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Grippe

Grippe

Titel: Grippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wayne Simmons.original
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ließ er sich auf dem Sofa nieder und wartete darauf, dass Karen zu weinen aufhörte. Er blickte verkrampft drein. Schwermütig.
    » Was hast du getan?«, fragte sie immer noch unter Tränen, immer noch am Boden wie eine zerbrochene Porzellanpuppe. Sie wusste genau, was er getan hatte, und einen Moment lang vermutete er auch, sie habe geahnt, dass er es tun würde. Ein Teil von ihm wollte glauben, sie habe es gleich erkannt, jedoch gewissermaßen darauf ankommen lassen wie um ihn auf die Probe zu stellen.
    »Ich habe dich gerettet«, behauptete er. »Für deine Sicherheit gesorgt.«
    Trauer und Verdruss sah er in ihren Augen, aber da war noch mehr, etwas Neues: Hass. Er fragte sich, ob er sich gegen ihn oder sie selbst richtete. Vielleicht hasste sie sich und ihn sowie die Welt um sie herum. Sie tat ihm schrecklich leid. Denn sie sah nicht bloß erschüttert aus; der Hubschrauber schien der berühmte Tropfen gewesen zu sein, der das Fass zum Überlaufen brachte.
    Unverständlicherweise wünschte er sich, das Ding vom Himmel geholt zu haben. Er hoffte, dass wenigstens einer aus der Crew umgekommen war. Diese Wichser hatten es verdient. Die Militärs mussten sich eine Menge Fragen gefallen lassen. Warum mussten sie die Träume der Menschen zerstören?
    Karen lag wimmernd vor ihm. Ihr langes, mit Pailletten besetztes Kleid funkelte im Sonnenlicht. Ein Fleck darin sah nach Blut aus. Ihrem Blut. Die Unschuld, die sie einst ausgestrahlt hatte, hing nun preisgegeben in der Luft wie trocknende Schmutzwäsche nach dem Waschen. Dies war der Augenblick der Verwandlung. Ihr Schmetterlingsmoment, in welchem ihr jugendlich argloses Gesicht unter all den Sommersprossen eine unwirtlichere, ältliche Blässe annehmen sollte. Es war das Beste für sie, wie er fand.
    Das Beste zum Wohle aller.
    »Sie sind nicht die Guten«, sprach er ihr geruhsam zu. »Niemals gewesen.«

    »Wessex Zwei, erbitten Auskunft über Ihren Zustand«, sprach Jackson ins Mikrofon. Mit der anderen Hand schlug er auf den Tisch, dann brüllte er den Private am Bedienfeld an: »Ich will ein deutlicheres Bild von dem Schützen!«
    Krrr. »Vermutlich nur minimaler Schaden, Sir. Wir sind okay. Machen Rundflug über die Stadt. Brauchen Zeit für genauere Zustandsbestimmung. Ende.« Krrr.
    Selbst Gallagher hatte seine Ruhe verloren, wobei seine Nerven natürlich immer noch nicht blank lagen. Aufgeregt war er aber definitiv. »Kamera drei zoomen«, trug er dem Private auf. »Damit sehen wir am besten.« Der Soldat gehorchte und richtete das Bild nach den Anweisungen des Doktors aus; von Jacksons hitzigen Befehlen schien er nichts wissen zu wollen.
    Der Major nahm seine Wodkaflasche vom Tisch und trank den letzten Rest. Als ihm der Alkohol die Kehle hinunterlief, schüttelte er sich. In ihm schwelte durchdringender Hass auf Gallagher und seine unmenschliche Seelenruhe. Andauernd untergrub er Jacksons Autorität. Der Wodka goss zusätzliches Öl aufs Feuer, löste nüchterne Vernunft wie eine Brausetablette in Wasser auf.
    »Was treiben Sie da? Ich brauche das Bild!«, nörgelte er und warf die leere Flasche auf den Boden.
    »Und das werde ich Ihnen geben, Sir«, beschwichtigte der Private, während er den Angreifer weiter in den Fokus rückte.
    »Okay. Einfrieren, Soldat«, befahl Gallagher gleichmütig wie immer. »Wir haben unseren Mann, Sir«, sprach er zu Jackson. Sie betrachteten den Schnappschuss, während der Private ihn an einem anderen Monitor in irgendeine Datenbank einspeiste. Dabei blätterte er verschiedene Vorschläge durch, die das System ihm mit Hinblick auf die Identität des Mannes machte. »Wir arbeiteten an einer vollständigen Verbrecherkartei, Sir«, erläuterte Gallagher, »zwar stellten wir sie nur bis zur Hälfte fertig, aber man weiß nie. Vielleicht werden wir ja fündig.«
    Der siebte Name ließ Jackson mit einem Mal vor Schreck zusammenzucken. Diesem Mann war er schon einmal begegnet, irgendwann im Laufe der Verhöre, die er gemeinsam mit dem Doktor in der Kammer durchgeführt hatte.
    »Schau an, schau an.« Gallagher lachte hämisch. »Wenn das nicht unser alter Freund Patrick Flynn ist!«
    Jacksons Blick klebte geradezu an dem Porträt. Plötzlich wurde ihm heiß, und er schwitzte, als brenne das Bild ihm ein Loch in den Leib.
    »Hätten Sie gedacht, je wieder auf Patrick zu stoßen, Sir?« Gallagher strahlte, als wolle er gleich Luftsprünge vollführen. »Wie lange ist es her? Zehn Jahre? Fünfzehn?«
    Patrick Flynn war ein einschlägig

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