Größenwahn
Walters Land« und »Burns' Land« benennen. Trotz allem Traphic und Common Sense blieben die Briten doch sicher naiver, natürlicher, poetischer und enthusiastischer, als die Leute auf dem Continent.
Kirkcaldy hat eine geräumige Kirche und will natürlich eine größere bauen.»Kirchenbauen« scheint eine Epidemie in Großbritannien. Der Clergyman gilt für einen der besten Prediger in Midlothian und ist ein gebildeter Mann, der lange Zeit in Berlin Theologie studierte und schlechtes Deutsch spricht, was viel sagen will für einen Briten. Uebrigens steht die gute Stadt in einem gewissen Zusammenhang mit deutscher Sprache und Literatur, auch durch Seehandel mit Deutschland, da sie in Verbindung steht mit dem größten German Scholar, Thomas Carlyle, der hier als junger Schulmeister lebte. Dieser außerordentliche Mann, der vielleicht noch mehr Bewunderer zählte, wenn das Corybautengekreisch seiner Verehrer nicht die Stimme ihres Gottes übertönte, bewahrte eine Vorliebe für diesen Aufenthalt seiner Jugendtage. Er besuchte, von seiner Seherhöhle in Chelsea aus, oft seinen ehemaligen Wohnsitz. Hier wandelte auch einst ein anderer Prophet, Adam Smith, in seinem Garten am Meer, wo er seine »
wealth of nations
« schrieb.
Ja, und da wäre nun Perth ! Die »Schöne Stadt« nennt es sich selbst, alldieweil der Zauberstab des Dichters die »Schöne Maid von Perth« heraufbeschwor. Da hockt man nun in alterthümlicher Klause, in einer alten lauschigen Inn, eine alte Chronik neben sich, worin Erbauliches von Leben und Ende des schottischen Nationalheros William Wallace berichtet.
Die Moncrieff-Ruine immer noch ragt, immer noch glitzert der Tay so klar, daß man die Kiesel auf seinem Grunde zählt. Auf dem Anger, wo einst die beiden Claus gefochten, tummeln sich heut Criket-Schläger und die Enkelinnen der Schönen Maid von Perth – ach, sie lassen uns nur den Verfall alles Schönen bedauern.
Aber noch duften die herrlichen Blumenbeete der Stadt, noch duftet der sagenlispelnde Wald.
Sagen rauscht der alte Park,
Und die alte Lady drinnen
Am Kamin erinnert stark
An die Scott'schen Häuptlinginnen.
Um sie her sitzt all ihr Clan,
Und der ältste Sohn wird treten,
Wenn die Abendstunden nahn,
In die Mitte erst und beten.
Beten nach dem Abendbrod,
Mittag auch und Abendessen.
Ach, ich leide große Noth,
Der ich Beten längst vergessen.
Dunkeld ! Wohl sieht man hier vor seines Geistes Auge Vernam's Wald anrücken auf Dunsinan, hier wo Macbeth verzweifelt wie ein Bar mit der Meute focht. Doch mit leiblichen Augen sieht man hinter jedem Meilenstein pinselnde Ladies aufgepflanzt. Ein Blick über die Schulter der edlen Künstlerinnen – – kehrten mir lieber Hochlandkühe den interessanten Rücken!
Blair Athole , schon ein richtiger Hochlandweiler! Die Gefälle des Bruar würden sich besser ausnehmen, wären sie nicht mit einer Hecke langbeiniger Touristen garnirt, die mit verzweifelter Ausdauer Operngläser herumgehn lassen, wie Wassereimer bei einer Feuersbrunst, als stünden sie hier auf schwerer Pflichterfüllung. Sie brummen »Be-e-auti-ifu-ul!« und kucken die Wolken an, sie lesen laut von ihrem Guide-Book ab: »Romantische Wasserfälle!«
Seitwärts liegt der Paß von Killikrankie . Daß die Truppen Wilhelm des Oraniers hier total geschlagen wurden, scheint begreiflich, wenn man die Position der Jakobiten bedenkt. Die Steilheit der Felswände, die Schmalheit des Passes und die Gefährlichkeit des früheren Fußpfades die Felsen entlang machen es zu einem Platz, wo, wie Cromwell von einer Schlucht in Nord-Berwik sagte, » ein Mann zum Aufhalten mehr werth ist, als zehn zum Vordringen.« Für gute Schützen, wie die Hochländer, muß es bei der vortrefflichen Deckung nur ein Scheibenschießen gewesen sein.
Natürlich blieb dieser Jakobitensieg der Weltgeschichte sehr gleichgültig, die ruhig weiter schreitet und Leute, wie die Stuarts, je ärger sie gegen den Arm des Schicksals zappeln, um so unerbittlicher über Bord wirft.
Da haben wir das Thal des Tilt . Dies Flüßchen hat sich einen Namen gemacht durch seine »unterthänige Petition an den Herzog von Athole«. Dieser Nobleman, der Besitzer von ganz Nord-Perthshire, konnte der Bitte des Genius unmöglich widerstehen, und so bauten denn die Worte von Robert Burns dem Flusse eine Brücke.
Es liegt etwas Anheimelndes in diesen Beziehungen zwischen Land und Dichter. Keine Literatur scheint so wie die englische, wörtlich verstanden, mit
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