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Grippe

Grippe

Titel: Grippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wayne Simmons.original
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Laufen! Schau dir den Pass genau an.«
    »Ach so«, heuchelte Norman, obwohl er immer noch nicht schlau daraus wurde. Da standen Zahlen, Wörter und Symbole. Das Logo erkannte er als das einer von der Regierung für die Bekämpfung der Epidemie aus der Taufe gehobenen Behörde. Er zählte zwei und zwei zusammen, da begriff er Larks Schlussfolgerung. »Dieser Schleimscheißer –«
    »Genau«, entgegnete Lark. Der Cop lag nun auf der gleichen Wellenlänge wie er. »Er hat den Leuten diesen Horror angetan und nicht selbst durchgemacht. Dem ist nicht zu trauen. Böse Falle.«
    » Und was erwartest du jetzt von mir?«, fragte Norman. »Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Keiner von uns ist ein Heiliger, oder?« Er dachte an die Rolle, die er selbst bei der Säuberung gespielt hatte, und seine eigene gelbe Uniform.
    »Mann, komm schon«, ereiferte sich Lark. »Das hier ist ’ne völlig andere Nummer! Was die mit ihren Gefangenen anstellen … hast du die Gerüchte nicht mitgekriegt?«
    »Doch, aber wie du sagst waren das: Gerüchte«, gab Norman zu bedenken.
    »Gerüchte, die er praktisch bestätigt hat«, konterte Lark. »Sein kleiner Plausch hier war praktisch ein Geständnis. Sehen wir zu, dass wir ihn uns vom Hals schaffen.«
    »Is ’ nicht drin.« Norman winkte ab und warf ihm das Kärtchen zurück. »Ich werde ihn mit Adleraugen bewachen, aber bestimmt nicht rauskicken. Träum weiter.«
    »Herrgott«, fluchte Lark und warf die Arme in die Luft. »Und gerade dich hätte ich am wenigsten für einen Waschlappen gehalten.«
    »Ich bin kein Unmensch!«, brauste der Große plötzlich auf, »also schlag dir den Scheiß aus dem Kopf, zieh Leine und hau dich ein paar Stunden aufs Ohr. Morgen wird verflucht anstrengend, und dabei brauchen wir dich, also halt dich nicht mit solchem Bullshit auf.« Norman sah, dass sein Gegenüber ihn fassungslos anstarrte, stand aber zu dem, was er gerade gesagt hatte. Er wollte nicht der Mann fürs Grobe sein, an den sie sich wenden konnten, wenn sich niemand die Hände dreckig machen wollte. Nicht mehr. Die Lage war zu ernst.
    Lark blickte enttäuscht drein. Er war baff.
    Norman wollte schlichten: »Hör mal, trotzdem danke, dass du mir das gesteckt hast –«
    Lark hörte nicht zu. »Spar dir die Luft«, knurrte er, schnappte sich den Ausweis und stapfte hinaus.
    Norman schaute ihm hinterher. Lark schlug die Küchentür hinter sich zu. Dummes Sackgesicht, dachte Norman. Was hat er erwartet? Dass ich den Kerl lynche? Hexenverfolgung? Andererseits lag Eisenfresse nicht total daneben. Wäre er früher mit einem solchen Anliegen zu ihm gekommen, hätte er den Richtigen gefragt. Norman spekulierte, wie er mit diesem Wissen verfahren wäre; nur wenige Stunden zuvor hätte es anders für den kleinen Paddy ausgehen können: Der alte Norman hätte nicht gezögert, den Neuen im Haus zur Rede zu stellen und ihm das Geständnis im wahrsten Sinn des Wortes abgerungen. Die Befragung vorhin am Tisch war bereits eine halbherzige Angelegenheit gewesen, eher wie ein verblödetes Fernsehquiz. Norman schien wirklich eine Menge von seinem früheren Schwung verloren zu haben.
    Weshalb, das wusste er genau. Dazu musste er bloß an ihren Einbruch im Spirituosengeschäft zurückdenken und das kleine Mädchen, das sich das Blut des toten Soldaten von den Fingern geleckt hatte. Gleichsam brachen die Ereignisse aus Apartment 23 wieder auf ihn herein. Irgendwie schien beides miteinander verbunden zu sein, als ob es sich bei beiden Kindern um ein und dasselbe handelte, eine Verbindung im Tod. Sie suchten ihn heim und schmachteten nach seiner Schuld.
    Norman Coulter.
    Auch wollte er seine tiefste Scharte auswetzen – die einzige, derer er in dieser neuen Trümmerwelt noch habhaft werden konnte: Morgen nach ihrer Ausfahrt, um Lebensmittel zu finden, wollte er jene Wohnung wieder aufsuchen. Er würde die Versieglung durchbrechen und der Kleinen eine Kugel in den Kopf jagen.

    Geri zog die Gardinen zu, als die Sonne aufging, damit sie ihre müden Augen ungestört schließen konnte. Kaum zu fassen, dass es bereits Morgen war. Dazu fühlte sie sich immer noch zu erschöpft. Sie zog ihr T-Shirt aus und streifte sich mühselig die enge Jeans ab. Dabei nahm sie sich vor, auf ihrem Ausflug nachher andere Klamotten zu besorgen. Diese Hose hätte man in die Ecke stellen können, ohne dass sie umgefallen wäre. Zunächst aber galt Schlaf als oberstes Gebot. Reichlich Schlaf.
    Als sie sich zudeckte, schrie ihr Körper geradezu vor

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