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Grippe

Grippe

Titel: Grippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wayne Simmons.original
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einen Fight zu viel vor einem Pub gewagt hatte. Das waren noch Zeiten, dachte er bei sich.
    Sogleich brummte der Wagen los und fuhr recht zügig die Lisburn Road entlang. Sie brausten über den M1 zum nächstgelegenen Warenlager am Südrand von Belfast. Die Reise verlief ohne Zwischenfälle und wiegte Lark fast in Schlummer, weil er so fertig war. Seit Tagen kam er nicht richtig zur Ruhe. Ob er eine krankhafte Schlafstörung entwickelt hatte? Jedenfalls führte seine Müdigkeit nie zur Rast, sondern schwebte andauernd über ihm, ohne dass er die Augen schließen konnte. Wie wegen liegengebliebener Arbeit, die ihn nicht losließ.
    Geri saß auf der Bank gegenüber und stützte ihren Kopf mit der Hand. Die roten Haare kräuselten sich wie Spaghetti zwischen ihren Fingern. Sie war hübsch, und ihm wurde schlagartig klar, dass er im Begriff war, sich in sie zu verlieben, obwohl sie ihn definitiv aus vollem Herzen verachtete. Es war aber auch zu lächerlich, sich in einer Welt wie dieser zu verlieben. Lark kannte dieses Gefühl; er schien sich immer nur die Unnahbaren auszusuchen und unrealistische Ziele zur falschen Zeit zu stecken. Für einen Niemand wie ihn umfasste dies mehr oder minder alle Frauen, auf jeden Fall aber die, die ein Quäntchen Verstand im Kopf hatten.
    Endlich erreichten sie ihr Ziel. Da sie hier weitab vom Schlag waren, rechneten sie kaum mit Problemen. Dennoch rief George nach hinten, sie sollten warten, bis er und Norman die Umgebung gecheckt hatten. Wenige Minuten später ging die Tür auf, und George stand in voller Rüstung mit seinem Gewehr vor ihnen. Er wirkte nicht außerordentlich gestresst. Ein gutes Zeichen.
    »Die Luft in der Halle ist rein«, sagte er, »und niemand hat etwas angerührt. Blendende Idee, Partner.« Er lächelte und klopfte Norman auf den Rücken.
    Dann ging er voran, das HK 33 allseits schussbereit und mit Norman als Nachhut vor den anderen drei. Bis zum Gebäude waren es nur wenige Meter, und auf Lark, der seit dem Niedergang ausschließlich durch die Straßen gezogen war und viel gesehen hatte, wirkte ein derart unberührter Ort befremdlich. Die Läden im Stadtkern waren so gut wie alle geplündert worden. Trümmer und Müll lagen auf den Straßen, defekte Autos standen kreuz und quer an den Rändern, manche sogar mit Infizierten, die wieder erwacht waren, aber nicht aussteigen konnten. Dieses Warenlager wirkte dagegen geradezu heimelig.
    Lark hegte Zweifel daran, dass die Grippe überall grassierte. Im Fernsehen hatten sie behauptet, die Krankheit würde durch die Luft übertragen, und selbst er wusste, wie übel das war, doch hieß dies automatisch, dass auch andere Länder betroffen waren? Da man die Inseln sehr schnell abgeschottet hatte, konnte niemand sagen, wie es anderswo aussah. Zu Anfang war das europäische Festland ausdrücklich nicht befallen gewesen, genauso wenig wie die USA, doch als alle Kanäle aufs Notsignal umschalteten und das Telefonnetz zusammenbrach, gab es keine Möglichkeit mehr, sich der Zustände im Ausland zu vergewissern. Dass man auch keinen Zugang mehr zum Internet hatte, wohl weil die Betreiber ebenfalls untergegangen waren, verhieß zweifellos nichts Gutes.
    »Durch diese Tür.« George wies ihnen den Weg, ohne von seinem Gewehr abzulassen. »Dort hab ich eine Menge Sachen gesehen, die wir suchen.«
    » Wie viel ist es?«, fragte Geri.
    George grinste zur Antwort: »Verdammt viel.«
    Lark öffnete das Holztor in den Hauptraum des Depots. Bei dem Bild, das sich ihm zeigte, machte er große Augen: Die Halle war groß wie ein Fußballfeld und bis unters Dach mit verschiedenfarbigen Pappkartons aller erdenklichen Waren gefüllt. Der Besitzer hatte vermutlich die meisten Supermarktketten beliefert. Alle geläufigen Marken – Konserven und faktisch auch alles andere – waren vorhanden und ordentlich ausgewiesen.
    »Riecht ihr das auch?«, fragte Geri, deren Freude sich scheinbar in Grenzen hielt.
    »Vermutlich der Kühlraum für Milch- und Fleischprodukte«, sagte George. Er zeigte auf eine seitlich gelegene Metalltür. »Dort finden wir wohl die verderblichen Waren und Tiefkühlkost.« Die Wand um den Eingang war feucht, der Raum höchst wahrscheinlich abgetaut.
    Norman meldete sich von hinten: »Was ist? Packen wir zusammen, was wir tragen können.«

    Geri empfand es als heilsam, sich engagieren zu können. Die Arbeit lenkte sie von dem Alptraum ab, den sie am frühen Morgen erlebt hatte. Sie nahm sich fest vor, sich nicht von diesem

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