Größenwahn
schönern Tagen.
Nicht besser waren jene Tage, nein,
Doch schöner, als das alte Castle noch
Auf einem Inselberg in Stromes Mitte
Mit schroffen Felsenwänden, starren Wällen,
Gleich einer Wetterwolke überhing
Das Thal, verderbenschwanger. Durch die Buchen
Mein' ich das Erz Geharnischter zu hören.
Hier hat des Schloßherrn rauhes Herz ergötzt
Das Stöhnen der Gefangnen im Verließ,
Aufsteigend aus der Stätte der Verlornen,
Und ein brutales Lachen, wilder Chor
Der trunknen Zecher übertönte gellend
Das Sterberöcheln. Doch am Fensterbogen
Winkt' ihrem Lord der Lady Seiden-Schärpe,
Wenn sein gepanzert schellenklirrend Roß
Den Paß erklomm – mit ihren Silberthränen
Statt Silbers die Gefangnen ihres Herrn
Loskaufend oft, wie Tennyson's Godiva.
Hier lagerten der Knight und seine Mannen,
Auf schwarzen Bärenfellen hingestreckt
Die riesenhaften Glieder, Tannen ähnlich;
Ermüdet von dem Waid- und Waffenwerk,
Die nassen Mäntel am Kamine wärmend.
Hier ist die Brücke. Glorreich war die Stunde,
Glorreich der Tag, als schritten über sie
Gefangen hin die Schergen des Tyrannen,
Des englischen Eroberers, gefesselt,
Ganz überwunden in der Freiheitsschlacht.
Wie war so purpurn da dein schneeweiß Kleid
Von falschem Southronblut, o muntre Esk!
Doch Blut verwischt sich, wie Erinnerung,
Und silbern, wie vor fünfmal hundert Jahren,
Sind deine Wellen. Ob der Mailandbrünne
Silber auch heut nicht mehr durchs Dickicht blitzt –
Das Schatzhaus der Natur bleibt unerschöpft.
Die Esk sich wiegt in ihrer schmalen Schlucht,
Die ausgepolstert weich mit Farrenkrant
Und Moos und Binsen und verhangen dicht
Mit Weiden wie mit grünen Schlaf-Gardinen,
Gleich einem Kind in einem Himmelbett,
In sich zufrieden, süßen Unsinn trällernd,
Und an die Wände seiner Wiege klopfend
In holder Ungezogenheit. Halb Bach, halb Strom,
Halb Kind, halb Maid. Und blick' ich wieder hin,
Wie furchtsam sie an's Tageslicht sich wagt
Und träumerisch hinschleudert und aufs Neu'
In ihre Wälder flieht, so dünkt sie mir
Schier ein Poet, ein träumender Alastor,
Ganz abgesondert vom Geräusch der Welt,
Verlegen, wenn ein Blick auf ihn gerichtet:
Der unbeholfen drum die Sonne sucht
Und Worte murmelt unverstandnen Sinns;
Der zitternd bald die sanfte Stimme hebt
Und dann erschrickt vor seinem eignen Wohllaut;
Bald wieder sich verbirgt in seinem Hain.
Ja du bist ein lebendiges Gedicht,
Lieblich Gewässer, und die Dichter drum
Zu deinem Bord wallfahrteten schon früh.
Abschied von Edinburgh.
»Wo des Castles Thürme schon
Mit der Fluth zusammenfallen,
Siehst den ewigen Schnee du drohn
Ueber Holyrood, Freund Allen?«
»Whisky-Lallen! Schlechter Witz!
Dieses sind ja Wäscherinnen,
Welche grad auf ›Arthurs Sitz‹
Bleichen ihre Kinder-Linnen.«
Schnaube, Dampfer! Schnaube nur,
Zeit, du gierig Ungeheuer!
Trag von hinnen ohne Spur
Mich von Allem, was mir theuer!
Lebewohl im Pfarrhaus bot
Ich den wirthlich holden Schwestern.
Lilie und Röslein roth
Dufteten mir, ach, noch gestern.
Mustertypen Beide sind
Jener stolzen Angelsachsen,
Die im Meer- und Alpenwind
An des Hochlands Grenze wachsen.
Wie Ginevra stattlich, bleich,
Hoch und stolz ist Fräulein Jenny.
Ja, mich dünkt, ein Königreich
Achtet sie für einen Penny.
Schwanenlied.. ihr Lied erklingt
Bald nicht mehr – o Qualgedanke!
Nimmer sie als Lerche singt,
Nachtigall, unheilbar Kranke!
Märchenwald, fahr wohl! Ob je
Ich euch Alle wiedersehe,
Klee und Schnee und Blüthenschnee,
Mädchenrehang', zahme Rehe?
Ich stieg wohl über den Hirtenwall
Vom düstern Pentlandhügel.
Da war die Melodie verstummt,
Wo Du noch weiltest am Flügel.
So wird auch die Erinnerung
In meiner Seele erklingen
Und mir Dein Bild im Traume nur
Zuweilen wiederbringen.
Nur ein Lied klingt mir immer noch dumpf im Ohr wie das eintönige Brausen der Seemuschel, die sich, das seegeborene Kind, zur Mutterwoge zurücksehnt. Das ist das Echo der Windharfe, die in Fingals Höhle spielt. Ihr lauschte ich im schwanken Kahn, als der Dampfer mich weit hinaustrug, eine Tagereise weit, zu den Inseln Staffa und Jona.
Den schwarzen Fels grellgrünes Gras
Umwallt. Es lugen aus dem braunen Ginster,
Von weißem Schaume naß,
Heidnische Leichensteine grau und finster.
Ein schmaler Paß,
Sich windend zwischen See und Klippenrand,
Führt steil entlang den dünenlosen Strand.
Hier wo sich Blöcke
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