Grimwood, Ken - Replay
ernst damit, uns auseinander zu halten? Er könnte die Dinge wirklich schwierig machen, wenn er darauf aus ist.«
»Leider meint er, was er sagt. Es könnte sein, daß für uns erst mal harte Zeiten kommen.«
»Wir könnten… zusammen weglaufen.«
Pamela lachte trocken. »Nein. Diesen Weg hab’ ich schon ausprobiert, erinnerst du dich? Es hat damals nicht geklappt, und das würde es jetzt auch nicht.«
»Außer daß ich jetzt Geld habe und Zugang zu soviel weiterem Geld, wie wir brauchen. Es ist nicht so, daß wir auf der Straße stehen würden.«
»Aber ich bin noch minderjährig; vergiß das nicht. Du bekämst eine Menge Schwierigkeiten, wenn sie uns schnappen würden.«
Jeff brachte ein Grinsen zustande. »Verführung Minderjähriger. Irgendwie gefällt mir dieser Gedanke.«
»Da möchte ich drauf wetten«, sagte sie spöttisch. »Aber es ist kein Scherz, besonders nicht in dieser Zeit. Bis zum ›Sommer der Liebe‹ sind es noch drei Jahre; 1964 nahm man diese Angelegenheit sehr, sehr ernst. Wir werden einfach eine kleine Weile warten müssen. In ein paar Monaten werde ich sechzehn sein; vielleicht lassen sie uns bis dahin wenigstens einander treffen, wenn ich ihnen Honig um den Bart schmiere und eine Zeitlang die Rolle der gehorsamen Tochter spiele.«
»Herrgott noch mal… Ich habe schon anderthalb Jahre darauf gewartet, wieder mit dir zusammenzusein.«
»Ich wüßte nicht, was wir sonst tun könnten«, sagte sie voller Mitgefühl. »Mir gefällt diese Aussicht nicht besser als dir, aber ich glaube nicht, daß wir im Moment eine andere Wahl haben.«
»Nein«, gab er zu. »Haben wir nicht.« »Was wirst du in der Zwischenzeit machen?«
»Ich schätze, ich werde nach Boston zurückkehren; es ist eine nette Stadt, nicht zu weit von hier, und ich hab’ mich dort mehr oder weniger eingelebt. Wahrscheinlich werde ich daran arbeiten, unsere Spargroschen aufzuhäufen, damit wir uns nicht ums Geldverdienen kümmern müssen, wenn wir erst wieder zusammensein können. Kann ich dich wenigstens anrufen? Dir schreiben?«
»Nicht hierher, glaube ich, noch nicht. Ich werd’ mir ein Postfach besorgen, damit wir uns schreiben können, und ich werd’ dich so oft anrufen wie ich kann. Von außerhalb, nach der Schule.«
»Herr im Himmel. Du gehst wirklich wieder auf die High-School zurück?«
»Ich muß.« Sie zuckte die Achseln. »Ich werd’s überleben. Ich hab’ es schon so oft getan, daß ich die Antworten auf jeden Test auswendig kenne, glaube ich.«
»Du wirst mir fehlen… Das weißt du.«
Sie küßte ihn, lange und leidenschaftlich. »Du mir auch, Lieber; du mir auch. Aber das Warten wird sich mehr als lohnen.«
14
Pamela rückte die Quaste an ihrem Barett zurecht, blickte ins überfüllte Auditorium hinaus und entdeckte Jeff, der neben ihren Eltern saß. Ihre Mutter strahlte vor freudigem Stolz. Pamela fing Jeffs Blick auf, zwinkerte und bekam ein schiefes Lächeln zurück. Sie waren sich beide der Komik dieser Zeremonie bewußt: ihr, einer Frau, die praktizierende Ärztin, erfolgreiche Künstlerin und gefeierte Filmproduzentin gewesen war, wurde endlich das High-School-Diplom verliehen. Zum dritten Mal.
Es hatte ein erhebliches Maß an Zähigkeit erfordert, und sie war froh, daß Jeff Verständnis dafür gehabt hatte, wie zermürbend die vergangenen drei Jahre für sie gewesen waren. Er hatte selbst die Erfahrung des Wiedereintritts in die akademische Welt gemacht, auf dem College-Niveau, während seiner zweiten Wiederholung; aber wieder die High-School zu durchlaufen, immer und immer wieder, das war die Hölle.
Ihre Beharrlichkeit hatte sich jedoch ausgezahlt, wie sie es sich gedacht hatte. Ihre Familie war etwas nachgiebiger geworden, als sie sechzehn geworden war, eine wohlerzogene Musterschülerin, die kein Interesse zeigte, mit den Jungen ihrer eigenen Altersklasse auszugehen, und es wurde ihr erlaubt, Jeff zweimal die Woche zu treffen. Er mietete ein Apartment in Bridgeport und achtete peinlich genau darauf, sie jeden Freitag- und Samstagabend vor Mitternacht wieder nach Hause zu bringen. Was ihre Eltern betraf, sah das junge Paar eine Menge Filme; und wenn einmal irgendwelche Fragen dazu gestellt wurden, konnten sie die Handlung solcher Filme wie Morgan!, Georgy Girl oder Ein Mann für alle Jahreszeiten problemlos nacherzählen, da sie sie in den vergangenen Jahren mindestens zweimal gesehen hatten.
Das Arrangement hatte auf eine seltsame Art irgendwie Spaß gemacht, sobald der negative
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