Größenwahn
Kampf den Schotten-General ...
Die Thürme drei Schlachtfelder überschaun:
Hier Pinkiehouse mit engem dicken Wall
Und rundem Erker und im runden Hof
Der wohlgebauten zierlichen Fontaine.
Hier war es, wo der Schotten Macht zerstob
Vor Englands Kraft und Kunst. – Ich hör' die Schlacht.
Lang wogt der Kampf. Ein wilder Knäuel Alles,
Darin es quirlt gleich einem Felsenstrudel.
Wie Schaum empor aus diesem Wirbel spritzen
Zerhaune Federbüsche oder Fahnen –
Wie Kiesel, die zerstäubt vom Wogenschwall,
Splittern zerbrochne Lanzen, Helme, Schilde.
Die Schotten wanken nicht. »Für Schottland und
Die Königin!« – Wer ist der stolze Ritter,
Der nun vereint zum letzten schärfsten Stoß
Die Söhne Albions? Der Earl von Hertford.
Anprallt der Sturm, wie Gießbach an den Fels,
Anschwillt der Kampf, wie Fluth mit Fluthen ringt,
Anschwillt wie Kataraktgetos der Lärm,
Und niederschwillt gleich einem Wassersall
Die Reiterei von England. »Drauf und dran!
St. Georg für Altengland und den König!«
Sieg! Sieg! Gebrochen Caledoniens Macht!
Und Schottlands Blüthe liegt geknickt im Feld! ...
Doch horch! Welche Droneten hör' ich dort
Von Carnbery hill? 's ist der Rebellen Schaar,
Vereinigt wieder ihre Königin. 3
In ihrer Mitte auf dem schwarzen Roß,
Das stolz zu tragen solchen Stolz, Er selbst.
Deß schöne düstre Züge angehaucht
Vom Zeichen frühen Tods und dessen Stirn
Gerunzelt von nur halbbekämpfter Reue –
Er selbst, der Stuart königlicher Sproß,
Er selbst, der Douglas ritterlicher Sohn,
Der große Bastard, Murray der Regent.
Der Reiter neben ihm, ein schwarzer Pardel,
Schwarz, schwarz an Seele wie an Haar und Auge,
Ist Morton. Dort der Riese, der sich wuchtig
Stützt auf den Flammberg, täppisch wie ein Bär
Ist Niemand anders, als der Lord von Lindsay.
Doch Jener, bleich wie dieser Birke Stamm,
An die er halb sich lehnt; und mit dem Auge,
Kalt-glänzend wie das Eis, das überdeckt
Den tückevollen Loch, mit blasser Lippe,
Die stets gekrümmt von einem Schlangenlächeln –
Wer könnt' es sein, als Ruthven, der Verräther?
Er scheint mit flammenrothem Bart und Locken
Dem Aberglauben wohl ein Sohn der Hölle.
Und sicher gleicht er, in dem Gegensatz
Zum Löwen Murray einem glatten Tiger,
Der Beute Blut schon schlürfend mit dem Auge.
Umsonst dort drüben unter Waffen steht
Das Häuflein treu-ergebener Vasallen,
Umsonst der Schurke Bothwell prahlt und schwört.
Und schon auf ihrem weißen Zelter naht
Die schönste Maid im Hoch- und Niederland,
Sich zu ergeben hier dem rauhen Arm
Der höhnenden und trotzenden Rebellen.
Und welche Zelte seh ich ragen rings
Auf Prestonpans' Gefilde? Bunt Gewimmel
Hüben, wie drüben! Feinde sicher stehn
Sich gegenüber. Doch warum und wer?
Die Wache dort des einen Lagers zeigt
Des Königs Scharlach. Bajonnette blitzen,
Dragoner trällernd bei den Rossen stehn
Und an dem Rohr der Kanonier sich reckt.
Es ist die Macht von England hier vereint,
Roß, Reisige und Geschütz, zur Gegenwehr
Und Unterdrückung des Rebellenschwarms,
Der selbst des »wahren Königs« Heer sich nennt,
Der Hochlandsclane in des Stuart Sache.
Wie lustig und wie stolz Hannovers Heer!
Wie faul und stolz im Zelte schnarcht Jon Cope!
Der Morgen sehen wird ein andres Bild,
Wenn unter Doppel-Kriegsgeschrei der Schaaren:
»Hier für Hannover und den König George!«
»Hier für die Stuarts und Carl Eduard!«
Der Clane dichtgedrängte Masse stürzt,
Gleich wie ein Felsblock aus dem Katapult,
Zermalmend durch die Linien der Rothen,
Bis nur ein Wald von Blitzen, die empor
Im Takte zucken und dann niederrasseln,
Sich über'm Haupt der Streiter hebt und senkt:
Die tausend Claymores, die vernichtenden,
Durchhauend jählings aller Ordnung Ketten.
Der Tartschen Dröhnen und der Beile Krach,
Der scharfen Dolche Reiben an den Panzern,
Der Hochlandbüchsen Knattern, das Geroll
Des Peletonfen'rs und der Donnerrohre,
Der Rosse Schnauben, Spruhn' der Bajonnette!
Und dann nur eine wirre wilde Flucht
Und alle Fahnen Englands sind zerbrochen
Und all sein Scharlach wird beströmt von Blut!
Das Thal der Esk.
Roslyn, umschlungen von dem weichen Arm
Der sanften Esk, die lieblich kosend tanzt
Mit leichtem Schritte durch den grünen Rain!
Und ihre Silberstimme, halbgedämpft
Durchs mahnende Geräusch der greisen Fichten,
Den Berg hinan halb melancholisch schwebt,
Gleich Nachhall eines Lieds aus alter Zeit,
Das hier ein Minstrel sang in
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