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Grippe

Grippe

Titel: Grippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wayne Simmons.original
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vielleicht sogar sicherer hatte als hier.
    Dann hob er die Pistole und feuerte wiederholt, bis er jeden Kopf im Raum zu blutigem Matsch geschossen hatte. Das Fleisch flog durch die Luft wie bei einer Bombenexplosion auf dem Großmarkt. Niemand widersetzte sich, die Leiber fielen schlapp zu Boden und zitterten bestenfalls ein wenig, als seien sie entrüstet nach der Störung ihres Festmahls. In wenigen Sekunden hatte Norman sie erledigt, doch er wartete, bis sie alle vollkommen still dalagen. Gerade wollte er hinausgehen, als er einen weiteren Laut in diesem unsäglichen Raum vernahm. Er hielt inne und drehte sich langsam in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Inmitten des chaotisch roten Gemenges sah er etwas Kleines an der Wand vorbeihuschen.
    Indem er die Augen anstrengte und die Taschenlampe bemühte, erkannte er die Leiche eines kleinen Mädchens, nackt und mit Blut verklebt; es verkrustete wie Lackfarbe ihre glatte, helle Haut. Sie leckte es wie Himbeersaft von den Fingern und starrte ihn an, als habe er sie beim Stehlen erwischt. Ihre Unschuld schien sie, so befremdlich es schien, bewahrt zu haben. Sie hatte das Leben beziehungsweise alles, was sie lebendig gemacht hatte, fahrenlassen. Dennoch blieb diese eine Eigenschaft erhalten, und sie wollte sie ausspielen: Unschuld. Sie schaute Norman an wie im Versuch, ihn dahinschmelzen zu lassen und milde zu stimmen trotz der ungezogenen Dinge, die sie verbrochen hatte. Wie im Spiel, als feixe er mit ihr, wich sie dem Kegel der Taschenlampe aus. Fast hätte Norman schwören können, ein Lächeln in ihrem Gesicht zu erkennen.
    Zweimal schoss er ihr in den Schädel. Das kleine Köpfchen barst dramatischer als die anderen, wohl weil es fragiler war. Endlich verharrte Norman mit rauchender Kanone an der Tür. Er ließ den Kopf hängen. Nachdem er das Licht der Lampe still und andächtig gedämpft hatte, ließ er die Gedanken zurück in den Wohnbunker in Finaghy wandern, zu Apartment 23. Das kleine Mädchen dort mochte genauso durch die Räume flitzen, nicht toter oder untoter als die anderen unter Quarantäne gestellten Anlieger. Er wünschte, sie hätten sie nicht eingeschlossen. Unter allen fragwürdigen Taten seines Lebens bedauerte Norman am meisten diese eine – dass er dieses Haus aufgesucht und sich an der Versiegelung beteiligt hatte.
    Schnell verließ er das Lager und suchte seinen Begleiter, der sich immer noch krümmte und kotzte. Der Gestank im Laden war unerträglich: Fleisch, verdorben und quasi in Alkohol eingelegt, und nun noch Larks Mageninhalt. Das Virus lag Norman beinahe auf der Zunge; alles hier war infiziert.
    »Machen wir die Biege«, schlug er vor, indem er Lark am Arm packte und ihn zum Ausgang schleppte.

14

    Krrr. »Haben das Zielgebiet auf dem Schirm, Sir, am Boden wimmelt es vor Feindobjekten. Keine Möglichkeit zur Landung.« Krrr.
    Jackson hielt sich das Funkgerät vor den Mund. »Umkreisen Sie den Block. Achten Sie auf jedes Lebenszeichen.«
    »Das Ziel reagiert, Sir«, bemerkte Gallagher, indem er mit einem seiner langen Fingernägel gegen den Bildschirm tippte. Sie beobachteten nach wie vor die unter Quarantäne stehenden Apartments vom Kontrollraum aus. »Es bewegt sich zu schnell.« Der Doktor zeigte auf einen scheinbar überdrehten Schatten im Bild. Leider verhielt sich das Ziel, wie Gallagher es nannte, nicht wie erhofft; genaugenommen versuchte es anscheinend, sich zu verstecken.
    »Verdammt«, wisperte Jackson und fuhr sich durch das fettige Haar, derweil er Gallagher mit gestresster Miene anstarrte. Der Gute war hingegen die Ruhe selbst, was auch sonst? Der Ausdruck in seinem langen, fahlen Gesicht entsprach durchaus einer gewissen Heiterkeit. »Irgendwelche Ideen?«, fragte Jackson ihn.
    »Ich denke, Ihr Plan ist wasserfest, Sir. Lassen Sie den Hubschrauber noch einige Male um das Gebäude kreisen. Gut möglich, dass sich dort mehrere Überlebende aufhalten. Wenn wir sie befreien, könnten sie uns einen Bärendienst erweisen …«
    Jackson beobachtete, wie der verwahrloste, junge Private am Bedienfeld fummelte, um eine andere Kameraeinstellung auf den Schirm zu bringen.
    »Sicht des Wohngebiets«, erläuterte er schließlich. »So können Sie den Anflug unserer Boys bestens mitverfolgen.«
    Sie sahen zu, wie der Helikopter weitere Runden um das Hochhaus drehte. Alle Augen ruhten auf der Monitorwand, die den Ort aus verschiedenen Blickwinkeln zeigte. Jackson dachte darüber nach, wie sie es wohl geschafft hatten, all die

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