Grimwood, Ken - Replay
Beach. Auf den allerflüchtigsten Blick war klar, daß Sharla ganz einfach eine Fickmaschine war. Nichts sonst. Das personifizierte Bild des Mädchens, das man nicht seiner Mutter vorstellte, und er verzog das Gesicht, als er daran dachte, daß er auch das getan hatte: Auf der Fahrt hier herunter zum Titelkampf hatten sie in Orlando haltgemacht. Seine Familie war vom Ausmaß seiner plötzlichen finanziellen Triumphe überwältigt und mehr als nur ein wenig eingeschüchtert, doch selbst das konnte ihre Verachtung Sharla gegenüber nicht verbergen, ihre besorgte Enttäuschung auf die Nachricht hin, daß Jeff mit ihr zusammenlebte. Sie beugte sich vor, um ein Päckchen Zigaretten aus ihrer Handtasche zu fischen, und dabei gab das schwarzseidene Oberteil ihres Kleides nach, und Jeff erhaschte einen flüchtigen Blick auf die cremefarbene Ausdehnung ihrer üppigen Brüste. Selbst in diesem Moment begehrte er sie, spürte er einen vertrauten Drang, sein Gesicht in dieses Fleisch hineinzupressen, das Kleid in die Höhe und sich zwischen ihre perfekten Beine zu schieben.
Er war mit dieser Frau fast ein Jahr zusammen gewesen, in dem er alles mit ihr geteilt hatte außer seinem Verstand und seinen Gefühlen. Dieser Gedanke war plötzlich ekelerregend, gerade ihre Schönheit ein Affront gegenüber seiner Sensibilität. Warum hatte er dies so lange zugelassen? Ihre ursprüngliche Anziehungskraft war unverständlich; Sharla war ein Phantasiegebilde innerhalb des Wachtraums, ein aufreizendes piece de résistance, das zu seiner wiederhergestellten Jugend paßte. Doch es war eine im Kern leere Anziehungskraft, mit seinem Mangel an Substanz und Komplexität ebenso pubertär und infantil wie die Stierkampfposter an den Wänden seines Collegezimmers.
Er beobachtete, wie sie sich die Zigarette anzündete, ihr trügerisch aristokratisches Gesicht in der düsteren roten Glut des Zigarettenanzünders badete. Sie bemerkte sein Starren, hob ihre schmalen Augenbrauen mit einem Blick von sexueller Herausforderung und Versprechen. Jeff sah weg, hinaus zu den Lichtern von Miami auf der anderen Seite des stillen, klaren Wassers.
Sharla verbrachte den nächsten Morgen mit Einkaufen in der Lincoln Road, und Jeff erwartete sie in der Suite im Doral, als sie zurückkehrte. Sie stellte die Pakete in der Diele ab, ging sofort zum nächsten Spiegel, um ihr Make-up aufzufrischen. Ihr kurzes weißes Strandkleid hob ihre prachtvolle Sonnenbräune hervor, und die hochhackigen Sandalen ließen ihre nackten braunen Beine noch länger und schlanker erscheinen, als sie tatsächlich waren. Jeff fuhr mit dem Daumen über die scharfen Kanten des dicken braunen Umschlags in seiner Hand, und er war kurz davor, es sich anders zu überlegen.
»Was machst du drinnen?« fragte sie und griff nach hinten, um den Reißverschluß des luftigen Baumwollkleids zu öffnen. »Laß uns die Badesachen anziehen, etwas Sonne tanken.«
Jeff schüttelte den Kopf, bedeutete ihr, sich in den Sessel ihm gegenüber zu setzen. Sie runzelte die Stirn, zog den Reißverschluß über ihrem lohfarbenen Rücken hoch und setzte sich.
»Was hast du?« fragte sie. »Warum diese komische Stimmung?«
Er setzte zu sprechen an, aber er war Stunden zuvor zu der Überzeugung gekommen, daß Worte unangemessen wären. Sie hatten sowieso nie über irgend etwas wirklich miteinander geredet; verbale Kommunikation hatte mit dem, was zwischen ihnen vorging, wenig zu tun. Er reichte ihr den Umschlag.
Sharla spitzte die Lippen, als sie ihn nahm und aufriß. Eine Weile starrte sie die sechs säuberlichen Bündel von Hundertdollarnoten an. »Wieviel?« fragte sie schließlich mit ruhiger, beherrschter Stimme. »Zweihunderttausend.«
Sie spähte wieder in den Umschlag hinein, zog das Erste-Klasse-Einzelticket der Panagra Airlines nach Rio heraus. »Das ist für morgen vormittag«, sagte sie, es inspizierend. »Was ist mit meinen Sachen in New York?« »Ich schick sie dir nach, wohin du willst.« Sie nickte. »Ich werde hier noch ein paar Sachen kaufen müssen, bevor ich aufbreche.«
»Was immer du willst. Laß es auf die Zimmerrechnung schreiben.«
Sharla nickte wieder, steckte das Geld und das Ticket in den Umschlag zurück, den sie neben sich auf den Tisch legte. Sie stand auf, machte ihr Kleid auf und ließ es um ihre Füße herum zu Boden fallen.
»Was soll’s«, sagte sie, ihren BH aufhakend, »für zweihunderttausend hast du einen letzten Durchgang verdient.«
Jeff kehrte allein nach New York und
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