Grisham, John
Treuhandvermögen, was ihm
nie reichte. Der Betrag sollte sich im Laufe der Zeit steigern, aber
mittlerweile werden alle Treuhandvermögen der Tates von einem Onkel
kontrolliert, der nicht besonders großzügig zu sein scheint. Baxters Anspruch
ist mit seinem Tod erloschen. Sein Nachlass ist nicht der Rede wert, jegliche
Unterstützung seitens seiner Familie hätte daher rein wohltätigen Charakter.
Nun sind diese Leute nicht für ihre Großzügigkeit bekannt, und es ist schwer
vorstellbar, dass sie Baxters Exfreundinnen Schecks ausstellen."
Mike nickte zustimmend. "Was ist mit Joey Bernardo?", wollte sie
wissen.
"Der
arbeitet hart, um seine wachsende Familie zu versorgen. Er ist pleite und wird
es vermutlich für den Rest seines Lebens bleiben. Mein Mandant würde Joey
Bernardo und Alan Strack gern aus der Sache heraushalten."
"Das
ehrt ihn."
"Wir
schlagen zwei Zahlungen vor. Eine jetzt, und die andere in sieben Jahren, wenn
die Vergewaltigung verjährt. Wenn Ihre Mandantin die Sache abschließt und den
Gedanken aufgibt, diese jungen Männer zur Verantwortung zu ziehen, bekommt sie
am Ende ein nettes Sümmchen. Fünfundzwanzigtausend jetzt, und in den nächsten
sieben Jahren wird mein Mandant Raten von zehntausend auf ein Investmentkonto
einzahlen, das einhunderttausend wert sein wird, wenn Elaine dreißig ist."
Sie setzte wieder ihr Pokerface auf. "Fünfundzwanzigtausend vorab ist
lächerlich."
"Er
hat keine fünfundzwanzigtausend. Das Geld kommt von mir."
"Woher
es kommt, ist uns egal. Uns interessiert, wie viel es ist."
"Im
Augenblick haben Sie gar nichts, und wenn wir uns nicht einigen, wird das
wahrscheinlich auch so bleiben. Die Chancen, dass ihr ein Gericht Schadenersatz
zuspricht, stehen schlecht. "
"Und
warum machen Sie dann überhaupt ein Angebot?"
"Um
endlich Ruhe zu haben. Lassen Sie uns die Sache beilegen, damit die jungen
Leute neu anfangen können. Kyle hatte den Vorfall fast vergessen, er arbeitet
einhundert Stunden die Woche. Joey trifft Elaine zufällig, und dann taucht
plötzlich Baxter auf und weiß nicht, wohin mit seinen Schuldgefühlen, weil er
sich auf einmal an Dinge erinnert, die er verdrängt hatte. Das ist doch
Wahnsinn. Sie waren alle sturzbetrunken und noch halbe Kinder."
Das
stimmte, und Mike widersprach nicht. Sie schlug die Beine übereinander, und
John konnte sich einen raschen Blick auf die High Heels nicht verkneifen, der
ihr nicht entging. "Lassen Sie mich mit Elaine reden, dann machen wir ein
Gegenangebot", sagte sie.
"Von
mir aus, aber viel Spielraum habe ich nicht. Die Vorabzahlung ist ein Darlehen
von mir an meinen Mandanten, und der legt sich natürlich ungern auf sieben
Jahre fest. Der Junge ist fünfundzwanzig, da sind drei Jahre schon eine
Ewigkeit."
"Ich
rufe Elaine an. Wahrscheinlich wird sie herkommen und die Sache persönlich
besprechen wollen."
"Ich
bleibe in der Stadt, bis wir uns geeinigt haben. Ich setze mich solange in ein
Cafe und schlage die Zeit tot."
Eine
Stunde später war er wieder da. Sie nahmen erneut ihre Positionen ein, zückten
ihre Stifte und setzten die Verhandlungen fort.
"Ich
nehme an, Sie gehen nicht auf unser Angebot ein", sagte John.
"Ja
und nein. Die Laufzeit von sieben Jahren geht in Ordnung, aber Elaine braucht
eine höhere Vorabzahlung. In zwei Jahren macht sie ihren Abschluss an der University
of Scranton. Dann will sie Jura studieren, aber dafür braucht sie
Unterstützung. "
"Wie
viel Unterstützung?"
"Hunderttausend
sofort."
Schock, Verwunderung, Entsetzen, Abwehr. John verzog das Gesicht, wand sich auf
seinem Stuhl, ließ pfeifend die Luft zwischen den Zähnen entweichen. Es war
alles Show, eine wieder und wieder geübte Demonstration völligen
Unverständnisses, wenn die gegnerische Partei ihr erstes Angebot auf den Tisch
legte. "Hören Sie, Mike, wir wollen eine Einigung. Sie wollen uns
aussaugen."
"In
zwei Jahren verdient Elaine immer noch vierundzwanzigtausend im Jahr. Dagegen
wird Ihr Mandant vierhunderttausend machen, Gehaltserhöhungen garantiert. Das
kann er problemlos leisten."
John
stand auf, als wollte er gehen, als hätten die Verhandlungen damit ihr Ende
gefunden. "Ich muss ihn anrufen."
"Selbstverständlich.
Ich warte."
John verließ das Gebäude, hielt sein Mobiltelefon ans Ohr und rief niemanden
an. Wie viel sie zahlen würden, hatte weniger damit zu tun, was Elaine brauchte,
und mehr damit, was nötig war, damit sie Stillschweigen bewahrte. In Anbetracht
der Umstände
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