Grisham, John
waren einhunderttausend Dollar gar nichts.
"Fünfundsiebzigtausend,
das ist unser letztes Angebot", sagte John, als er wieder am Tisch saß.
Ihre Armreife klirrten lieblich, als sie die rechte Hand ausstreckte.
"Abgemacht."
Sie besiegelten die Einigung mit einem Handschlag und stritten sich dann zwei
Stunden lang um den Papierkram. Als sie fertig waren, lud er sie zum
Mittagessen ein, und sie nahm gern an.
Kapitel
37
Nigels neueste Workstation war hastig auf einem eleganten Mahagonischreibtisch
mitten im Wohnzimmer einer weitläufigen Suite im Waldorf Astoria an der Park
Avenue zusammengebaut worden. Der Computer war vierzig Zentimeter breit und
fünfundzwanzig Zentimeter hoch und eine exakte Kopie der zehn Rechner im
siebzehnten Stock. Der Monitor stimmte ebenfalls genau. Daneben stand eine
ominöse dunkelblaue Box mit den Ausmaßen eines großen Laptops.
Während Nigel voller Stolz die einzelnen Kabel- "die Spaghetti", wie
er sie nannte - beschrieb, hörten Bennie Wright und Kyle wortlos zu. Es gab
Strom-, Audio-, Bildschirm- und Druckerkabel.
"Audio,
Kyle? Geben die kleinen Schelme Töne von sich?"
"Nein,
kein Audio", erwiderte Kyle, und Nigel rollte das Audiokabel sorgfältig
zusammen und steckte es weg. Dann beugte er sich tief über die Rückseite des
Computers und deutete auf den magischen Punkt.
"Da
haben wir's, Kyle, das verheißene Land, den USB-Port. Gut versteckt, aber ich
weiß, dass es ihn gibt, weil ich einen Kontaktmann bei Fargo habe. Der
Anschluss muss da sein, das können Sie mir glauben."
Kyle
knurrte, sagte aber nichts.
"Hier
ist der Plan", fuhr Nigel voller Elan und hingerissen von seiner Arbeit
fort. Er entnahm seinem schnuckeligen kleinen Baukasten für Hightech- Hacker
zwei identisch aussehende Vorrichtungen, die beide etwa zwei Zentimeter breit
und vier Zentimeter lang waren. "Das ist der drahtlose USB-Sender,
sozusagen frisch aus dem Ofen, neuester Stand der Technik und natürlich noch
nicht im Handel erhältlich." Im Handumdrehen hatte er einen der Sticks in
den Port unter dem Stromanschluss gesteckt. So war nur noch ein guter
Zentimeter zu sehen. "Einfach einstöpseln, und die Sache ist geritzt. Das
Ding fallt praktisch nicht auf." Er wedelte mit dem anderen Stick.
"Und das ist der USB-Empfänger, der in die blaue Box da drüben eingesteckt
wird. Alles klar, Kyle?"
"So
weit schon."
"Die
blaue Box kommt in Ihre Aktentasche. Sie stellen die Tasche direkt unter dem
Computer auf den Boden, legen einen Schalter um, und schon werden die Dokumente
in null Komma nichts heruntergeladen."
"Wie
schnell?"
"Sechzig
Megabyte pro Sekunde, das sind etwa tausend Dokumente, vorausgesetzt, Sie
platzieren den Empfänger in einer Entfernung von unter drei Metern vom Sender,
was kein Problem sein dürfte. Je näher, desto besser, Kyle. Haben wir uns
verstanden?"
"Ganz
bestimmt nicht", erwiderte Kyle und setzte sich auf den Stuhl vor dem
Monitor. "Ich soll in einem von Videokameras überwachten Raum, in dem sich
ständig Leute aufhalten, hinten am Computer rumfummeln, den Sender einstecken
und eingesteckt lassen, um Dokumente herunterzuladen. Wie stellen Sie sich das
vor?"
"Lassen
Sie einen Stift fallen", schlug Wright vor. "Verschütten Sie Kaffee.
Werfen Sie mit Papieren um sich. Organisieren Sie ein Ablenkungsmanöver. Gehen
Sie hin, wenn der Raum leer ist, und setzen Sie sich mit dem Rücken zur
Kamera."
Kyle schüttelte den Kopf. "Viel zu riskant. Diese Leute sind nicht auf den
Kopf gefallen. Im Nebenraum sitzt ein Sicherheitstechniker, ein gewisser
Gant."
"Und
der arbeitet sechzehn Stunden am Tag?"
"Keine
Ahnung, wann er arbeitet. Das ist ja das Problem. Man weiß nie, wer einen
beobachtet."
"Mit
Sicherheit kennen wir uns aus, Kyle, und die armen Würstchen, die den ganzen
Tag lang auf die Bildschirme der Überwachungskameras starren, schlafen meistens
halb. Eine furchtbar langweilige Arbeit."
"Das
ist keine Cafeteria, Mr Wright. Ich gehe da hin, um zu arbeiten. Dokumentenklau
mag vielleicht ganz oben auIhrer Prioritätenliste stehen, aber die Kanzlei
erwartet von mir, dass ich die Akten studiere. Wenn ich mich in dem Raum
aufhalte, habe ich einen Auftrag mit Terminvorgabe und einen Partner, der
Ergebnisse sehen will."
Nigel mischte sich ein. "Wenn Sie die Dokumente schnell genug finden, kann
die ganze Sache in zwei Stunden erledigt sein."
Wright wollte nichts mehr von Problemen hören. "Oberste Priorität haben
die luftatmenden
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