Größenwahn
sie gar nicht in der inneren Offenbarung der Denker auftauchen.
Schon einmal ballte sich das Germanenthum zur Weltmonarchie zusammen, unter Karl dem Großen. Dort spielten die sogenannten Romanen, mit Germanen gemischt, dieselbe Rolle, wie früher die Griechen im römischen Reich. Schon damals gab es in Wahrheit nur zwei Racenmächte: Pangermanismus und Panhunnismus. Der arabische Islam, die Angriffe des assyrisch-ägyptisch-carthagischen Semitismus auf das indogermanische Staatensystem wiederholend, verschwindet wie seine Vorläufer, die Parther, um den mongolischen Osmanen Bahn zu brechen. Die Sarmaten, Wenden und Magyaren Attilas stürzen sich gen Westen, wie später die Mongolen Dschingiskhans, welchen der russische mongolisch-slavische Koloß nachdrängte. So bildet heut der Panslavismus den rechten Flügel und das Centrum, das Magyaren- und Türkenthum den linken Flügel jenes Panhunnismus , der von der Schlacht auf den Catalaunischen Feldern bis auf die Schlacht auf dem Lechfeld, von Lepanto bis Zorndorf, von Borodino bis Navarino unablässig mit der westlichen Kultur um die Hegemonie rang.
Der österreichische Dualismus, die scheinbare Vermittelung dieser Gegensätze, bildet eine Brücke zwischen der inneren Unversöhnlichkeit der Racen.
Dem Oströmischen Reich, obwohl in allen Fugen gelockert, wurde ein langes Bestehen gefristet und Byzanz hielt sich durch Leute wie Belisar und Narses, wie die Habsburger Monarchie durch die Metternich, Prinz Eugen und Radetzky. Diese äußeren Eindrücke wären jedoch ohne Erfolg geblieben, wenn nicht diese Ostreiche ein Bedürfniß der politischen Oekonomie befriedigt hätten. Sie dienten dazu, das Eingreifen des Panhunnismus in die europäischen Wirren abzuhalten. Wie früher das Reich Burgund die Scheidewand zwischen Deutschland und Frankreich bildete, um später als neutraler Mittelstaat Holland-Belgien wieder aufzuleben, und in der österreichisch-spanischen Weltmacht das Bindeglied bildete, so dient heut als Bindeglied Deutschlands und Österreichs und als Scheidewand zwischen Pangermanismus und Panhunnismus – das Ungarreich .
Kann dieses sich halten in der umbrandenden slawischen Sintflut? Kann es seinen Traum eines großen Ungarreiches bis zum Schwarzen Meer ausführen, das einst schon durch die päpstliche Bulle, welche den Johannitern die Wallachei und dem Deutschen Orden Siebenbürgen vergabte, einen Vorläufer erhalten sollte?
Krastinik legte sich mit Ernst diese Frage vor, die ihn als magyarischen Magnaten wie keine andere beschäftigen mußte. Dem nationalen Staate gehört überall die Zukunft. Drum muß man für die Berechtigung der Magyarisierung eintreten, da dies den slavischen Völkerschaften gegenüber einen culturellen Fortschritt und selbst nur eine Etappe der Germanisirung bedeutet. Dem Deutschen aber gebührt ein leitender Antheil an der Führung Ungarns, das er früher allein civilisirte. Ob das Deutsche Reich je an die Leitha rückt oder nicht, ein befreundeter Deutsch-magyarischer Staat wird an ihm seinen sichersten Halt finden.
Deutschland muß ans adriatische Meer vordringen, muß durch Holland und die Ostseeprovinzen sich die Beherrschung der Nord- und Ostsee endgültig sichern, auf daß dies angestammte Herrschgebiet der Hansa eine neue Seeherrschaft fördere. Die Kämpfe, welche die Beschlagnahme dieser Länder begleiten, sind Ergebnisse der geologischen Weltlage und der chemischen Mischung der Rasse-Grenzen, und demnach unvermeidlich. Nach völliger Arrondirung der Nationalitäten drängt die neuere Geschichte hin. Nicht eher kann Deutschland ruhen, als bis die Centralisation der germanischen Rasse in ihm vollendet, bis der deutsche Rhein deutsch vom Quell bis zur Mündung, bis alles von der Donau und Weichsel bespülte Gebiet sich zur Klientel des Reiches rechnet. Keinen Zollbreit fremder Erde soll das Reich sich einverleiben, sondern nur einheimsen, was sein. Aber die Farce des europäischen Gleichgewichts hat ausgespielt. Nicht mehr durch das Mikroskop intriguirender Cabinette schauen wir die großen Weltinteressen. Aus gemischten Rassen zusammengemengselte Staatsgebilde – ungesunde Ueberreste der verflossenen Cabinetspolitik – hören ihre Stunde schlagen. Die Existenzberechtigung der kleinen Staaten hat aufgehört.
Die civilisatorische Mission der deutschen Völkerwanderung, welche die lateinische Welt regenirte und den ihr folgenden slavischen Nachschub wieder in seine Steppen zurückwarf, wird ein Nachspiel finden. Der Zug
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