Grisham, John
Triebwerke, die Trylon und Bartin gemeinsam entwickelt haben.
Die Technologie ist so modern, dass sich das Pentagon immer noch nicht wieder
eingekriegt hat. Suchen Sie nach >kryogenem Wasserstofftreibstoff< und
dann nach >Staustrahltriebwerk< oder >Scramjet<. In den Akten
müsste es jede Menge Forschungsunterlagen dazu geben. Priorität Nummer drei
sind die sogenannten >Wellenreiter<. Machen Sie auch da einen Suchlauf.
Das sind aerodynamische Designentwicklungen, die den Gleitwert der B-10
verbessern. Hier ist eine Gedächtnisstütze für Sie." Wright reichte ihm
eine zweiseitige Zusammenfassung.
"Kommt
Ihnen irgendwas davon bekannt vor?", fragte Nigel. "Nein."
"Aber
die Daten sind da", beharrte Wright. "Das ist der Kern der Forschung,
der Dreh- und Angelpunkt des Prozesses - Sie finden das, Kyle."
"Danke
für Ihr Vertrauen."
Nigel zog den Sender ab und gab ihn Kyle, damit er das Manöver üben konnte.
"Versuchen Sie es."
Kyle erhob sich widerwillig, beugte sich über den Computer, schob ein paar
Kabel beiseite und brachte es schließlich mit einiger Mühe fertig, den Sender
in den USB- Port zu stecken. Dann setzte er sich wieder. "Das klappt nie
im Leben."
"Wird
es", widersprach Wright. "Lassen Sie sich was einfallen."
"Leider
bin ich im Augenblick nicht sehr kreativ."
Nigel hüpfte geradezu zu seiner blauen Box. "Die Software habe ich selbst
geschrieben. Wenn Sie den Sender eingesteckt haben, greifen Sie einfach nach
unten und legen diesen kleinen Schalter um. Das Script findet den Rechner
automatisch und fängt an, die Datenbank herunterzuladen. Das geht alles sehr
schnell. Sie können sich ruhig eine Pause gönnen, den Raum verlassen, pinkeln
gehen - tun Sie, als ob nichts wäre, während mein kleines Wunderwerk der
Technik Dokumente absaugt."
"Genial",
sagte Kyle.
Wright holte eine schwarze Bally-Aktentasche hervor, die mit der kurzen
Lederklappe und dem Schnappverschluss auf der Seite genau aussah wie die von
Kyle. Sie hatte drei Fächer, von denen das mittlere gepolstert und für einen
Laptop gedacht war. Das Exemplar war sogar an den richtigen Stellen abgewetzt,
und Kyles Scully-&-Pershing-Visitenkarte steckte wie gewohnt in dem
Lederanhänger.
"Sie
werden die hier verwenden", sagte er, während Nigel die blaue Box
vorsichtig im mittleren Fach der Aktentasche verstaute.
"Wenn
Sie den Reißverschluss zu diesem Fach öffnen, sitzt der Empfänger schon an Ort
und Stelle", erklärte Nigel. "Falls Sie die Aktion aus irgendeinem
Grund abbrechen müssen, schließen Sie einfach die Tasche und drücken diesen
Knopf, dann wird das Schloss automatisch blockiert."
"Abbrechen?"
"Nur
für den Fall der Fälle."
"Ich
höre wohl nicht richtig! Etwas geht schief, ich falle irgendwem auf, vielleicht
wird in irgendeinem Supercomputer, von dem wir nichts wissen, ein Alarm
ausgelöst, sobald ich anfange, mit der Datenbank herumzuspielen, und Sie sagen,
dann soll ich meine Aktentasche abschließen, mir den ach so gut versteckten
Sender schnappen - und was? Soll ich aus dem Raum sprinten wie ein ertappter
Ladendieb? Wo soll ich hin, Nigel? Was schlagen Sie vor, Wright?"
"Immer
mit der Ruhe", entgegnete Wright mit einem scheinheiligen Lächeln.
"Das ist ein Kinderspiel. Sie kriegen das locker hin."
"Es
wird keinen Alarm geben", behauptete Nigel. "Dafür ist meine Software
zu gut. Vertrauen Sie mir."
"Kommen
Sie mir bloß nicht so."
Kyle trat zu einem der Fenster und blickte auf die Skyline von Manhattan
hinaus. Es war Dienstagabend und fast halb zehn. Seit dem Mittagessen, das er
sich um halb zwölf gemeinsam mit Tabor innerhalb einer Viertelstunde in der
Cafeteria der Kanzlei einverleibt hatte, hatte er nichts mehr gegessen. Hunger
war jedoch nur ein kleineres Problem auf einer langen, traurigen Liste.
"Sind
Sie bereit, Kyle?", rieWright vom anderen Ende des Raumes. Es klang nicht
nach einer Frage, sondern nach einer Herausforderung.
"So
bereit, wie man nur sein kann", erwiderte Kyle, ohne sich umzudrehen.
"Wann?"
"So
bald wie möglich. Ich will die Sache hinter mich bringen. Morgen gehe ich ein
paar mal in den Raum und sehe mir an, wann am wenigsten Leute da sind.
Vermutlich wird es acht Uhr abends, spät, aber nicht so spät, dass die Zeit für
den Download knapp wird - sofern ich nicht erschossen werde."
"Irgendwelche
Fragen zur Hardware?", erkundigte sich Nigel.
Kyle stakste steif zu der Workstation und musterte die Geräte. Schließlich
zuckte er die Achseln.
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