz anschaute: Sie sieht billig aus. Kostspielig, aber billig; wie Las Vegas, wie Miami

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