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Grischa: Goldene Flammen

Grischa: Goldene Flammen

Titel: Grischa: Goldene Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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sein Liebling zu sein, seine Geliebte, eine Art Zarin.
    Gemeinsam werden wir die Welt verändern. Warte nur ab.
    Zieh dich hübsch an und warte auf den nächsten Kuss, das nächste freundliche Wort. Warte auf den Hirsch. Warte auf den Halsreif. Warte darauf, zu einer Mörderin und Sklavin gemacht zu werden.
    Er hatte mir erzählt, dass sich das Zeitalter, in dem die Macht der Grischa alles beherrschte, dem Ende zuneigte. Ich hätte ahnen können, dass er das nicht zulassen würde.
    Ich holte rüttelnd Luft und kämpfte gegen mein Zittern an. Ich dachte an den armen Alexej und die vielen anderen, die in der finsteren Schattenflur gestorben waren. Ich dachte an den aschgrauen Sand, der einst fruchtbarer Ackerboden gewesen war. Ich dachte an die Volkra, die ersten Opfer der Gier des Schwarzen Ketzers.
    Hast du wirklich gedacht, ich hätte den Glauben an dich verloren?
    Der Dunkle wollte mich benutzen. Er wollte mir das Einzige nehmen, was mir jemals ganz allein gehört hatte, die einzige Macht, die ich jemals besessen hatte.
    Ich stemmte mich auf die Beine. Ab jetzt würde ich es ihm nicht mehr so leicht machen.
    Â»Gut«, sagte ich und griff nach den Kleidern, die Baghra mir hingelegt hatte. »Was soll ich tun?«

Baghra war sichtlich erleichtert und sie verschwendete keine Zeit. »Du kannst heute Nacht zusammen mit den Unterhaltungskünstlern verschwinden. Wende dich nach Westen. Wenn du Os Kerwo erreichst, erkundige dich nach der Verloren . Sie gehört Kaufleuten der Kerch. Deine Überfahrt ist schon bezahlt.«
    Meine Finger erstarrten auf den Knöpfen meiner Kefta. »Du willst, dass ich nach West-Rawka reise? Und allein die Schattenflur durchquere?«
    Â»Du musst unbedingt verschwinden, Mädchen. Du bist jetzt stark genug, um die Schattenflur durchqueren zu können. Warum, glaubst du, habe ich so lange mit dir geübt?«
    Darüber hatte ich auch nie nachgedacht. Der Dunkle hatte Baghra aufgefordert, mich in Ruhe zu lassen. Ich hatte mir eingebildet, er würde mich in Schutz nehmen, aber vielleicht war es ihm nur darum gegangen, mich schwach zu halten.
    Ich legte die Kefta ab und zog ein Gewand aus grober Wolle an. »Du hast seine wahren Absichten von Anfang an durchschaut. Warum erzählst du mir erst jetzt alles?«, fragte ich. »Warum ausgerechnet heute Nacht?«
    Â»Weil uns die Zeit durch die Finger rinnt. Ich habe nicht damit gerechnet, dass er Morozows Herde finden würde. Diese Tiere sind sehr scheu. Sie sind Geschöpfe der ältesten Zeiten, des Ursprungs der Welt. Aber ich habe seine Männer unterschätzt.«
    Nein, dachte ich, als ich in Lederhose und Stiefel schlüpfte. Du hast Maljen unterschätzt. Maljen übertraf jeden anderen Jäger und Fährtenleser. Maljen konnte Kaninchenspuren auf Felsen erkennen. Maljen konnte den Hirsch aufspüren und mich und alle anderen der Macht des Dunklen unterwerfen, ohne zu ahnen, was er da tat.
    Baghra reichte mir einen dicken, braunen, pelzgefütterten Reisemantel, eine schwere Pelzmütze und einen breiten Gürtel. Als ich diesen um meine Taille schlang, stellte ich fest, dass nicht nur Geldbeutel und Messer daran befestigt waren, sondern auch eine Tasche, die meine mit Spiegeln besetzten Lederhandschuhe enthielt.
    Sie führte mich durch eine schmale Tür ins Freie und gab mir einen Lederrucksack, den ich sofort aufsetzte. Sie zeigte über das Gelände zu den fernen Lichtern des Großen Palastes. Als ich Musik hörte, begriff ich erschrocken, dass das Fest noch in vollem Gange war. Ich hatte das Gefühl, den Ballsaal schon vor Jahren verlassen zu haben, obwohl es sicher nicht einmal eine Stunde her war.
    Â»Wende dich vor dem Irrgarten nach links. Meide die beleuchteten Wege. Einige Unterhaltungskünstler brechen schon auf. Spring auf einen der Wagen. Sie werden nur bei der Ankunft durchsucht. Deshalb wird man dich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht entdecken.«
    Â»Aller Wahrscheinlichkeit nach?«
    Baghra überhörte mich. »Wenn du Os Alta verlassen hast, musst du die Hauptstraßen meiden.« Sie übergab mir einen versiegelten Umschlag. »Du bist eine Leibeigene, die nach West-Rawka unterwegs ist, um eine neue Anstellung in einer Schreinerei anzutreten. Verstanden?«
    Â»Ja.« Ich nickte, aber mein Herz hämmerte wie wild. »Wieso hilfst du mir?«, entfuhr es mir. »Warum fällst du deinem eigenen Sohn in den

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