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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das zweite Spiel
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elterliche Druck einmal nachgelassen hatte. Die Begrenzung der gemeinsamen Zeit und die notwendige Flüchtigkeit ihrer Leidenschaft hatte eine köstliche erotische Spannung entstehen lassen. Sie hatten sich mit ihren neuen jungen Körpern geliebt, als wären sie nie zuvor miteinander intim gewesen, als hätten sie eine solche Sinnenlust nie zuvor miteinander – oder mit jemand anderem – geteilt.
    Wenn ihre Eltern jemals wegen ihrer sexuellen Beziehung mit Jeff Verdacht geschöpft hatten – und das hatten sie inzwischen bestimmt –, dann hatten sie darüber ein bewundernswertes Schweigen bewahrt. Ihre anfängliche vorsichtige Tolerierung Jeffs war bald einem Akzeptieren gewichen, dann Zustimmung und schließlich einer regelrechten Zuneigung. Die vier Jahre Altersunterschied, die in den Augen ihrer Eltern so befremdlich ausgesehen hatten, als sie achtzehn und vierzehn gewesen waren, war zu einem ganz und gar konventionellen Abstand geworden, als sie zweiundzwanzig und achtzehn waren. Außerdem waren ihre Eltern in diesem Zeitalter des LSD und des promiskuitiven Nonkonformismus offensichtlich erleichtert darüber, daß sie eine stabile Beziehung zu einem so anständigen, wohlerzogenen und vermögenden jungen Mann entwickelt hatte.
    Die letzten Zeugnisse waren ausgeteilt, und die frischgebackenen Schulabgänger, die sie umstanden, rannten unter stürmischem Gelächter von der Bühne. Pamela bahnte sich ruhig einen Weg dorthin, wo Jeff mit ihren Eltern wartete.
    »Oh, Pam«, sagte ihre Mutter, »du hast großartig dort oben ausgesehen! Neben dir ist der ganze übrige Rest verblaßt.«
    »Meinen Glückwunsch, Schatz«, sagte ihr Vater und umarmte sie.
    »Ich muß den Hut und den Talar zurückgeben«, teilte Pamela Jeff mit. »Dann können wir los.«
    »Müßt ihr wirklich schon aufbrechen?« fragte ihre Mutter gekränkt. »Ihr könntet zum Dinner bleiben und morgen früh losfahren.«
    »Jeffs Familie erwartet uns Dienstagabend, Mom; wir sollten heute noch wenigstens bis Washington kommen. Hier, halt das«, sagte sie zu Jeff und reichte ihm das zusammengerollte Zeugnis. »Ich bin gleich wieder da.«
    Im Umkleideraum der Mädchen legte sie die schwarze Baumwollrobe ab, zog einen blauen Rock und eine weiße Bluse an. Ein paar der anderen Mädchen gratulierten ihr schüchtern, und sie ihnen, aber sie war von ihrer allgemeinen Kameradschaft, den aufgeregten Gesprächen über Freunde und Pläne für den Sommer und die unterschiedlichen Colleges, die sie im Herbst besuchen würden, auf subtile Weise ausgeschlossen. Diese Mädchen waren in ihrem ersten Leben ihre Freundinnen gewesen; sie hatte ihre Streiche und ihren Schwatz und ihre zögernden ersten Schritte zur Frau vollkommen mit ihnen geteilt. Doch diesmal, ebenso wie bei dem Neudurchgang der High-School zu Beginn ihrer zweiten Wiederholung, gab es eine Kluft zwischen ihnen, welche die Mädchen irgendwie gespürt hatten, auch wenn sie unfähig waren zu begreifen, um was es sich handelte. Pamela hatte Abstand von ihnen gehalten, die sozialen Aspekte der Pubertät ignoriert, hatte getan, was sie hatte tun müssen, um das ihren Eltern gegebene Versprechen zu erfüllen, die Schule zu beenden, bevor sie mit Jeff von zu Hause wegging. Jetzt war dieser Tag gekommen, und sie hoffte, daß die Peinlichkeit ihres Aufbruchs auf ein Minimum beschränkt bliebe.
    Sie war mit dem Umkleiden fertig, ging durch das sich allmählich leerende Auditorium zurück zu ihren Eltern und dem Mann, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen würde.
    »Also«, sagte ihr Vater gerade zu Jeff, »glaubst du wirklich, ich sollte an diesen Vierteldollars festhalten?«
    »Ja, Sir«, erwiderte Jeff. »Als langfristige Investition bestimmt. Ich würde sagen, in zehn bis zwölf Jahren dürfte sich das für Sie ordentlich auszahlen.«
    Die Frage ihres Vaters war dazu gedacht gewesen, die Spannung zu mildern, erkannte Pamela, und sie war ihm dafür dankbar. Der Wortwechsel bekräftigte, daß er Jeff als klugen, einfallsreichen Investor schätzen gelernt hatte und sich bewußt war, daß für seine Tochter gut gesorgt werden würde. Jeff hatte sich aus dem Verkehr gezogene Zehncent- und Vierteldollarstücke mit neunzig Prozent Silberanteil im Wert von mehreren tausend Dollar gekauft, bevor die Münzen verschwanden, und hatte ihrem Vater empfohlen, das auch zu tun. Es war eine logische, konservativ wirkende Transaktion, die ihren Vater nicht dadurch verwirren würde, daß ihr Wert mit verdächtiger

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