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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das zweite Spiel
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würde natürlich niemand seine Warnungen ernstnehmen, und selbst wenn es jemanden gab, würde er wahrscheinlich unter dem Verdacht der Verschwörung festgenommen werden.
    Er schenkte sich an der nassen Bar am Verandaeingang einen Drink ein und bedachte das Problem. Jeder, mit dem er darüber sprach, würde ihn als Verrückten abtun; das hieß, solange, bis die Wagenkolonne des Präsidenten am Dealey Plaza vorbeigekommen war und den Tatort erreicht und so tragischerweise wieder verlassen hatte. Dann würde der Teufel los ein, und es wäre zu spät, noch etwas zum Besseren zu richten.
    Was sollte er also tun, einfach dasitzen und zusehen, wie der Mord passierte? Zulassen, daß sich die Geschichte brutal wiederholte, weil er Angst hatte, als verrückt abgestempelt zu werden?
    Jeff blickte sich in dem geschmackvoll eingerichteten Reihenhaus um, das jedem Haus, das zu bewohnen er oder Linda sich jemals erhofft hatten, überlegen war. Er hatte nur sechs Monate gebraucht, um all das zu erwerben, und das fast ohne jede Anstrengung. Jetzt konnte er ein Leben lang fortfahren, seinen Komfort und seinen Reichtum dank seines Wissens grenzenlos zu erweitern; doch diese Errungenschaften würden ihm für immer im Magen liegen, wenn er darin versagte, aufgrund dessen zu handeln, war er sonst noch wußte. Etwas, irgend etwas mußte geschehen.
    Am 15. flog er nach Texas und hielt an der ersten Telefonzelle an, der er auf dem Flugplatz begegnete. Er blätterte durchs O, und da war er, eine Eintragung wie jede andere, obwohl sich die Buchstaben in seinen Augen von der Seite abhoben, als wären sie in Flammenschrift geschrieben;

    Oswald, Lee H. 1026 N. Berkely… 555-4821

    Jeff notierte sich die Adresse, dann mietete er bei Avis einen schlichten blauen Plymouth. Das Mädchen am Schalter erklärte ihm, wie er in den Stadtteil gelangen konnte, den er suchte.
    Er fuhr sechsmal an dem weißen Holzhaus vorbei. Er stellte sich vor, wie er zur Tür ging, den Klingelknopf drückte und mit der leise sprechenden jungen Russin redete, Marina, die öffnen würde. Was würde er ihr sagen? ›Ihr Mann hat vor, den Präsidenten zu ermorden; Sie müssen ihn aufhalten‹. Was, wenn der Mörder selbst an die Tür käme? Was würde er dann tun?
    Jeff fuhr erneut langsam an dem gewöhnlichen kleinen Haus vorbei, in Gedanken an den Mann, der darin wohnte, der wartete und sich anschickte, die Selbstzufriedenheit der Welt zu erschüttern.
    Er verließ die Gegend, ohne anzuhalten. An einem K-Mart in Fort Worth kaufte er eine billige tragbare Schreibmaschine, etwas Schreibpapier und ein Paar Handschuhe. Wieder in seinem anonymen Holiday Inn am East Airport Expressway angelangt, zog er die Handschuhe an, packte das Papier aus und begann einen Brief zu entwerfen, den zu schreiben ihm Übelkeit verursachte.

    Präsident John F. Kennedy;
    Weißes Haus 1600 Pennsylvania Avenue Washington, DC

    Mister President,

    Sie haben den Vorsitzenden Fidel Castro und das befreite kubanische Volk angegriffen. Sie sind der Unterdrücker, der Feind der freien Menschen in Lateinamerika und auf der ganzen Welt.

    Wenn Sie nach Dallas kommen, werde ich Sie töten. Ich werde Sie mit einem Hochleistungsgewehr in den Kopf schießen, und mit Ihrem vergossenen Blut wird für die Freiheitskampfer der westlichen Welt GERECHTIGKEIT geschrieben werden.

    Das ist keine bloße Drohung. Ich bin gut bewaffnet und darauf vorbereitet, falls nötig selbst zu sterben.

    Ich werde Sie ermorden.

    VENCEREMOS!
    Lee Harvey Oswald

    Jeff fügte Oswalds Anschrift hinzu, fuhr wieder quer durch die Stadt und steckte den Brief zwei Blocks von dem nichtssagenden Holzhaus entfernt in einen Briefkasten. Eine Stunde später und vierzig Meilen südöstlich von Dallas begann er in den Handschuhen zu schwitzen. Das sich zusammenziehende Leder machte seine Hände taub, als er die Schreibmaschine von einer Brücke in einen großen See mitten im Niemandsland schleuderte. Es war ein gutes Gefühl, die verdammten Handschuhe endlich auszuziehen, sie nahe einer gottverlassenen Stadt, die ausgerechnet Gun Barrel hieß, aus dem Wagenfenster zu werfen. Seine Hände fühlten sich anschließend freier an, sauberer.
    Die nächsten vier Tage über blieb er auf seinem Zimmer im Holiday Inn, sprach mit niemandem außer dem Zimmermädchen und ging nur nach draußen, um sich die Lokalzeitungen zu kaufen. Am Dienstag dem Neunzehnten stand im Dallas Herald die Meldung, auf die er gewartet hatte, auf Seite fünf: Lee Harvey Oswald war

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