Groheim - Stadt der Magier (German Edition)
Stein. Nachdem er nicht mehr von einem normalen Granitstein zu unterscheiden war, löste er ihn von dem menschengroßen Stein und warf ihn achtlos zu Boden. Das Licht der Säule wurde heller und sie leuchtete nun so stark, dass sie den Raum in bronzenes Licht tauchte.
„Es ist vollbracht. Nun könnt Ihr ihnen erzählen, wie sehr man sie betrog“, sagte Suliman. „Herr, ich hätte eine Frage, oder eher eine Bitte.“
„Sprich, du hast mir bisher gut gedient und auch diese Aufgabe erfüllt. Also was begehrst du?“, erwiderte Ishfashir. Suliman sah ihn mit seinen braunen, kalten Augen an.
„Ich schlage vor, den Magierorden zu säubern. Er sollte gereinigt werden von denen, die die neue Ordnung nicht akzeptieren. Ich selbst biete mich an, dies zu tun und Euch einen neuen Orden zu schaffen“, erklärte er. Ishfashir sah die Hoffnung in den kalten Augen. Die Gier. Er nickte, denn er fürchtete Suliman nicht. Seine Gier machte ihn furchtbar berechenbar.
„Ich werde den Vorschlag bedenken, doch vorerst muss ich das Volk befrieden. Es soll von uns verlangen die Magier loszuwerden“, erklärte Ishfashir. Es soll stets glauben, die Gewalt nun in Händen zu halten, fügte er in Gedanken hinzu. Er lachte boshaft. „Du wirst deinen eigenen Orden bekommen“, versprach er.
*
Lilarif führte sie tief in die Siedlung herein, bald erreichten sie den Hang des Hraga-Gebirges. Immer wieder war der schrille Schrei einer Eisbestie in den dunstigen Wolken über ihnen zu hören. Doch keine der Kreaturen war mehr als nur schemenhaft zu sehen.
Vor ihnen tat sich der Berg auf. Ein gewaltiger, mehrere Mannslängen breiter Riss war mitten im Felsmassiv zu sehen. Ein gepflasterter Pfad führte hinein.
„Das ist das alte Bergwerk und die Festung ‚Amungarta‘“, erklärte Lilarif. Während sie den Weg hinaufgingen, lichtete sich der Nebel. Er schien nicht in die Felsspalte hineinzureichen. Überall waren hier ganze Gebäude aus dem Fels gehauen worden, mehrstöckige Bauten, die mit ihren Rückwänden mit dem Bergmassiv verschmolzen. Grogarda überlegte, wie viele Menschen hier gelebt haben mussten, gemessen an dem, was er bereits gesehen hatte.
Linga schien ähnliche Überlegungen anzustellen, denn er fragte: „Lilarif, wie viele konnten eigentlich gerettet werden, als die Bestien angriffen?“
Lilarif blickte ihn traurig an. „Zu wenige. Vielleicht zweihundert, nur ein Bruchteil der Bevölkerung.“
Plötzlich hörten sie ein Geräusch. Ein Knirschen von einem Stein auf einem anderen. Oder war es eine Eisbestie, irgendjemand, der über die Felsen lief?
„Still jetzt, haltet eure Waffen bereit“, sagte Grogarda und legte selbst seine Hand auf den Griff seines Schwertes. Linga legte einen Pfeil auf den Bogen, bereit ihn abzufeuern.
Lilarif führte sie durch das Eingangsportal eines großen Gebäudes, das aus der Felswand herausragte und voller Verzierungen war. Ein großes Eichenportal schien einst die Tür gewesen zu sein, doch davon zeugten nur Holzsplitter auf dem Boden. Einige Schritte vom Portal entfernt lagen größere Holzbrocken, in einem steckte die Kralle einer Eisbestienklaue.
„Das ist der alte Hort des Wissens“, erklärte Lilarif Grogarda. „Hier wurden die Vanthara-Steine gelagert. Der Hort des Wissens, den wir in Furtolthara haben, ist, so sagt man, eine Nachbildung des Originals. Hier wurden Schriften und Kunstgegenstände gelagert, manches konnte gerettet werden, aber vieles ging auch verloren.“
Er führte sie durch breite Gänge mit Spitzbögen. In manchen Gängen hingen wandfüllende Teppiche, auf denen Szenen abgebildet waren. Die meisten waren erstaunlich gut erhalten und schienen regelrecht mit dünnen Eisschichten konserviert.
Schließlich erreichten sie die Tür eines Saals, in dem Kisten und Truhen lagen, teilweise kostbar verziert. Goldmünzen lagen auf dem Boden herum, einige Kisten waren umgestoßen worden. Es sah alles danach aus, als wäre der Raum überstürzt verlassen worden.
„Ihr bewacht den Eingang“, befahl Grogarda an Drengir, Einaug und Rangnar gerichtet. Er selbst begann mit Linga und Lilarif zusammen die Kisten zu durchsuchen.
„Hier“, rief Lilarif. In der seltsamen Stille, die auf dem Gebäude lastete, wirkte es unangenehm laut.
Grogarda und Linga eilten zu ihm. Die Kiste war bis zum Rand mit faustgroßen Vanthara-Steinen gefüllt. Ihr Leuchten beschien ihre Gesichter, als sie die Truhe öffneten.
„Die werden eine ganze Weile reichen“, stellte
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