Grippe
Mattigkeit. Sie driftete rasch ab, während Paddys wilde Story in ihrem Hirn herumspukte, aber sie war nur ein schwaches Licht, das den Schlaf nicht abwenden konnte. Geri nahm noch wahr, wie ein Traum daraus entstand, indem sich Worte und Bilder vereinten. Einige der besonders einschneidenden Ereignisse aus Paddys Zeit im Lager spielte sie selbst durch. Erst gehörte sie zum Wachpersonal, vor dessen Augen sich die Überlebenden in bloßes Geschmeiß verwandelten. Sie hob ihr MG und knallte sie ohne Zögern ab. Dann wurde sie selbst zur Gefangenen auf der Flucht aus dem Lager, während ein Verband von Riesen in Gelb sie mit einem gewaltigen Netz wie ein Tier verfolgte.
Sie schreckte aus dem Schlaf auf und starrte direkt in ein dunkles Gesicht mit großen, stechenden Augen: Paddy. Er hatte die Decke fortgezogen, weshalb sie plötzlich fror. Im schwachen Licht saß er wie ein uriger Bär auf ihr, wobei sich sein alter, zerschlissener Mantel wie breite, schwarze Schwingen über ihnen beiden ausbreitete. Ihr war zuerst, als träume sie immer noch, also machte sie die Augen einmal zu und wieder auf. Nichts aber veränderte sich; er hielt ihre Handgelenke fest, um sie auf die Matratze zu drücken. Sie wehrte sich, kam aber nicht gegen ihn an. Er atmete keuchend, stank nach Alkohol und faulen Zähnen.
Als sie schreien wollte, brachte er sie mit einer Hand auf dem Mund zum Schweigen. Sie versuchte, ihn zu treten, doch seine nackten Beine klemmten ihre ein. Geri war festgenagelt und vollkommen wehrlos.
Die Zimmertür hatte er geschlossen, wie sie sah, während die Fenster mit vorgezogenen Gardinen nur wenig Licht hereinließen. Sie hörte die Toten draußen, ihr langgezogenes, vereinzeltes Krächzen gegen das Zwitschern der immer seltener einkehrenden Vögel.
Paddy sah traurig aus – traurig und verzweifelt, als er ihr eine Hand um den Hals legte, während er sich mit der anderen in den Schritt fasste. Sie spürte die warme, feuchte Spitze seines Glieds, als er es zwischen ihre Beine führen wollte. Sie bäumte sich so jäh auf, dass ihre Augen aus dem Kopf hervortraten, doch es half nichts. Zu atmen fiel ihr schwer, obwohl er sie nicht fest würgte. Sie wollte erneut rufen, aber ihr Hals war rau und trocken, sodass sie nur erbärmlich piepste. Auch den Mantel roch sie, eine Mischung aus dem Schweiß und der Pisse von draußen, die ihr wie stickiger Smog in die Nase stieß. Dann fing er an, sich an ihr zu reiben, und wollte in sie eindringen, wodurch sie die Kontrolle über ihre Blase verlor. Der Urin ergoss sich heiß über ihre Beine, während er sie weiter bedrängte.
Die Tür ging auf, und Paddy fuhr herum. Geri folgte seinem Blick. Dort zeichneten sich die unverkennbaren Umrisse von Lark ab.
»Was ist hier –«, begann er, doch Paddy war im Nu aufgesprungen und stand scheinbar beschämt neben dem Bett.
»Fuck, was machst –«, hob Lark erneut an, diesmal wütender. Er knöpfte sich den Kerl vor, indem er ihn am Kragen packte. Da merkte er, dass er unterm Mantel nackt war. Er schüttelte ihn wie einen Apfelbaum, ehe er ihm einen Kinnhaken verpasste, dass er durch den Raum taumelte und übers Fußende des Bettes stürzte. Geri zog die nasse, nach Urin stinkende Decke über sich. Tränen strömten über ihr Gesicht, und sie bekam immer noch kaum Luft.
»Schaff ihn raus!«, kreischte sie Lark an. »Sofort!«
Lark schnappte sich den kleinen Mann und zerrte ihn auf die Beine, erneut am Aufschlag seines Mantels. Die Kopfnuss, die er ihm versetzte, war vielmehr seiner Wut geschuldet, als ihn außer Gefecht zu setzen; Angst bekam Paddy dennoch, und er blutete.
»Ich w-wollte nicht –«, begann er, doch Lark unterbrach ihn.
»Fresse!«, bellte er ihm ins Gesicht. »Halt verdammt nochmal die Fresse!«
Einen solchen Zorn hatte Lark im Leben noch nicht empfunden. Er zog dieses klapprige Zerrbild eines Mannes am Schopf aus Geris Zimmer und stieß ihn die Treppe hinab. Während Paddy herunterrollte, setzte er mit seinen Docs nach, so oft er konnte. Blut spritzte gegen die Wände, und der Mann heulte wie ein kleines Kind, kringelte sich zusammen wie ein misshandeltes Haustier. Lark trat gnadenlos zu.
George kam aus dem Wohnzimmer gerannt, just da sie die Haustür erreicht hatten.
»Was zur Hölle?!«, fragte er.
»Er macht ’ nen Abflug«, antwortete Lark knapp.
»Was meinst du damit?« George war noch nicht richtig wach, hatte verquollene Augen und struppiges Haar.
»Er hat versucht –«, fing Lark an, ehe er
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