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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das zweite Spiel
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paar Minuten mit ihm weiter, aber seine Gedanken waren woanders: Bei seinem genau gleichaltrigen Selbst, um diese Zeit, doch vor mehr als zwanzig Jahren. Bei sich als einem sitzenden, überlasteten und leicht übergewichtigen leitenden Angestellten, der seine Brust umklammert hatte und mit dem Gesicht auf den Schreibtisch geschlagen war, während die Welt verblaßte. Diesmal nicht. Diesmal ging es ihm glänzend.
    Jeff bevorzugte das gemütliche Hinterzimmer im La Grenouille, doch Diane betrachtete jeden Lunch als eine Gelegenheit, bei der das Sehen und Gesehenwerden an erster Stelle standen. Deshalb speisten sie immer im vorderen Raum, auch wenn es dort stets überfüllt und laut war.
    Jeff genoß seinen pochierten Lachs mit Estragon, Basilikum und milder Essigsauce und tat sein Bestes, sowohl Dianes augenblickliches Schmollen wie auch die Unterhaltungen an den anderen Tischen zu ignorieren, die von beiden Seiten auf sie eindrangen. Ein Pärchen sprach von Heirat, das andere von Scheidung. Jeffs und Dianes Tischgespräch lag irgendwo in der Mitte.
    »Du willst doch, daß sie ins Sarah Lawrence aufgenommen wird, oder?« fauchte Diane zwischen zwei Bissen Kammuscheln mit Lorbeer à la nage.
    »Sie ist dreizehn Jahre alt«, seufzte Jeff. »Dem Aumahmebüro im Sarah Lawrence ist es scheißegal, was sie in diesem Alter tut.«
    »Ich bin zur Concord Academy gekommen, als ich elf war.«
    »Und zwar deshalb, weil es deinen Eltern scheißegal war, was du in diesem Alter gemacht hast.«
    Sie legte ihre Gabel weg, funkelte ihn an. »Meine Erziehung geht dich nichts an.«
    »Aber Gretchens.«
    »Dann solltest du wollen, daß sie die bestmögliche Erziehung bekommt, von Anfang an.«
    Ein Ober nahm ihre leeren Teller mit, während ein anderer sich mit dem Dessertwagen näherte. Jeff nutzte die Unterbrechung, um sich in den vielfachen Reflexionen der zahlreichen Spiegel des Restaurants zu verlieren: den tannengrünen Wänden, den karmensinroten Polsterbänken, den prächtigen Blumensträußen, die aussahen, als wären sie soeben in einer Landschaft von Cezanne gepflückt worden. Er wußte, daß sich Diane weniger um Gretchens Erziehung Sorgen machte als um ihre eigene Befreiung von der Last der täglichen Verantwortung. Jeff sah seine Tochter so jung, wie sie tatsächlich war, und er konnte den Gedanken nicht ertragen, daß sie zweihundert Meilen von zu Hause lebte.
    Diane stocherte mürrisch in ihren Himbeeren mit Grand Marnier-Sauce. »Ich nehme an, du hältst es für richtig, daß sie sich weiter mit all diesen kleinen Bälgern abgibt, die sie andauernd von der Schule mit nach Hause schleppt.«
    »Mein Gott, ihre Schule liegt in Rhinebeck, nicht in der South Bronx. Es ist eine wundervolle Umgebung, in der sie aufwächst.«
    »Was auch für Concord gilt. Wie ich aus eigener Erfahrung weiß.«
    Jeff stach tief in seinen Pfirsich à la Charlotte, unfähig dazu auszudrücken, was er wirklich dachte: daß er nicht die Absicht hatte, Gretchen zu einem Ebenbild ihrer Mutter heranwachsen zu lassen. Die schneidende Blasiertheit, diese Die-Welt-kann-mich-mal-Haltung, großer Reichtum als Geburtsrecht, etwas, das vorausgesetzt wurde und auf das man sich vollkommen verließ. Jeff hatte seine eigenen Reichtümer aufgrund eines zufälligen übernatürlichen Glücksfalles und durch Willenskraft erworben. Jetzt wollte er seine Tochter vom potentiell korrumpierenden Einfluß des Geldes ebenso schützen, wie er wollte, daß sie in den Genuß seiner Wohltaten kamen.
    »Wir reden ein anderes Mal darüber«, sagte er zu Diane. »Wir müssen ihnen bis nächsten Dienstag Bescheid geben.« »Dann werden wir Mittwoch darüber sprechen.«
    Sie zog einen Flunsch, einen, den er, wie er wußte, erst wieder durch konzentriertes, beinahe wütendes Geldausgeben bei Bergdorfs und Saks loswerden würde.
    Er tätschelte seine Sakkotasche, holte zwei folienverpackte Tabletten Gelusil heraus. Sein Herz mochte in exzellenter Verfassung sein, doch dieses Leben, das er sich selbst geschaffen hatte, spielte seiner Verdauung übel mit.
    Gretchens schlanke junge Finger bewegten sich anmutig über die Tasten, spielten die ergreifende Melodie von Beethovens ›Für Elise‹. Der fette orangefarbene Kater namens Chumley schlief neben ihr auf dem Klavierhocker ausgestreckt, inzwischen zu alt, um so unbekümmert ausgelassen herumzutoben, wie er es früher einmal getan hatte, zufrieden damit, ihr einfach nahe zu sein, beschwichtigt von der sanften Musik.
    Jeff beobachtete das

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