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Grischa: Goldene Flammen

Grischa: Goldene Flammen

Titel: Grischa: Goldene Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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Schattenflur als Waffe verwenden?«
    Sie beugte sich zu mir hin, ihre Finger bohrten sich in mein Fleisch. »Indem er sie erweitert.«
    Â»Aha«, sagte ich langsam und versuchte mich aus ihrem Griff zu lösen.
    Â»Das Land, das von der Ödsee bedeckt wird, war früher grün und fruchtbar. Heute ist es tot und kahl und wimmelt von Abscheulichkeiten. Der Dunkle will die Schattenflur ausdehnen, sowohl in nördlicher Richtung bis nach Fjerda als auch in südlicher Richtung bis zu den Shu-Han. Jeder, der sich ihm nicht unterwirft, wird miterleben müssen, wie sich sein Reich in eine leblose Wüste verwandelt und sein Volk von den grausamen Volkra verschlungen wird.«
    Angesichts der Schrecken, die sie an die Wand malte, starrte ich sie entsetzt an. Die alte Frau war eindeutig verrückt geworden.
    Â»Baghra«, sagte ich sanft. »Ich glaube, du leidest an einem Fieber.« Oder du bist plötzlich senil geworden . »Es ist eine gute Nachricht, dass der Hirsch aufgespürt wurde. Denn das bedeutet, dass ich dem Dunklen bei der Zerstörung der Schattenflur helfen kann.«
    Â»Nein!« Ihre Stimme war fast ein Heulen. »Er hatte nie vor, die Schattenflur zu zerstören. Sie ist seine Schöpfung.«
    Ich seufzte. Warum hatte Baghra sich ausgerechnet diese Nacht ausgesucht, um vollkommen durchzudrehen? »Die Schattenflur wurde vor Jahrhunderten vom Schwarzen Ketzer erschaffen. Der Dunkle …«
    Â»Er ist der Schwarze Ketzer«, sagte sie wutentbrannt, ihr Gesicht dicht vor meinem.
    Â»Ja, natürlich.« Ich löste mühsam ihre Finger und ging an ihr vorbei zur Tür. »Ich werde jetzt eine Heilerin für dich rufen und danach lege ich mich schlafen.«
    Â»Sieh mich an, Mädchen.«
    Ich holte tief Luft und drehte mich um. Meine Geduld war am Ende. Sie tat mir leid, aber das Maß war voll. »Baghra …«
    Die Worte erstarben auf meinen Lippen.
    Dunkel wölkte über Baghras Handflächen, tintenschwarze Fäden ringelten sich in die Höhe.
    Â»Du kennst ihn nicht, Alina.« Sie sprach mich zum ersten Mal mit meinem Namen an. »Im Gegensatz zu mir.«
    Ich schaute zu, wie sich die finsteren Spiralen um ihre Gestalt wanden, und versuchte zu begreifen, was ich da sah. Als ich ihre zerfurchten Gesichtszüge genauer betrachtete, wurde mir bewusst, dass die Erklärung darin geschrieben stand. Ich sah den schwachen Abglanz jener schönen Frau, die sie früher einmal gewesen war – eine schöne Frau, die einen schönen Sohn geboren hatte.
    Â»Du bist seine Mutter«, flüsterte ich wie betäubt.
    Sie nickte. »Ich bin nicht verrückt. Ich bin der einzige Mensch, der sein wahres Wesen kennt und weiß, was er im Schilde führt. Und ich sage dir, dass du fliehen musst, und zwar schnell.«
    Der Dunkle hatte behauptet, nicht zu wissen, worin Baghras Macht bestand. Hatte er mich belogen?
    Ich schüttelte den Kopf, versuchte wieder klar zu denken, einen Sinn in Baghras Worten zu finden. »Aber das ist unmöglich«, sagte ich. »Der Schwarze Ketzer hat vor vielen Jahrhunderten gelebt.«
    Â»Er hat unzähligen Zaren gedient, unzählige Tode vorgetäuscht, er hat sich in Geduld gefasst und auf dich gewartet. Sobald er die Schattenflur beherrscht, kann sich niemand mehr gegen ihn auflehnen.«
    Ich erschauderte. »Nein«, sagte ich. »Er hat zu mir gesagt, die Schattenflur sei ein Fehler gewesen. Er hat den Schwarzen Ketzer als böse bezeichnet.«
    Â»Die Schattenflur war kein Fehler.« Baghra ließ die Hände sinken. Die dunklen Bänder, die sie umwirbelten, sanken in sich zusammen. »Nur die Volkra waren ein Fehler, sonst nichts. Er hat nicht bedacht, welche Wirkung eine so geballte Macht auf die Menschen haben würde.«
    Mir drehte sich der Magen um. »Die Volkra waren Menschen?«
    Â»Oh, ja. Vor vielen Generationen. Bauern samt ihren Frauen und Kindern. Ich habe ihm damals gesagt, dass ein solches Vorhaben seinen Preis hat, aber er wollte nicht auf mich hören. Er hat sich von seiner Machtgier blenden lassen. Und in dieser Hinsicht ist er immer noch blind.«
    Â»Du irrst dich«, sagte ich und rieb mir über die Arme, weil eine Eiseskälte durch meine Knochen kroch. »Du lügst.«
    Â»Nur die Volkra haben den Dunklen bisher daran gehindert, die Schattenflur gegen seine Feinde einzusetzen. Sie sind seine Strafe, der lebendige Beweis für

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